Kapitel 4

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Kapitel 4 

„Von Theumer, interessanter Nachname" ich grinste „Mein Nachname ist nichts gegen deinen von Klehmten-Bieling" er grinste mich auch an „Jaja, ihr mit euren von Nachnamen, aber wetten du errätst den Nachnamen von Maxi hier niemals" sie schaute mich auffordernd an, ich überlegte „Um was wetten wir?" „Der Verlierer muss eine Flasche Wünsch-dir-was-Brause trinken, natürlich darf der andere den Geschmack bestimmen" ich schlug bei der Unerschrockenen ein und grinste. „Abgemacht!" „Ok, einen Tipp: Er ist die lange Form einer Abkürzung" „Wie viele Versuche habe ich?" „Einen" „Gut", ich lehnte mich ein Stück weg und betrachtete ihn, seinen Nachnamen zu wissen war nicht schwer, wenn man wusste wer sein Vater war und ich wusste das natürlich. Kontakte knüpfen und pflegen ist das Motto meiner Eltern, dadurch kannte ich schon ein paar große Namen, natürlich auch Theodor Maximilian. Allein der Fakt, das Maxi und Markus mit ihrem Neffen in einer Mannschaft spielten, gab meiner Mutter Anlass mir vorzuhalten, dass ich nichts mit ihnen zu tun haben sollte. Über die Familie von Klehmten-Bieling sollte man ja nur gutes denken.


„Du heißt Maximilian oder?" „Ja so ist mein Vor-" „und Nachname" unterbrach ich ihn. „Woher?" mit einem mehr als erstauntem Gesicht schauten mich alle an, alle außer Raban. Er wusste natürlich das ich ein paar vom Namen her kannte und zwinkerte mir zu, bevor er Vanessa einen Mitleidigen Seitenblick zu warf. „Vorsicht Nessi" warnte er sie „Ihre Haarfarbe ist Programm" „Wie meinst du das?" Vanessa zog die Stirn kraus „Naja, mit was verbindet ihr rote Haare? Mit dem Teufel"

„Im Moment ist der Teufel aber krank, hat sich in der Hölle erkältet" „In der Hölle erkältet?" Maxi schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Ja vor drei Tagen bin ich im schlimmsten Regenschauer des Monats Motorrad gefahren, und selbst die Hölle erfriert in Gegenwart meine Mutter" Ich lächelte schwach „Den Soccer Contest kann ich vergessen, aber wir werden uns trotzdem beim Endspiel begegnen, nur halt...anders. Aber jetzt zu der Wette, wo ist die Wunderbrause Cousin?"

„So kenn ich dich, immer Aufmerksam!" er erklärte mir das Prinzip der Flasche und ich rubbelte am Etikett, ich drehte mich um und sprach leise: „Ich wünsche mir Erdbeer-Himbeer-Schokoladenbrause" Ich drehte mich wieder um und kippte fast nach hinten, aber Maxi hielt mich fest „Danke, mein Gleichgewicht ist, wenn ich krank bin echt schlimm" „Immer wieder gerne" ohne das es jemand anderes gehört hat flüsterte er „Aber wir wissen beide, dass du absichtlich eine gute Mischung gewählt habt", genau so leise erwiderte ich „Ihr tut mir einfach leid" und stellte die Flasche vor der Unerschrockenen ab „Bitteschön" und lehnte mich wieder zurück.

Skeptisch begutachtete sie die Flasche, aus den Augenwinkeln sah ich wie Maxi gegen ein Grinsen ankämpfte, natürlich er wusste bereits um den Geschmack. Vanessa öffnete die Flache mit einem Blopp und nahm einen Schluck, sofort erhellte sich ihr Gesicht. „Das ist gut" „Irgendwo her kenne ich diesen Satz" Joschka deutete auf die andere Flasche „Aber das ist besser!" versicherte Vanessa mir. Ich lachte nur „Ich kann doch nicht unsere Gegner raus ekeln, schonmal was von Gastfreundschaft gehört?" „Naja, die kommt bei den anderen Wölfen wohl nicht an erster Stelle" Marlon schüttete den Kopf „Sorry, tut mir echt leid, aber es ist Selbstschutz, vor einem Jahr begann hier der Terror und er wird auch dieses Jahr kommen" „Wie meinst du das?" Nerv schaute mich mit großen Augen an „Würde mich auch interessieren und warum wollte Erik mit Leon allein reden?" Marlon schaute mich prüfend an. Ich seufzte nur und ein trauriger Ausdruck trat auf mein Gesicht „Ich bin nicht die richtige Person um euch es zusagen, nur eins: Bleibt wachsam"

