Kapitel 23

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Am nächsten Nachmittag war dann auch schon die Abreise unserer Gäste

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Am nächsten Nachmittag war dann auch schon die Abreise unserer Gäste. Breas kleine Affäre hatte ein Ende und trotz des schwierigen Anfangs konnte man sich mit Bastien anfreunden. Auch wenn Treyton sich schon auf Anhieb mit ihm verstanden hatte. Im Gegensatz dazu war es bei meinen ›Wachhunden‹, alias Blaze und Hayden, eher schwierig. Die Anspannung war noch teilweise vorhanden.

Wir verabschiedeten uns alle vom Reisebus und Bastien kam noch einmal zu mir.

»Hey, jetzt hast du doch den Abschied, den du wolltest«, fing er mit einem Grinsen auf den Lippen an. Ich verdrehte die Augen. »Dafür war doch auch die Party. Eine zur Begrüßung und eine zum Loswerden.« Ich hoffte darauf, dass man die Ironie in dem Satz hörte.

Der schwarzhaarige Junge vor mir lächelte, und seine Grübchen kamen zum Vorschein. Ein Grübchen war wieder markanter als das andere.

»Ich weiß. Trotzdem wirst du mich vermissen, selbst wenn es nur ein winziges bisschen ist«, meinte er und hielt seinen Daumen und Zeigefinger dicht zusammen, um eine kleine Spalte anzudeuten. Ich zuckte nur mit den Schultern. »Du wirst mich mit Texten bombardieren, also kann ich das nicht genau sagen.«

Er grinste schief, und in seinen Augen war Belustigung zu erkennen. »Ich glaube, ich rufe dich öfter an, nur um dich auch hören und sehen zu können. Woher soll ich sonst wissen, dass kein Roboter mit mir schreibt?«, bemerkte er locker. »Wenn der Videoanruf nicht so peinlich wie im Krankenhaus wird«, konterte ich und bemerkte, wie seine Mundwinkel zuckten. »Du bist echt unglaublich. Bitte erinnere mich nicht daran«, seufzte Bastien und rieb sich vor Scham sein Gesicht.

Der weiße Bus zum Flughafen hupte und ich drehte mich halb dem Geräusch entgegen. Meine Freunde schauten nur zu, während Bastien selbst zwischen mir und meinen ›Wachhunden‹ hin und her blickte.

Und dann, plötzlich, spürte ich etwas Weiches an meiner Wange. Es waren seine Lippen.

»Wir sehen uns«, verabschiedete sich Bastien zwinkernd und rannte davon, um so schnell wie möglich in den Bus zu steigen. Ich stand noch wie angewurzelt da und versuchte zu verarbeiten, was passiert war. Nachdem wir diesen einen Kuss hatten, hatten wir beschlossen, dass so etwas nicht mehr vorkommen sollte. Es schien jedoch, als würde er sich dem widersetzen.

Brea und Treyton kicherten winkend dem Bus zu. Blaze stand bereits an der Bustür und wurde vom Fahrer angemeckert, weil er versucht hatte, Bastien eine überzuziehen. Halbwegs rauften sie sich sogar auf den Busstufen, sodass ein Lehrer sie zurückpfeifen musste.

Hayden hingegen war blitzschnell vor mir und nahm mein Gesicht in seine Hände. Seine Berührung war warm und ich konnte den Schock in seinen Augen erkennen. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Mein Gehirn versuchte es zu begreifen, aber ich fühlte mich wie außerhalb von mir selbst.

Als er seine Hände wegnahm, erwartete ich, dass Hayden sich wieder von mir entfernte, aber stattdessen war er in seinen eigenen Gedanken gefangen. Er wischte mit seinem Ärmel über meine Wange, als ob er den Wangenkuss von Bastien rückgängig machen könnte.

Ich stand da und konnte nur sprachlos auf seine dunkelbraunen Augen, die langen Wimpern, die Kurven seines Augenlids, die fünf Muttermale auf seiner Wange und sein weiches Kinn starren. Seine honigblonden Locken waren an den Seiten kurz geschnitten. Sie waren aber einladend und ich fragte mich, ob sie immer noch nach dem Herbst rochen.

Der Moment war wie eingefroren.

Ich wusste nicht, warum, aber ich hatte den Eindruck, dass Haydens Knopfaugen mit mir kommunizierten. Ich konnte sie einfach nicht entschlüsseln. Sie waren undurchschaubar. Ich verlor mich in ihnen. Mein Mund wurde trocken, in meinen Zehen kribbelte es und ich hatte das Gefühl, den Halt zu verlieren. Meine Beine schlotterten und ich dachte, dass ich jeden Moment zusammenklappen würde.

Ich hob meine Hand und wollte Haydens Ärmel berühren, der an meiner Wange ruhte, aber er entzog sich mir, trat einen Schritt zurück. Wieso tust du das? Bitte bleib.

Ich wollte etwas sagen... fragen, aber mein Kopf wurde wieder von Nebel umhüllt und fühlte sich leer an.

»Wir sollten zu den anderen gehen«, war das Einzige, was ich dann von Hayden hörte, als er sich von mir abwandte. Ich konnte seinen unregelmäßigen Atem hören, als er Blaze auf die Schulter klopfte und sie sich entfernten. Meine Beine gehorchten nicht. Mein Magen fühlte sich schwer an. Warum geht es mir so?

›Vielleicht hättest du einfach sterben sollen. Niemand hätte dich vermisst. Du bist und bleibst alleine.‹ Halt einfach die Klappe. Bitte sei einfach ruhig wie du es immer warst. ›Aber ich will nicht.‹ Ich hasse dich. ›Ich weiß. Aber du vergisst immer, wer ich bin. Ich bin du.‹


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More Than Me - Cardell Academy IIWhere stories live. Discover now