Kapitel 5: Ferien

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Kapitel 5: Ferien

Dass Sirius' Tod war nicht schlimm für ihn. Im Gegenteil, es war, als könne er mit einem Teil der Vergangenheit abschließen, die ihn viel zu lange belastet hatte. Mit Rae redete er nicht über Sirius' Tod. Er wusste nicht, ob sie es beide oder nur einer es unterbewusst vermied, oder ob es einfach nicht dazu kam. Aber er konnte ihr ansehen, dass sie traurig war. Sirius war kein schlechter Freund gewesen, das wusste er, aber als Feind war er unerträglich. In diesen Sommerferien hatten Arn und Rae mehr Kontakt als je zuvor. Rae blieb den ganzen Sommer bei ihren Eltern und er besuchte sie fast jeden Tag in Form des Adlers.
„Hermine, war das da draußen gerade ein Adler?", fragte ihre Mutter erstaunt, als sie aus dem Küchenfenster in den Vorgarten geblickt hatte, wo eben jener Adler es sich auf dem Gartenzaun bequem gemacht hatte und nachdem Hermine sich von ihm abgewandt hatte, mit großen Schwingen davonflog.
„Ja", sagte ihre Tochter und lächelte. „Er ist so zutraulich, dass ich selbst ganz erstaunt bin."
„Dabei ist es doch äußerst ungewöhnlich einen Raubvogel in einer Vorstadt wie hier zu sehen", stellte Mrs. Granger fest.
„Vielleicht ist er ein Zuchttier und irgendwo ausgebüchst", mutmaßte Hermine.
„Hm", machte ihre Mutter und kümmerte sich weiter um die Steuerbescheinigung.

Aber was machten Arn und Rae die ganze Zeit, in der sie sich sahen? Wenn Hermine manchmal in den nahe gelegenen Wald ging, verwandelte er sich sogar zurück und sie redeten über dieses und jenes, sie redeten über alles, was ihnen in den Kopf kam. Manchmal erzählte Arn von all den Pflanzen in diesem Wald, die alle unterschiedlichen Namen trugen. Manchmal erzählte sie ihm von den Büchern, die sie las. Das gute an ihrer Freundschaft war, dass sie einander irgendwie alles erzählen konnten, ohne, dass ihnen langweilig wurde. Vielleicht, weil sie die Zuneigung des jeweils anderen zu sehr genossen, um über manche eigenen Desinteressen hinweg sehen zu können. Vielleicht auch, weil sie wussten, dass sie zu nichts verpflichtet waren in dieser Freundschaft, weil es nur eine Art Illusion war, denn sie bestand nur zwischen Rae und Arn.
Er brachte ihr neue Zauber bei, starke Zauber, die eigentlich schwarze Magie waren. Sie lernte sie nur, sie zauberte nicht. Erstens weil ihr sonst drohte, der Zauberstab fortgenommen zu werden, da sie außerhalb von Hogwarts war und zweitens, weil sie momentan auch nicht bereit war, schwarze Magie zu lernen. Dafür brachte sie ihm bei, noch mehr über sich selbst nachzudenken.
Er erzählte ihr von dem unbrechbaren Schwur, den Snape verpflichtet gewesen war, aus zu führen. Er erzählte ihr, dass er sich damit unwohl fühlte, sich dem nicht gewachsen. Er erzählte ihr, dass Dumbledore nach etwas suchte und dass er sich mit einem schwarzen Fluch infiziert hatte, dass Snape nun dafür zuständig war, sich um ihn zu kümmern, dass er merkte, wie die Zeit verging und dunkler wurde, dass der dunkle Lord immer öfter nach ihm rief und er ließ Arn und Severus Snape verschwimmen, ließ sie zu einer Person werden, legte beide Masken übereinander.
Und Rae hörte zu, sie Sorgte sich um ihn und um sich, weil sie wusste, dass sie dem nicht gewachsen waren, aber wenn er sprach, nahm sie seine Hand und strich sanft darüber, damit er wusste, er war nicht allein.
„Wenn ich an einen Menschen glaube, der irgendwie alles wieder grade biegen kann, dann bist du das, Arn", sagte sie einmal. Er wurde sauer und flog ein paar Runden. Als er zurück kam sagte er: „Ich glaube, ich habe dich nicht verdient und doch bist du hier."
Auch sie redete von ihren Sorgen, dass sie merkte, wie wichtig ihr Ron geworden war und dass ihr diese junge Verliebtheit falsch vorkam angesichts der Tatsachen, die ihnen bevorstanden. Sie erzählte ihm, dass sie Angst um ihre Eltern hatte, dass sie sich fragte, wie sie da unbeschadet raus geraten könnten, sie sagte, sie hatte Stress allen Schulstoff vorzuarbeiten, weil sie immer in Gedanken war. Ihr setzte viel zu und sie fragte sich, ob nun jedes Jahr ein weiterer wichtiger Mensch in ihrem Leben sterben würde. Sie fragte, was er vom Tod hielt, ob dieser wohl gut war, oder böse. Er meinte, der Tod trägt keine Absicht, nur Verantwortung.


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