Kapitel 23

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 Kapitel 23

Es war bereits 10:00, als ich aus meinem Zimmer trottete und nach unten ging. Am Wohnzimmertisch saß bereits meine ganze Familie, außer Irene von Klehmten, ein Umstand, der mich aufatmen ließ.

„Ich denke wir müssen uns unterhalten" fing mein Vater an, nicht mal für ein ‚Guten Morgen' reichte es. Ich erwiderte ernst „Das denke ich auch, nur über ein anderes Thema"

„Und das wäre?" fragte meine Mutter stirnrunzelnd.

Ich warf meinen Schwestern einen schnellen Blick zu, Cynthia nickte mir zu und übernahm.

„Wir wollen wissen was los ist. Irgendwas hat Großmutter gegen euch in der Hand und es ist unser Recht es zu erfahren, wenn ihr uns so ziemlich alles verbietet was uns Spaß macht."

Unsere Eltern führten eine Stumme Diskussion, wer jetzt Klartext reden sollte. Mein Vater seufzte und nickte ergeben.

„Also, wir waren ja ziemlich jung als wir euch bekommen haben, 21 um genau zu sein. Davor sagen wir mal war unser Leben sehr, naja chaotisch." meine Mutter warf ein „Eigentlich war nur meins chaotisch. Ich war Nikotin abhängig, ich hab mich an verschiedenen Drogen probiert, naja. Als ich Richard getroffen hab, hab ich versucht meine Probleme in den Griff zu bekommen, aber bin teilweise noch mehr hinein gerutscht."

Ich schluckte, das hatte ich nicht erwartet. „Aber du hast es da raus geschafft" stellte Bea fest, Mum lachte trocken auf „Ja, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Ich hab circa 6 Monate in einer Entzugsklinik verbracht und es hat mit geholfen. Ein halbes Jahr später war ich dann auch schon schwanger, ich weiß, das ging alles ein bisschen schnell und das ist auch genau der Punkt, wo Irene ins Spiel kommt."

Papa räusperte sich „Mutter hat angeboten uns finanziell zu unterstützen und im Gegenzug haben wir zugestimmt, dass sie einen Teil der Erziehung ‚vorschreibt'." „Im Nachhinein hätten wir das Angebot vielleicht ablehnen sollen, aber so konnte Richard fertig studieren und ich hatte bereits meine Lehre abgeschlossen. Ich wollte es euch erst erzählen, wenn ihr alt genug gewesen wärt, aber so ist es auch okay. Ich wollte nicht, dass ihr aufwachst mit dem Gedanke eure Mutter war ein Drogenjunkie"

„Und wann wolltet ihr das uns sagen?" fragte ich skeptisch. „Wenn ihr 18 geworden wärt" gab Mum zerknirscht zu. „Und wir haben Mutter gesagt, dass sie euch nichts davon sagen darf. Das sie so viel verbieten wird wussten wir damals noch nicht. Sie hat sich immer Mädchen gewünscht, die sie mit Tüll und Schleifen verzieren kann und ihr kamt wie vom Himmel geschickt für sie"

„Ich denke wir können euch verzeihen, dass ihr uns nichts davon erzählt habt, die Gründe sind gerechtfertigt und verständlich. Was meint ihr Mädels?" Cynthia schaute uns fragend an, ich nickte „Ja, ich denke das lässt sich einrichten" sagte Bea ruhig.

„Eine Sache wäre da noch" ich blickte meine Eltern eindringlich an „Wenn sie nichts mehr gegen euch in der Hand hat, dann habt ihr doch bestimmt nichts dagegen, dass ich Fußball spiele oder?" zum Ende hin setzte ich mein bestes unschulds-Engel-Gesicht auf. Mein Vater lacht nur „Ja, nur wo spielst du dann?". Ich überlegte kurz und zuckte mit den Schultern „Weiß ich noch nicht, aber ich kann bestimmt ein paar mal bei den ‚Wilden Kerlen' mittrainieren, außerdem spielt Raban ja auch bei ihnen"

„Und ich darf dann doch bestimmt auch in meiner Band spielen?" Beatrice tat ebenso unschuldig, ich prustete leise als ich die Gesichter meiner Eltern sah. Damit hatten sie wahrscheinlich nicht gerechnet, aber meine jüngste Schwester spielte Gitarre und auch Bass in einer Band mit dem klangvollem Namen 'Chaotics'. Ich musste zugeben, sie waren verdammt gut. Auch ich und Cynthia sangen manchmal als Backgroundsängerinnen oder halfen hinter den Kulissen.

„Okay, das kam sehr unerwartet Bea, aber natürlich. Ihr könnt jetzt eigentlich machen was ihr wollt" meine Mutter lächelte glücklich „Cynni, hast du vielleicht auch noch ein verstecktes Hobby, von dem wir nichts wissen?" fragte mein Vater scherzhaft. „Äh also ne, ich denke ihr kennt mein Skateboard und ich schneide Musikvideos für Bea".

„Wow, wir wissen echt wenig über euch" stellte meine Mutter trocken fest „Aber wir haben uns auch nie dafür interessiert" fügte mein Vater hinzu „Also interessiert schon, aber lieber nicht nachgefragt"

Ich grinste „Gut, wenn das geklärt ist, dann noch eine letzte Frage: Darf ich morgen bei Maxi übernachten? Alle Wilden Kerle sind dabei." Mein Vater runzelte seine Stirn „Nur Kerle?" „Nein, zu ihnen gehören auch Vanessa und vielleicht auch Klette. Und dann kommt Lena wahrscheinlich noch, sie ist mit dem großen Bruder vom Anführer zusammen" Er nickte „Wenns so ist, warum nicht". Meine Mutter fragte „Klette? Komischer Name" „Ist nur ihr Spitzname, sie heißt eigentlich anders, aber sie wollte sich von ihrem alten Leben trennen. Sie war übrigens die letzten vier Jahre deine Adoptivschwester, Oma hatte sie adoptiert, nachdem ich sie gefunden hatte" Okay, ich merkte an dem Gesicht von Mum, das das etwas zu viel Info auf einmal war.

„Egal, jetzt hat der Joachim, der Vater von Leon, dem Anführer, und Marlon sie adoptiert."

„Das ist etwas viel, aber ist doch toll das sie jetzt auch hier in der Nähe wohnt" sie lächelte unbeholfen und nahm einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse.

Stille breitete sich über uns aus, während wir weiter aßen. Cynthia stand auf und räumte ihr Geschirr ab „Ich gehe hoch, muss noch das Video weiter machen" „Danke" Bea lächelte glücklich „Wo bist du gerade?" fragte sie. Cynni tippte sich ans Kinn „Ich glaub am Ende vom zweiten Refrain". Ich klatschte mit ihr ab als ich ebenfalls aufstand, ebenso wie Bea.

Jetzt konnte alles gut werden, da war nur noch eine Sache...

Rache, aber ganz Süße.

Not the princess you think | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt