9 Maman!

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Yoongi wachte mit unglaublichen Nackenschmerzen und dem Gewissen, dass er in wenigen Tagen bereits wieder in Korea sitzen würde auf. Einerseits war er ja echt glücklich darüber, weil er endlich nicht mehr in diesem verdreckten Bus sitzen musste. Andererseits bedeutete das das Ende der Ferien, dann müsste er wieder lernen und Hoseok würde wieder jeden Tag vorbeikommen.

Er wollte den Tag dennoch so schnell wie möglich hinter sich bringen. Langsam war er eben zu alt für Familienurlaube. Sein Vater behandelte ihn wie einen kleinen Jungen, seine Mutter beachtete ihn nicht, weil er ja alt genug war. Toll danke dafür, denn er konnte sich komplett ohne Geld ja kein Essen kaufen, aber das wusste seine Mutter ja schließlich nicht.

Seufzend schmiss er sich auf dem Beifahrersitz, nachdem er endlich all seine Sachen so verstaut hatte, dass sie weiterfahren konnten. "Danke nochmal, dass du heute vorne sitzt, damit ich mich etwas ausruhen kann." Yoongi nickte und kramte sein Handy heraus, er würde die Qualen von Periodenkrämpfen wahrscheinlich nie verstehen, vielleicht auch besser so. "Stört es wenn ich eventuell telefonieren?", murmelte er, als er Jimins Kontakt anstarrte.

"Nein, alles gut und deine Mutter schläft schon. Mit wem denn?" "Jimin.", war Yoongis knappe Antwort, ehe er dem Siebzehnjährigen schrieb. Erst 'gut geschlafen' und so was, dann unterhielten sie sich kurz über Yoongis Studiengang. Dann summte plötzlich sein Handy und der Anruf des Franzosen ploppte auf. Verdutzt ließ Yoongi es kurz klingeln, nahm aber ab, ehe sein Vater komisch gucken konnte.

"Hey.", hauchte Yoongi leise ins Mikrofon und Jimin antwortete mit einem fröhlichen: "Bonjour. Ich kann nicht schreiben, ich muss gleich los, deswegen telefonieren ich mit dir." Jimins Stimmte stockte, verlor aber nicht an Fröhlichkeit. "Wo bist du?", fragte Jimin und wahrscheinlich suchte er gerade seine Sachen zusammen, weshalb man aufgeregte Schritte hörte.

"Im Auto, wir fahren gerade wieder Richtung Grenze, übernachten aber zwischendurch nochmal." Yoongis Blick ging zu seinem Vater, der ihm ein wissendes Lächeln zuwarf. "Schön.", meinte Jimin, schien plötzlich nicht mehr besonders aufmerksam, "Warte." Yoongi machte kein Geräusch, dann hörte er eine Frauenstimme, wahrscheinlich auf französisch etwas sagen. Jimin antwortete mit: "Je suis au téléphone et je dois y aller. Je ne peux pas faire ça, Sori. Maman!" Das Wort für Mama klang so niedlich, dass Yoongi leise in seinen Pullover kicherte, nicht auf Blicke seines Vaters achtend.

"Maman", wiederholte er nicht so elegant. Jimin sagte noch ein paar genervte Worte, soweit Yoongi das beurteilen konnte, dann wendete er sich wieder Yoongi zu. "Nicht nachmachen." "Maman." "Hey!" Yoongi lachte und Jimin stimmte nach kurzem mit ein. "Du bist süß.", murmelte Yoongi und drückte sich etwas weiter in den Autositz. "No, but you are." Jimin gähnte schläfrig und murmelte irgendwelche unverständlichen, französischen Wörter vor sich her. "Müde?" "Ja, ganz viel und du?" "Etwas." Normalerweise mochte Yoongi es nicht, wenn es so still war, aber er sah es heute nicht als ein negatives Zeichen an. Jimin schien sowieso sich gerade fertig zu machen und wahrscheinlich bemerkte er die Stille, deswegen nicht sofort.

Yoongi gefiel es, ihm einfach beim atmen zuzuhören und sonst nichts zu tun. Aber die Beiden kannten sich nicht und das wusste Yoongi, auch wenn Jimin echt toll schien, hatte Hoseok Recht. Erstens sie waren viel zu weit weg und Zweitens Jimin war einfach nur ein fremder, gutaussehender Franzose. Und vielelicht hatte Hoseok auch recht damit, dass die Leute im Westen alle Arschlöcher waren. Jimin unterhielt sich ab und zu kurz mit seiner Mutter ehe er die Tür hinter sich zu schlug.

"Jeongguk und Taehyung warten.", murmelte Jimin, gähnte ein weiteres Mal ausgiebig, trotzdem wirkte seine Stimme fröhlich. Als hätte er keinen Stress, obwohl er die ganze Zeit hin und her hetzte. "Deine Freunde richtig?" "Ja." Jimins Schritte hörte er durch das Telefon und dieser musste nun auch draußen sein, da Yoongi die Autos fahren hörte. Sie telefonierten eine weitere halbe Stunde, bis Jimin vor dem Burger Laden stand und leider auflegen musste. Dann lehnte sich Yoongi seufzend nach hinten und schloss seine Augen.

Der Tag verging viel zu schnell und Yoongi fand sich irgendwann abends vor dem Kleinbus sitzend vor. Er war einfach nur verdammt erschöpft von der ganzen Autofahrt und zu allem Überfluss hatte er sich auch noch ziemlich heftig mit seiner Mutter gestritten. Deswegen saß er jetzt auch alleine hier, während seine Eltern runter in die Stadt gelaufen waren. Yoongi drehte sein Handy unruhig in der Hand herum, die Wut von dem Streit ließ ihn immer noch nicht los. Am liebsten würde er einfach hier nach Europa ziehen, damit seine Mutter ja sah, wie gut er alleine klar kam.

Er hatte sich in den nächsten Stunden nicht getraut Jimin anzuschreiben und der Franzose hatte es ebenfalls nicht getan. Nichtmal mit Hoseok hatte er schreiben können. Irgendwie fing der Tag echt gut an, mit dem Telefonat, aber dann war irgendwie alles schief gelaufen. Sein Vater stand natürlich von Anfang an auf der Seite seiner Mutter und bereits vor dem Streit, hatte er versucht ihn auszutragen über alles. Yoongi seufzte und schaute in den sternenreichen Himmel. Morgen würde es besser werden, er hoffte es würde besser werden.

Burger Boy | YoonminWhere stories live. Discover now