Ich spürte intensive Blicke auf mir und schüttelte nur leicht den Kopf, das letzte Jahr war echt nichts für schwache Nerven. „Leute, lasst uns mal das Geschirr abspülen und die Schlafplätze fertig machen, Erik ist gerade zurück gekommen und Leon ist bestimmt auch gleich da." dankbar lächelte ich Maxi an, den Themenwechsel habe ich gebraucht, Maxi lächelte zurück. Von draußen hörte man Erik mit den Wachen reden, das Tor sollte nach Leons Ankunft herunter gefahren werden und die Wache wurde verdoppelt, das hieß wohl Nachtwache für mich und zwar lange. Eigentlich hatten wir keine Nachtwache, nur wenn der Nebel kam, war eine Person für vier Stunden jeweils auf Posten.

Heute Nacht würde ich von zehn Uhr Abends bis zwei Uhr morgens Wache stehen und danach übernahm Kojote Karl-Heinz die Schicht, wir beide mussten morgen nicht spielen und konnten deswegen auch mal auf Schlaf verzichten, zu mindestens laut Eriks Logik, nicht meiner, aber ich hatte zum Glück die Abendschicht und nicht die in der Früh.

Vanessa spülte das Geschirr, während Nerv mit einer weiteren Wanne voller Geschirr auf uns zu lief, Nessi hatte mein Angebot, ihr zu helfen, abgelehnt und wollte sich gerade etwas sagen, wurde aber gekonnt von Klettes Auftritt unterbrochen. Wie aus dem nichts sprang Klette von einem der Dachbalken und brachte Nerv dazu die Wanne mit Geschirr fallen zu lassen.

„Ich bin's doch nur, Klette. Mich wird man nicht los"

„Na bravo!" Nerv nahm das Geschirr und stellte es mit etwas viel Schwung vor mich auf den Tisch, Klette warf mir einen fragenden Blick zu und ich zuckte nur mit den Schultern, der Kleine war einfach Nerv. „Vanessa, kannst du ihr bitte sagen, dass ich nicht mit Mädchen rede"

„Ich bin kein Mädchen" „Sie ist kein Mädchen" Vanessa warf Nerv einen belustigten Blick zu und kümmerte sich weiter ums Geschirr. „Klar, und ich bin der Kaiser von China!" „Oh hallo Kaiser" Klette deutete eine kleine Verbeugung an, ich musste schon sagen, dass war besser als manche Telenovela. „Hey, sie hat gesagt ‚Hallo Kaiser'" Vanessa konnte sich ein grinsen nicht ganz verkneifen, während man aus Nervs Ohren den Rauch schon sehen konnte. „Hab ich doch gesagt, mich wird man nicht los" sie hielt Nerv eine Tasse entgegen, dieser reagierte doch nicht. Ich nahm ihr, mit einem verstohlenem Grinsen auf meinen Lippen, die Tasse ab und stellte sie zu Vanessa. Sie begann „Sie sagte..." wurde jedoch von Nerv unterbrochen, der mit zu gekniffenen Augen ein „Vanessa" zischte. „Eure Majestät, es wird mir eine Freude sein euch morgen zu schlagen" zum wiederholten male deutete sie eine Verbeugung an.

