Kapitel 22

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 Kapitel 22

Ich hörte Schritte von der Terrasse aus hier her kommen, ich saß immer noch mit angewinkelten Beinen da, ich schaute immer noch den gleichen, nicht existierenden, Punkt an. Ein salziger Geschmack war in meinem Mund. Tränen glitzerten auf meinen Wangen. Mein Kopf war mittlerweile leer. Die immer näher kommenden Schritte blendete ich aus.

Erst als die Person neben mir stand blickte ich hoch. Ich sah leicht unscharf Maxi, mit einer Decke bepackt, vor mir stehen. Ich lächelte schwach, er sollte mich eigentlich nicht so sehen, das sollte niemand. „Kann ich mich zu dir setzten?" fragte er mich mit leiser Stimme, ich nickte und rückte ein Stück zur Seite.

Er setzte sich, wie schon in Ragnarök saßen wir nah an einander in einer Hängematte. Erst jetzt merkte ich wie kalt mir eigentlich war, es war zwar Sommer, aber mein Kleid war zu dünn und zu kurz für die Nachtluft. „Du bist ja schon fast erfroren. Komm her" Maxi zog mich sanft auf seinen Schoß und legte die Decke über uns beide. Seine Wärme war angenehm und ich kuschelte mich etwas an ihn.

In normalen Situationen hätte ich nie so viel Nähe zu ihm gesucht, wir kannten uns ja praktisch gar nicht, aber das hier war ein Ausnahme-Zustand. „Besser?" wieder nickte ich nur, ich hatte Angst meine Stimme würde brechen, wenn ich etwas sagen würde. „Willst du drüber reden?" fragte er mich einfühlsam, ich schüttelte meinen Kopf.

Er nickte und schmunzelte „Hängematten werden wohl unser Ding oder?" ich brummte zustimmend „Scheint so". „Hey du kannst wieder reden" sagte er neckend, ich verdrehte lächelnd die Augen „Scheint so".

Wir saßen einfach nebeneinander und genossen die Stille. „Schon schön gewesen heute Abend oder?" ich blickte Maxi an, ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht „Ja, wenn wir die Parts streichen, wo Nara dich verpfiffen hat wäre er sogar noch besser". „Hm, ja stimmt schon. Ich glaube aber meine Eltern werden nicht so sauer auf mich sein und der Drache fährt morgen früh schon wieder, weil sie einen wichtigen Termin hat."

Er wog seinen Kopf „Ja, ich glaube kaum, dass sie dir Vorwürfe machen. Sie haben sich die Geschichte von Markus angehört und mein Vater hat wahrscheinlich auch erzählt wie oft ich schon Hausarrest hatte. Und natürlich, dass das alles nichts gebracht hat". Ich schnaubte belustigt „Gebracht hat es wirklich wenig. Wenn ich dich jetzt so anschaue, dann muss ich sagen: Zum Glück hast du rebelliert bis dein Vater es eingesehen hat, dass er deinem Talent nicht im Weg stehen kann"

Maxi nickte und sagte „Das renkt sich schon wieder ein".

„Was habt ihr für Dienstag geplant?" fragte ich ihn, er antwortete mir „Also im groben ist eine Filmnacht geplant, Leon und Marlon suchen diesmal die Filme aus, also mach dich auf was gefasst".

„Oke, ich bin vorbereitet. Sind alle Kerle da?"

„Ja alle plus Lena, tut mir echt leid für dich"

Ich winkte ab „Wird schon gehen, ich muss sie ja wahrscheinlich öfter aushalten in näherster Zukunft"

„Dann ist ja gut" schmunzelte er.

„Wirst du trotzdem das Wochenende nach Augsburg fahren?" wollte Maxi wissen. Ich nickte „Ja ich versuche es, aber wir werden sehen". „Das klappt bestimmt, vor allem weil deine Großmutter nicht mehr da ist" ich stimmte ihm zu und schloss für einen Moment die Augen.

Eine Stimme ließ uns hochschrecken „Maxi, Kathi wir-" Markus blieb stehen „Oh, ich hab nichts gesehen. Wir müssen langsam los." Ich war im ersten Moment verwirrt, bis ich bemerkte, dass ich immer noch auf Maxis Schoß saß und das noch an ihn gekuschelt, hups.

Ich schob die Decke weg und stieg aus der Hängematte, sammelte meine Schuhe auf. Maxi folgte mir und zu dritt liefen wir zur Terrasse zurück. Ich wischte ein paar mal über meine Wangen und unter meinen Augen entlang, Hauptsache keine schwarzen Schlieren. Markus musterte mich „Sieht gut aus" ich nickte dankend, hob mein Kinn und zog meine Schuhe wieder an.

„Warum ziehst du die freiwillig wieder an?" fragte Maxi mich entgeistert und Markus warf mir nur einen skeptischen Blick zu. „Macht Eindruck und ich bin damit größer als manch andere" antwortete ich schulterzuckend. „Uns hast du aber noch nicht eingeholt" lachte Maxi, während Markus die Tür auf machte. „Kann ja nicht jeder 1,90 groß sein" erwiderte ich nur und lachte.

Wir verabschiedeten uns von unseren Gästen, ich umarmte Markus und Maxi kurz und winkte den anderen zum Abschied. Als auch die letzten gegangen waren verschwand ich die Treppe hoch und wusch mein Gesicht, um das ganze Make-Up herunter zu bekommen. Ohne jemandem ‚Gute Nacht' zu sagen schlüpfte ich unter meine Bettdecke und versuchte einzuschlafen.

Wäre es nur so einfach wie ich mir vorgestellt hatte, meine Gedanken kreisten mal wieder, aber die Kraft einen Tagebucheintrag zu schreiben, fehlte mir dennoch. Das heut im Garten war komisch aber es hat sich auch gut angefühlt, in irgendeiner Art. Oh mann, jetzt dreh ich ja völlig am Rad.  

Not the princess you think | dwkOnde histórias criam vida. Descubra agora