Das Fenster zur Seele

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Ich saß auf meinem Bett und starrte auf die Uhr. Leider hatte ich keine Ahnung, wie der Tagesablauf auf dieser Schule aussah, deshalb wusste ich nicht, was ich tun könnte ohne auf Mensc- na ja, Mykren zu treffen.

Es klopfte an der Tür. "Luce? Ich bin's. Kann ich reinkommen?" Ich riss meinen Blick von dem Sekundenzeiger, der kontinuerlich und unaufhaltsam seine Runden drehte. "Ja, komm rein." Ich bemühte mich mehr zu reden, als ich es eigentlich täte, um normal zu wirken.

Sarah öffnete die Tür und setzte sich an den Bettrand. Eine Weile sahen wir durch den Raum, immer aneinander vorbei. "Darf ich deine Augen sehen?", fragte sie aus dem Nichts. Verwirrt schaute ich sie an. Was sollte das denn jetzt werden?

"Sie sind dunkler als früher. Fast schon schwarz geworden.", erklärte sie mir. "Was hast du erwartet?" Ihr Blick hellte sich auf. "Das!", erwiderte sie erleichtert und zerrte mich vor den Badezimmerspiegel. "Siehst du?" Ich schüttelte bloß angepisst den Kopf. "Was soll ich denn sehen?" Sie zog mich noch näher hin und deutete auf meine Iris. "Siehst du ihn nicht?"

Tatsächlich. Dort, ganz nah an meiner Pupille, stach ein kleiner hellblauer Punkt hervor. Er war so winzig, dass es locker eine Einbildung sein könnte, aber ich musste sicher sein, dass er da war. Ich weiß nicht wieso, doch es half mir ungemein diesen kleinen Punkt in meinem Auge zu sehen. Augen waren doch die Fenster zur Seele, oder? Es gab mir Hoffnung, meine Seele noch nicht gänzlich verloren zu haben. Eine Spur zu hastig drehte ich abermals an diesem Tag den Wasserhahn auf und wie erwartet begann dieser minimale Fleck zu strahlen. Er wollte zeigen, dass er da war.

Mir war, als würde er nicht nur nach außen leuchten, sondern auch in mich hinein. Als würde er versuchen mein Herz zu erreichen. Doch so weit kam er nicht.

"Na und? Dieser kleine Fleck, den man kaum erkennen kann, was hat der schon für eine Bedeutung..." "Eine große, Lucy. Mykrenaugen spiegeln deine Seele wieder. Als er hier ankam, waren Lucas' Augen auch so dunkel-" "Hör mir bloß mit Lucas auf!", brauste ich auf. Der konnte mir gestohlen bleiben.

"Du weißt, dass er dich immer noch liebt, oder nicht?", fragte sie, ohne sich von mir provozieren zu lassen. Ich biss meine Zähne zusammen. Ich konnte im Spiegel sehen, wie mein Kiefer hervortrat. 

"Er konnte nichts dafür. Woher hätte er wissen sollen, dass es deine Mom war, der er das Meth verkauft hat, und was sie dann tun würde? Du kannst ihm nicht die Schuld geben."

Nein, da hatte sie Recht. Es wurde mir nämlich wieder einmal klar, ich war daran Schuld. Hätte Mom mich nicht beschützen wollen, wäre sie gar nicht erst abhängig geworden. Lucas konnte überhaupt nichts dafür, wie Sarah gesagt hat. 

"Ich sollte mich bei ihm entschuldigen...", kam es leise aus meinem Mund, dennoch bewegte ich mich nicht. Sarah nahm meine Hand und zerrte mich raus. "Er hat gerade Unterricht. Ich bring dich hin."

Ich ließ mich mitziehen. Durch die große Fensterfront an der Vorderseite konnte ich Simon, einen anderen Jungen seines Alters und zwei Mädchen, eine erst 5 Jahre und die andere etwa 15 Jahre alt, draußen stehen sehen. Doch Sarah führte mich in Mr. White's Büro. Er war nicht da, aber sie schien das nicht zu stören, sie schob den Stuhl für Besucher beiseite und öffnete eine Falltür unter seinem Schreibtisch.

"Ist das dein Ernst?", fragte ich sie zögernd. "Ich weiß , das kommt jetzt etwas komisch rüber, aber damit er sein Myk leichter kontrollieren kann, muss es seine Umgebung heiß sein und die natürlichste Wärme ist nunmal unterirdisch.", erklärte sie schulterzuckend und schwang sich in das Loch im Boden. "Außerdem ist er alleine dort unten, also kannst du dich in Ruhe mit ihm unterhalten." Damit ließ sich in die Dunkelheit fallen und ließ mich unschlüssig zurück. 

Das war doch verrückt. Zu allem, was in den letzten zwei Tagen passiert ist, gibt es jetzt auch noch einen verdammten Kellereingang durch eine Luke unter Mr. White's Schreibtisch?! Seufzend machte ich mich daran, Sarah zu folgen und sprang ihr hinterher.


Sooooooooo. Knapp 700 Wörter sind zwar nicht sehr spektakulär, aber es ist wenigstens etwas. Und ein bisschen Inspiration hab ich über die Ferien auch wieder zusammensammeln können. Ich hoffe euch gefällt diese mega neue, noch nie verwendete Metapher von den Augen als Fenster zur Seele und ich lass so bald wie möglich wieder von mir hören.


X*x hailey

The DarkestWhere stories live. Discover now