„Los Klette ich denke wir sollen gehen, Oma hat Muffins für dich gebacken" „Muffins, etwa Schoko-Kirsch?" ihre Augen weiteten sich und auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Strahlen ab „Worauf warten wir noch?" Sie wollte sich gerade umdrehen, doch Leon stand auf einmal hinter ihr und sie lief voll in ihn. „Entschuldigung" murmelte sie etwas eingeschüchtert und lief zu mir rüber „Tschau Leute, war nett mit euch und danke für die Brause" ich lächelte den wilden Kerlen nochmal zu und verließ das Lager mit Klette. Beim rausgehen bemerkte ich den Stimmungswechsel im Lager und war froh jetzt nicht da drinnen zu sein.

„Wo sind die Muffins?" sie sprang neben mir auf und ab vor Vorfreude, lachend deutete ich in die Richtung von unserem Schlafplatz und Zack war Klette schon los gesprintet. Immer noch lachend folgte ich ihr in einem gemächlicherem Tempo, als ich das Zimmer betrat saß Klette auf meinem Bett und futterte einen Muffin „Die sind der Hammer! Deine Oma ist die Beste" „Jaa, das ist sie. Du kannst sie ja mal wieder besuchen kommen" „Ich war erst vor ein paar Wochen bei ihr"

Ich setzte mich zu ihr aufs Bett und nahm mir auch einen Muffin „Stimmt das hat sie mir erzählt, sie meinte du hast den Stoff gut aufgeholt?" ich blickte sie von der Seite an „Ja das stimmt, aber ich fühle mich dort nicht wohl. Weißt du, die Jungs sind doof und lassen mich nicht Fußball spielen mit ihnen und die Mädchen sind zwar ok, aber ich fühle mich bei ihnen auch nicht so, als ob ich dazu gehöre." ihre Schultern senkten sich „Sie sagen auch, dass meine Eltern mich nicht wollten, weil ich ja hier lebe"

Ich legte meine Arme um sie „Man muss nicht immer dazu gehören, Menschen sind unterschiedlich, aber vergiss nie, dass ich für dich da bin. Und wenn die Jungs dich nicht mitspielen lassen, dann zeig ihnen einfach was du kannst" ich senkte meine Stimme etwas „Wenn nochmal jemand sagt, dass dich niemand will, dann sag einfach: Meine Familie hatte die Wahl im Gegensatz zu eurer. Wenn dann jemand ärger macht sag mir Bescheid, die bekommen dann Ärger mit mir"

Sie sah mich mit großen Augen an und nickte „Katielein, du bist die Schwester die ich gebraucht habe" „Klettilein, du auch."

Wir saßen noch eine Weile auf meinem Bett und redeten über Schule und vieles mehr, Klette war irgendwann in meinen Armen eingeschlafen. Vorsichtig legte ich sie unter meine Decke und drückte ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich mich auf den Weg nach draußen machte. Ein schneller Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich noch zehn Minuten bis zum Beginn meiner Wache hatte. Ich stieg hoch auf die Mauern und steuerte auf die Hängematte zu, Tronje hatte sie mir vorher nach oben gehängt, damit ich mich hinsetzten konnte und nicht mit einer Erkältung auf dem Boden saß. Ich sah, dass Freya mir noch eine Decke, Kissen und auch einen ihrer Schaals reingelegt hatte, sie dachte auch immer an alles.

Ich schob die Kissen und die Decke beiseite und setzte mich in die Hängematte, nachdem ich es mir gemücklich gemacht hatte sah ich zu dem Himmel hinauf. Er war Sternenklar und es funkelten Millionen von Sternen zu mir herunter. Die Sterne haben mich schon immer fasziniert und ich verlor mich gerne in ihnen, das Funkeln beruhigte mich und ließ mich nie vergessen, wie unwichtig wir eigentlich waren. Ich weiß, es klingt vielleicht komisch, aber es stimmte: Unsere Existenz beeinflusste das Universum nicht, es würde einfach weiter machen, auch wenn wir nicht mehr existieren würden. Der Himmel faszinierte mich, die Sterne, die Planeten, aber vor allem die Sternzeichen. Ich schaute einfach nach oben und spürte dabei Ruhe, andere meditieren, ich schaute die Sterne an.

