"Alles okay?"
"Ja", antwortete ich knapp und zog Yoongis Decke höher, bis zu meinem Kinn.
Wir schlafen in einem Zimmer. Sein Kinderzimmer, um genauer zu sein.
Nachdem ich beim Abendessen kurz verschwunden bin und dann wieder gekommen bin, hat die Familie Min mich zwar besorgt angesehen, doch zu meinem Glück haben sie bemerkt, dass ich nicht darüber reden will. So haben die drei über Gott und die Welt gesprochen und ich saß dort und merkte, wie meine Laune immer schlechter wurde. Deprimierter.
Trotzdem hat mein Herz schneller geklopft, als Yoongi nach der Frage, wo ich schlafe, seinen Arm um mich gelegt hat und gesagt hat, dass ich mit ihm in seinem Zimmer schlafen werde. Wirklich, das war... kribbelig.
Aber tatsächlich vermute ich, dass er das gemacht hat, um seine Eltern aufzuziehen. Provozieren. Denn diesen hat man wirklich angemerkt, wie sie dagegen sind. Sie haben drei verschiedene andere Orte vorgeschlagen und waren angespannt wie sonst was. Sie konnten es wirklich nicht verbergen, dass sie Yoongis Vorschlag nicht mochten. Jedoch war dies Yoongi egal. Er hat mich ohne groß zu reden mit ihm in sein Kinderzimmer gezogen, wo wir kurz still nebeneinander standen, ehe er etwas von einer Matratze redete und mich dann für fünf Minuten alleine ließ.
Jetzt, eine halbe Stunde später, liege ich frisch gemacht in seinem Bett. Er hat darauf bestanden, dass ich in seinem Bett schlafe, nicht auf der Matratze, da er ja selbst schon seit Wochen in meinem Bett schläft. Ich habe nicht widersprochen und habe mich hingelegt. Nach einem kurzen "gute Nacht" von beiden Seiten lagen wir zehn Minuten still dort, bis Yoongi eben diese Frage stellte. Ob es alles okay ist.
"Du kannst mit mir reden, das weißt du." Ich antwortete nicht. "Ist es, weil meine Mutter gesagt hat, du sollst Model werden?"
"Mir geht es gut."
"Jimin-"
"Schau, du sagst mir auch nicht alles, also muss ich dir überhaupt nichts sagen." Unterbrach ich ihn, sah die Wand vor mir an. Ich bereute es sofort, Yoongi angemotzt zu haben, doch blieb einfach liegen. Immerhin fühle ich mich immer noch unter dem Wetter. Yoongis Blick konnte ich an meinem Rücken spüren, selbst durch die Dunkelheit und die Decke, die mich verdeckt.
"Du musst mir nichts sagen, tut mir leid. Ich mache mir nur Sorgen." Für einige Momente war es wieder still. "Was willst du denn wissen, was ich dir nicht sage?"
Ich drehte mich um, sah ihn nun. Das Mondlicht ermöglichte uns, dass wir aneinander sehen konnten. "Was ist mit dir und deinen Eltern? Es ist offensichtlich, dass du sie provozierst und die beiden... keine Ahnung. Die verhalten sich, als würdest du gleich etwas Schlimmes tun." Ich sah ihn erwartend an. Er wird mir das sowieso nicht sagen.
"Das war wohl nicht zu übersehen", er seufzte und zögerte für ein paar Momente. "Gut, ich kann es dir sagen." Es schien, als ob er kurz wartete, dass ich verneine. Als ob. Ich will wissen, was für Familienprobleme er hat, wenn er schon so viel über mich weiß. Ich weiß gar nichts über ihn!
"Vor vier Jahren habe ich... einen Freund eingeladen, zum Übernachten." Wow, spannend. "Und der Freund hat bei mir im Zimmer geschlafen, so wie du... Nur, dass wir beide halt in meinem Bett geschlafen haben. Zusammen." Er hörte auf zu reden. Das war es?"Wie dramatisch." Ich konnte mir ein Augenrollen nicht verkneifen. "Ich schlafe oft mit Jungkook im selben Bett. Was ist falsch mit deinen Eltern, das ist doch normal? Jedenfalls nichts Schlimmes."
"Ähm, ja..." Er legte sich auf seinen Rücken. "Meine Eltern kamen in mein Zimmer und haben uns beim..." Yoongi stoppte kurz. "Okay, also sie haben uns beim Geschlechtsverkehr erwischt", kam es dann schnell aus ihm heraus. Es ist ihm wohl etwas unangenehm, mir das zu erzählen, was sehr verständlich ist.
