Im Efil - Take 2

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Lucas Perspektive

Ich starrte auf die leere Fläche zwischen Ray, Kane und Estrelia. "Das ist jetzt nicht echt passiert.", stellte ich dämlicherweise mit genervter Stimme fest.

"Ich fürchte doch.", bestätigte Estrelia leise. Sie hörte sich erschöpft und resigniert an. Doch ich war nur stocksauer.

"DAMIAN!"

Meine Stimme wetterte über den See und die kleine Gruppe um mich herum zuckte zusammen. Mir wurde kurz bewusst, dass jeder dieser jungen, unerfahrenen, ängstlichen Mykren um mich herum, die ich über die letzten Jahre kennenlernen konnte, von einem Moment auf den anderen verschwinden konnte.

Doch mein Gehirn fokussierte sich sofort wieder auf Lucy, die schon vom Efil verschluckt wurde. Wer weiß, was ihr alles passieren konnte? Ich kannte Lucy besser als jeder andere und wusste, dass sie mehr Schwachpunkte hat, als sie je zugeben würde.

Aber natürlich musste mein großes, inkompetentes Brüderchen sie aus einer persönlichen Laune heraus gleich als Erste in die Hölle schicken.

"Ich glaube, dass er dir nicht so schnell antworten wird.", meinte Mr. White bedauernd. "Der Rat hat jetzt erstmal eine Menge zu tun. Und wir wissen nicht, wer als nächtes dran ist."

Ich sah mir die kleinen Mykren an, die nicht älter als 10, vielleicht 12 waren. "Das heißt wir weden jetzt einfach warten, bis womöglich sogar die Jüngsten zur Todesprüfung gerufen werden..."

"Ja....", bestätigte Estrelia sanft. "Jetzt heißt es warten."

~~~~~~~~~

"Ich halte das nicht mehr aus.", grummelte ich ungeduldig. Mein Bein wackelte nervös auf und ab.

Wir saßen alle gesammelt in der Cafeteria um die weißen Tische herum, wo wir vor einigen Stunden erst noch mit Lucy diskutiert hatten, was mit Melea und ihr passiert war.

"Du kennst sie Lucas. Ihr geht es bestimmt gut... oder zumindest nicht furchtbar.", versuchte Sarah mich zu beruhigen. Sie saß an meinem Tisch, mitsamt Angel, Simon, Mark und Ethan. "Sie ist ziemlich stark, weißt du.", bemerkte Angel.

Sie war normalerweise sehr still und in sich gekehrt, aber nicht schüchtern. Sie und Mark hingen oft zusammen ab, irgendwie schien sie etwas zu verbinden. Vielleicht sind es ihre schwarzen Klamotten, vielleicht aber auch ihre Emo-Einstellung. Wer weiß.

Simon nickte nebenbei zustimmend. Er sah schon immer aus wie ein Ball aus Sonnenschein. Ich blickte ihn nachdenklich an. Hoffentlich wurde er nicht in den Efil geschickt. Er war jung und ich wollte nicht, dass er dazu gezwungen wird, genauso schnell wie ich und Lucy erwachsen zu werden...

Und dann war da noch Ethan. Er war noch stiller als Angel. Durch seine schillernden, metallenen Farbmuster in Haaren und Iris fiel er selbst bei uns ein wenig mehr auf als die anderen, abgesehen von Melody natürlich. Ich denke, ihn störte diese Auffälligkeit, deshalb blieb er so ruhig und distanziert. Er war für uns alle ein Rätsel, außer vielleicht für Adam, der erstaunlicherweise am anderen Tisch saß.

"Vielleicht besser als jeder andere.", kam ich auf Angel zurück und starrte dunkel in die Tasse heiße Schokolade, die unsere Köchin für alle gemacht hatte. Sie saß jetzt mit dem Ehepaar White auf der Couch im hinteren Teil des Raumes.

"Es geht mich zwar vielleicht nichts an..." Alle am Tisch sahen erstaunt auf Ethan. "...aber wer ist sie genau? Was hat sie mit euch zu tun und nach allem, was wir anderen stückchenweise mitbekommen haben - was glaubt ihr, erwartet sie im Efil?"

"Du hast recht, das geht dich eigentlich nichts an.", schnappte ich, bevor Sarah mir einen tadelnden Blick zuwarf. Eigentlich war ich auch nicht so wütend und unhöflich zu den anderen Mykren im Internat, höchstens temparentvoll oder launisch, aber normalerweise verstand ich mich mit jedem gut. Bis Lucy aufgetaucht ist.

The DarkestWhere stories live. Discover now