Ungefähr zwanzig Minuten später parkt Ethan auf einem grossen Parkplatz. Es sind bereits viele Leute da. «Da geht ihr zur Schule?», frage ich. Das Gelände sieht riesig aus. «Ich gehe nicht mehr hier zur Schule, aber die Zwillinge und Aiden sind noch hier.», antwortet er mir. Er schaut mich angespannt an. «Würdest du bitte noch zwei Bisse von deinem Burger essen?». Ich kaue auf meiner Lippe rum. Zwei Bisse sollten gehen, obwohl ich sehr nervös bin, wenn ich daran denke, dass wir gleich in diese Menschenmenge gehen. «Ich versuche es.», flüstere ich beschämt. Sobald es ums Essen geht, schäme ich mich richtig.
Er drückt mir den Burger in die Hand. Ich schaue aus dem Fenster und nehme einen Bissen. Um die unangenehme Stille zu unterbrechen, schaltet Ethan irgendeine Musikplaylist an. Ich kaue lange. Dann schlucke ich und verdränge den Gedanken an die Kalorien. Und noch einen zweiten Biss. Sobald ich abgebissen habe, lege ich den Burger wieder in die Verpackung und lege ihn weg. Ethan lächelt mich stolz an. Sobald ich runtergeschluckt habe, öffnet er die Tür und steigt aus. Ich tue es ihm gleich.
Nervös schaue ich all die Menschen an, die neben uns vorbeigehen. Viele von ihnen gehen wahrscheinlich hier zur Schule und kennen sich. Und ich kenne niemanden bis auf meine Brüder. «Bleib einfach immer bei mir, okay?», fragt mich Ethan, der wahrscheinlich meine Nervosität wieder bemerkt hat. «Okay», flüstere ich als Antwort. Zusammen gehen wir zur Tribüne. Ethan führt mich zu einem Platz auf der Tribüne, wo wir gute Aussicht haben. Er lässt mich Platz nehmen. Ich spüre den Drang mich zu übergeben. Aber ich traue mich sicher nicht, hier alleine aufs Klo zu gehen. Also lenke ich mich mit meinem Haargummi ab.
«Heey, alles klar bei dir, hab dich schon lange nicht mehr gesehen!», ein grosser Junge kommt auf uns zu. Ich glaube ich habe ihn schon mal am Strand gesehen. «Ah und Mirja ist ja auch da.», er lächelt mich an und will mich umarmen. Unauffällig rutsche ich von ihm weg. Er merkt es jedoch nicht und umarmt mich und hält mich lange fest. Ich zittere ein wenig. Er scheint es bemerkt zu haben, denn er löst sich schnell wieder von mir und wirft mir einen neugierigen Blick zu. «Hi William, hi Liam», begrüsst mein Bruder seine Kumpel, die nun auch zu uns gestossen sind. «Mirja heisst jetzt Louisa, bitte sprecht sie nur noch so an.» Die beiden nicken sichtlich verwirrt. William will mich auch umarmen, als Liam ihn anstupst und leicht den Kopf schüttelt. Verwirrt sieht er ihn an. «Was?», fragt er. «Machs nicht.», antwortet er einfach. William ist nun noch mehr verwirrt und zuckt mit den Schultern. Und umarmt mich dann. Mein Herz rast noch schneller. «Ist neben dir noch frei Louisa?,» fragt William. Leider ja, aber ich fühle mich in seiner Nähe nicht wirklich wohl. Da er aber offensichtlich hören will, dass frei ist, nicke ich. Sitze aber sehr versteift da. Die drei Jungs sprechen zusammen und ich mustere die Umgebung.
Bald darauf geht es auch schon los und die Cheerleader kommen auf das Feld. Wow. Wie beeindruckend ihre Performance ist. Alle sind synchron und die Hebefiguren sind sehr bemerkenswert! Das möchte ich auch können. Kurz darauf kommen auch schon die Spieler rein. Verzweifelt suche ich Aiden. «Aiden trägt die Nummer fünf.», flüstert mir Ethan zu, als ob er meine Gedanken gehört hätte. Ich nicke dankend.
Und dann kommt der Anpfiff und das Spiel geht los. Es ist extrem spannend und gleichzeitig bin ich auch sehr froh, dass ich nicht auf dem Feld stehe und spielen muss. Das ist mir zu brutal. Aiden hat bis jetzt gut gespielt. Er konnte viele Angriffe abblocken. Ohne ihn hätte das starke Gegnerteam bestimmt einige Punkte machen können.
Als zur Pause abgepfiffen wird steht immer noch null zu null. Sofort stehe ich auf. Ich sehe sofort zu meinem Bruder. «Kann ich zur Toilette?», frage ich Ethan leise und unbehaglich. «Sprache.», weist er mich streng daraufhin, dass ich deutsch gesprochen habe, jedoch ohne mich anzuschauen. «Sorry.», entschuldige ich mich. «Es ist gleich dort um die Ecke und dann, wenn du das Tor siehst, links.», erklärt er mir. Unsicher beisse ich auf meiner Lippe rum. Wie gerne würde ich ihn fragen, ob er mitkommen kann, aber das traue ich mich nicht. «Danke», sage ich leise und gehe richtig Toilette. «Ich komme gleich nach.», höre ich noch Ethan hinter mir rufen.
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Meine neue Familie
Teen FictionWarnung! In dieser Geschichte sind Ritzen und Magersucht eins der Hauptthemen! Begleitet Mirja auf ihrem Weg in ihre neue Familie. Als ich mit meiner Familie aus den Ferien zurück flog, kam plötzlich ein fremder, junger, gutaussehender Mann auf uns...