"Oh." Yoongi drehte sich wieder zu mir. Ist er vielleicht überrascht von meiner Reaktion? Aber warum? Ich wäre überrascht, wäre Yoongi, so heiß wie er nun mal ist, noch Jungfrau. "Okay und warum... Okay? Passiert wohl. War sie deine feste Freundin?"
"Ja", bestätigte Yoongi sofort.
Was so dramatisch daran ist, verstehe ich nicht. Komisch für Eltern und Sohn, klar. Aber kann halt passieren. Warum sie aber wollen, dass Yoongi, ein erwachsener Mann, jetzt auch keinen Sex hat, verstehe ich nicht. Und... warum sind sie dann so angespannt, wenn ich dabei bin? Ich bin doch mehr als offensichtlich ein Junge.
"Nur, dass meine feste Freundin ein er war." Yoongi sprach sehr schnell.
"Huh? Was? Verstehe ich nicht." Kam es verdutzt aus mir. Seine Freundin war ein er? Was soll das heißen?
"Es war ein Typ, Jimin. Mein Freund. Männlich."
Ich konnte nicht anders, als mich rasant aufzusetzen, als ich endlich kapierte, was Yoongi mir da eigentlich sagen will. "Nein..." Das kann ich nicht glauben! Also doch aber- Oh mein Gott! Yoongi ist- Oh mein Gott, ich habe wirklich eine Chance! Ich habe eine Chance! Wie kann das sein? Danke, danke, danke an alle, die dafür gesorgt haben, dass ich tatsächlich eine Chance habe!
"Doch. Tut mir leid, ich wollte nicht... du kannst- ich kann auch im Wohnzimmer schlafen, wenn du-"
"Nein! Nein, nein, nein! Nein!" Ich stand auf. "Yoongi, nein, nein, nein, ich..." Ich merkte, ich bin jetzt vielleicht zu offensichtlich froh. Nur, weil er anscheinend wirklich homosexuell ist, wie ich seit meinen Besichtigungen seiner Zeichnungen vermutet habe, heißt das nicht, dass ich auch wirklich... eine Chance habe. Stimmt ja, er wird mich doch nie... lieben. Mögen. Heiß finden. Sex mit mir haben... oder mich einfach küssen wollen.
Ich setzte mich schnell wieder. Yoongi redete weiter. "Seitdem haben sie Angst, dass ich homosexuell bin... was ja, ähm, offenkundig der Fall ist. Immer wenn ich einen Freund mitbringe, denken sie, ich werde gleich Sex haben, was ja einfach dumm ist. Sie haben am Anfang versucht mir schnell eine Freundin zu besorgen, jedoch bin ich dann schnell ausgezogen. Die Stimmung, die du heute bemerkt hast, war Alltag. Und das für eine längere Zeit aúszuhalten... Das wollte ich mir nicht antun. Habe mir nicht mehr angetan, mit dem Umzug eben."
"Ah, ergibt Sinn." Ich legte mich wieder unter die Decke und lächelte breit. "Also nicht, dass sie dir eine Freundin aufzwingen wollen, aber... wie sie reagiert haben." Kurz war es still, dann schlug ich mir mit meiner Hand gegeben meine Stirn. "Also, nein, ich finde nicht, dass das gut ist, wie sie reagiert haben. Aber so wie sie reagiert haben-"
"Es hätte schlimmer sein können."
"Ja. Und ich- ich finde das nicht komisch. Ich... alles gut also. Nichts ist anders."
"Gut. Kommen wir jetzt zu dir."
Ah, da war ja was...
"Können wir später darüber reden?" Nuschelte ich. Die Freude, die ich gerade in mir Spüre, will ich wirklich nicht verlieren. Wann war ich das letzte Mal so froh?
"Natürlich. Gute Nacht, Jimin." Er drehte sich um, als wäre nicht gerade etwas Extremes passiert.
"Gute Nacht, Yoongi." Ich zog die Decke wieder höher und grinste heimlich weiter. "Danke", flüsterte ich dann noch, was er aber bestimmt nicht hörte.
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𝐋𝐞𝐭 𝐦𝐞 𝐛𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐦𝐮𝐬𝐞 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿ
Fanfiction»αϐgєѕϲнℓοѕѕєи« Es ist ein heißer Sommer und das Ende der 1970er in Korea. Jimins Eltern haben einen Freund der Familie für besagten Sommer aufgenommen, damit er wieder Inspiration für seine Bilder bekommt. Jimin will nichts lieber als diese Inspira...