„Katharina?" ich fuhr zusammen, ich hatte nicht bemerkt, dass eine Person neben mir stand. Ich war wohl so in den Sternen versunken, dass ich mein Umfeld ausblendete. „Hey, ich wollte dich nicht erschrecken" Ich schaute den Jungen neben mir an, er blickte ebenfalls nach oben. Es war Maxi, Maxi ‚Tippkick' Maximilian. „Hat nicht ganz geklappt aber egal. Setz dich doch" ich deutete neben mir auf die Hängematte, er nickte mir zu und setzte sich neben mich, durch den Fakt, dass wir in einer Hängematte saßen, saßen wir automatisch eng aneinander und ich konnte seine Wärme spüren. „Warum bist du noch wach, müsstest du nicht Energie sammeln für morgen?" ich wandte mein Gesicht ihm zu

„Konnte nicht schlafen, deswegen bin ich raus gegangen und hier hoch gestiegen. Und du?" „Nachtwache, Erik ist da sehr strikt, aber heute ist sternenklarer Himmel, also halb so schlimm" „Die Sterne heute sind echt atemberaubend, in Grünwald sieht man sie zwar auch, aber nicht so krass" „Ja, hier ist es echt besser, als Zuhause" „Auf jeden Fall, du wohnst nicht hier in Ragnarök oder?" „Nein, das tut niemand so wirklich außer Klette und Erik. Ich wohne bei euch in der Gegend, so gute zehn Kilometer entfernt" „Stimmt, Raban hat das mal erwähnt. Ihr habt ihn früher ganz schön hergerichtet mit den Schleifen und so, war echt kein schöner Anblick"

„Früher haben halt wir drei nach der Pfeife meiner Mutter getanzt, und sie war halt der Meinung, dass wir als Mädchen rosa lieben und Prinzessinnen sein müssen. Aber sie musste einsehen, dass nicht alle ihrer Meinung sind" „Weiß deine Mutter das du Fußball spielst?" „Ne zum Glück nicht und ich leg auch keinen Wert drauf, das sie es jemals erfahren wird. Bei meinem Vater ist es eine andere Geschichte, aber bei meiner Mutter...nein"

Ich schaute wieder nach oben, Maxi neben mir blickte ebenfalls in den Nachthimmel, über uns lag eine angenehme Stille. Ich wusste nicht wie lange wir so da saßen, Minuten, Stunden, keine Ahnung. Ich musste lächeln, als eine Sternschnuppe über den Himmel flitzte und wieder verschwand.

„Hast du die Sternschnuppe auch gesehen?" Maxi brach das Schweigen und lächelte mich an.

„Ja, hast du dir etwas gewünscht?" „Ja, du?" gähnend nickte ich „Ja klar" „Wie lange geht deine Schicht denn noch? Du scheinst ziemlich müde" „Ja, bin ich auch, obwohl ich nicht viel gemacht hab" „Nicht viel gemacht würd ich nicht sagen, du hast Raban unbrauchbar gemacht für ein oder zwei Stunden" ich lachte auf „Stimmt, ich werd nur durch die Medikamente müde, deswegen ist morgen für mich noch Pause" „Medikamente? Ah stimmt man merkt dir kaum an, dass du krank bist. Scheint wohl doch eine stärkere Erkältung" „Ja geht schon, ist halb so wild. Apropos morgen, oder besser gesagt heute: Ich hab noch eine Stunde Schicht, aber ich denke du solltest schlafen gehen. Sonst ist der große Tippkick nicht ausgeruht und die wilden Kerle haben keine Chance auf den Sieg" „Schätzt du mich etwa als so wichtig ein?" fragte er belustigt „Soweit ich es mitbekommen habe bist du ein solider Stürmer, außerdem tritts du beim Einzelwettkampf an. So ohne Stürmer und ohne die Punkte von den Einzelwettkämpfen seid ihr aufgeschmissen" antwortete ich nur nüchtern „Ok wenn das so ist gehe ich dann mal, gute Nacht Katharina" er grinste und stand auf.

„Dir auch, schlaf gut" „Werde ich, wir sehen uns morgen" „Jo bis morgen" Ich wank ihm noch einmal zu bevor er sich umdrehte und die Leiter runter kletterte.

Not the princess you think | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt