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Das ist letztes Jahr passiert.
Letztes Jahr, da war ich noch 8.

Jetzt war ich 9 und die nächste Nacht ist erneut die des 24ten. Genau vor einem Jahr hatte ich diesen seltsamen Jungen im Wohnzimmer gesehen. Der mit den spitzen Ohren und der Weihnachtskleidung. Anders kann ich nicht beschreiben, was ich da gesehen hatte.

Mama hatte mich ins Bett gebracht, das Fenster geschlossen und auf einmal war es schon morgens gewesen. Papa weckte mich, wir gingen ins Wohnzimmer und packten die Geschenke aus. Sie hatten ordentlich unter dem Baum gestanden, manche gestapelt, manche nicht.

Ich konnte mich nicht einmal über die Geschenke freuen. Die ganze Zeit über blickte ich zu der Stelle hinter dem Weihnachtsbaum hinunter, an der sich dieser fremde Junge mit den spitzen Ohren in der Nacht versteckt hatte. Es war sicher ein Elf, anders konnte ich mir das nicht erklären. 
Seitdem zweifelte ich daran, ob ich das alles nur geträumt hatte. Vielleicht war ich schlafgewandelt, stellte mir das in meiner Fantasie vor. Nur fühlte es sich bis heute zu real an, als dass es nur ein einfacher Traum gewesen sein konnte.

-

Still lag ich in meinem Bett, hörte Mama im Flur rumlaufen, bis sie die Tür öffnete und hinein kam und mich mit einem Lächeln ansah. Ich hatte ihr nie etwas von der letzten Weihnachtsnacht erzählt. Von dem Elfen hinter dem Weihnachtsbaum und wie dieser durch mein Fenster geflohen war. Sie hätten mir nicht geglaubt, egal was ich ihnen erzählt hätte.

"Na, mein Schatz?", lächelte sie mich an und setzte sich zu mir ans Bett. "Heute Nacht kommt der Weihnachtsmann. Freust du dich schon?" Ich wollte den Mund aufmachen und darauf antworten, aber ich schloss ihn wieder und nickte zögernd. Schweigend musterte ich ihre langen Haare und hörte meine Schwester und Papa vom Nebenzimmer aus miteinander sprechen. Ich wollte Mama nicht wieder die Laune mit meinen negativen Worten kaputt machen, also sagte ich nichts dazu.
Denn insgeheim wusste sie ja, dass ich nicht an den Weihnachtsmann glaubte.

"Das freut mich. Sei ein guter Junge und schlaf jetzt, ja? Es ist schon spät."
"Hat Taehwa schon die Kekse aufgestellt?"
"Ja, und die Milch auch."

Ich nickte. Mama strich mir durchs Haar, stand vom Bett auf und verließ das Zimmer, ohne die Lichterketten auszumachen. Seufzend drehte ich mich auf die Seite, ließ meinen Blick herumschweifen. Die Lichter änderten immer wieder die Farben, mal rot, mal grün, mal blau. Ich richtete mich auf, stieg vom Bett runter und öffnete langsam meine Tür. Im Flur brannte Licht, die Zimmertür meiner Schwester war angelehnt. Ich hörte sie sprechen, Mama und Papa waren bei ihr.

"Was denkst du, Taehwa. Warst du dieses Jahr ein braves Mädchen?" Ich traute mich nicht durch den Türspalt zu schauen, vielleicht konnten sie mich dann entdecken. "Ja! Papa sagt immer, dass ich ein braves Mädchen bin. Und als mein erster Zahn letzte Woche ausgefallen ist war ich auch ganz lieb und hab ihn direkt unter das Kissen gelegt!"

Ich hörte Mama und Papa etwas lachen. Taehwas Bett knarzte, die Lichterketten wurden ausgemacht und Mama drückte meiner Schwester einen lauten Kuss auf die Wange. Langsam ließ ich meine Schultern hängen, sah nur still auf das Holz der Tür und ging langsam wieder zu meinem Zimmer.

"Das ist schön. Jetzt mach die Augen zu, ja? Du möchtest doch, dass der Weihnachtsmann kommt?"

Ohne einen Ton zu machen, schloss ich die Tür und legte mich ins Bett. Schwer atmend drehte ich mich auf die Seite, musterte die Lichterketten und bemerkte, wie meine Sicht verschwamm. Langsam geriet ich in einen leichten Schlaf und wurde einige Zeit später geweckt, als ich ein leises Poltern von außerhalb wahrnahm.

Santa Stop Here!Where stories live. Discover now