Kapitel 49

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Es war nichts Neues, so viel Neues von Aella zu lernen

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Es war nichts Neues, so viel Neues von Aella zu lernen. Man konnte einfach nie auslernen. Mervlyn zeigte mir wöchentlich so viel Neues, zum Beispiel Aellas erste Versuche, eine Pflanze umzutopfen. Dann war da noch sein Versuch, sie wie eine Rentnerin wirken zu lassen, als sie noch ein Kind war. Ein Foto von ihm bewies genug von der Aktion. Es war so bescheuert.

Dann hatte er auch noch Videos, in denen sie versuchte zu diskutieren, warum Rosen so langweilig sind. Sie war vielleicht elf Jahre alt. Am lustigsten aber war das Video von Aella, als Mervlyn ihr vorgaukelte, dass seine alten Freunde kommen würden. Mervlyn war nur kurz weg und fand Aella halb an der Mauer hängend. Sie war da so 14 oder 15 Jahre alt. Ich konnte mir das Grinsen nicht aus dem Gesicht vertreiben.

Aella beschwerte sich bei Mervlyn darüber, dass ihre Freunde sie immer zwicken würden oder etwas mit ihren Enkelkindern anfangen wollten. Mervlyn konnte anscheinend sehen, wie eifersüchtig ich war. Deshalb versicherte er mir, dass Aella jedes Mal verneint hätte und gleich geflüchtet wäre.

Ich konnte nicht beurteilen, ob es gut war oder ob es besser gewesen wäre, wenn ich von Anfang an verstanden hätte, dass nie etwas mehr als Freundschaft daraus werden könnte.

Und so kam es auch, dass das Schuljahr endete und die Monate ohne Aella schleppend an mir vorbeizogen.

Meine Freunde straften mich tagelang wegen meines Geheimnis mit Schweigen. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ich hätte dasselbe an ihrer Stelle getan.

Aber niemand hatte damit gerechnet, obwohl ich es hätte kommen sehen sollen, dass das Taysten-Sicherheitspersonal unser Beobachten von Aella entdeckte. Selbst nach einem heftigen Streit mit Blaze unterbanden sie es sofort. Damit war jeder Versuch, ihren Werdegang zu beobachten, hinfällig.

Ich konnte einfach nicht loslassen. Jeden Tag saß ich in der Schule in Aellas Zimmer und verlor mich in meinen Erinnerungen, grübelte über die Worte, die Aella mir gesagt hatte. Jedes einzelne Wort und jede Reaktion überdachte ich. Ich wusste nicht, ob ich mir das einbildete, aber wenn ich darüber nachdachte, schien es mir, als würde Aella mir gemischte Signale senden. Ihre Worte waren aufbauend, aber auch zweideutig, und ihre Reaktion manchmal genauso unsicher wie meine.

Mein Blick schweifte durch die Gegend. Ich saß in ihrem Zimmer, wen wunderte es schon, dass es am letzten Schultag vor den Ferien war. Ich schlug Wurzeln in dem Raum, in dem ich nicht sein sollte. Dass Treyton mich nicht verpetzt hatte, war mein Segen.

Einige Bilder hingen noch von uns allen an der Wand. Das Bett habe ich jedes Mal aufs Neue gemacht. Den Schal, den ich gefunden hatte, habe ich tausendmal gefaltet. Die Stifte habe ich immer wieder sortiert und mich gefragt, ob man merken würde, dass ich dort war.

Nimmt der Raum meinen Duft an? Wäre das schlimm? Würdest du mir verzeihen, dass ich es tatsächlich geschafft habe, deine verschlossene Schublade aufzubrechen?

Ich stand vom Bettrand auf, strich die Tagesdecke glatt und ging zum Schreibtisch. Eine Schublade voller Geheimnisse... einer Schublade mit Dingen von mir. Das Kinderbuch, meine alten Vans, getrocknete Gänseblümchen, geschriebene Worte und mehr. Zu viel. Zu viel zum hinterfragen.

Warum? Bin ich ein Geheimnis? Warum hast du das zurückgelassen? Warum mich?

Ich hockte mich vor die Schublade und öffnete sie. Jedes Mal hoffte ich, dass dort etwas für mich liegen würde. Eine Nachricht, eine klare Antwort. Doch ich fand nur all die Sachen.

Warum?

Keine Erklärung.

Würdest du mir erklären, was das alles bedeutet?

Niedergeschlagen schloss ich die Schublade. Kurz darauf stand ich mitten im Zimmer. Die ganzen Tage, Wochen und Monate, die ich hier wartend verbracht hatte, zogen an mir vorbei. Jeden Tag verbrachte ich in Erwartung. Ich wartete darauf, dass die Tür sich öffnen und Aella hereinkommen würde, aber das geschah nicht.

Sie kam nicht.

Ich wartete. Nichts änderte sich. Ich wartete immer noch.

Ich wartete darauf, dass Aella die Tür öffnete, am Eingang stehen blieb und mich erst skeptisch anstarrte, bevor sie einen blöden Spruch rausließ, der mich innerlich zum Grinsen brachte.

Das war nicht so. Ich wartete.

Ich wartete darauf, dass sie gesund zurückkommt. Aber das war nicht so.

Ich wartete einfach.

Ich vertraute darauf.

Ich sehnte mich danach, dass der vertraute Duft den Raum erfüllte, doch er verblasste allmählich und wurde zu einer Erinnerung.

Ich warte bedingungslos auf dich.


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More Than Me - Cardell Academy IIWhere stories live. Discover now