Truth and Lies

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Da bin ich wieder aus den untiefen eurer Leselisten aufgetaucht. 
Theoretisch wäre das nächste Kapitel auch fast fertig. Hatte sich einfach angeboten direkt weiterzuschreiben, um im Flow zu bleiben. Leider hat mein Laptop absolut nichts vom nächsten Kapitel gespeichert, weshalb das jetzt wohl doch noch etwas länger dauern wird. Dafür ist das jetzige relativ lang geworden, vielleicht ist das zumindest ein kleiner Trost :D

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Chapter 22 - Truth and Lies

„Oh Gott", war alles, was mein allzu realer und anwesender Vater herausbrachte, ehe wir uns beide in ein ungläubiges Blickduell verwickelten.
Cal schaute indes begeistert zu mir zurück: „Dr. Anderson ist dein Dad? Das hast du bei deinen Erzählungen aber nicht erwähnt!"
Ich nahm meinen Blick von meinem, immer noch überfordert aussehendem, Vater: „Weil ich offensichtlich nicht wusste, dass er hier ist", meine Stimme war vielleicht etwas genervter, als es Callum gegenüber fair war, allerdings war ich nun nicht mehr in Stimmung für seine gut gemeinte Frohnatur. Meinen Vater hier zu sehen, hatte einen unerwarteten Stich durch mein Herz gejagt und so trat ich in den kleinen Raum ein, lief an Cal vorbei, ohne mich für den Tonfall zu entschuldigen, und blieb mit verschränkten Armen vor dem Schreibtisch stehen, an dem er zusammen mit Dr. Graham saß. „Wie zum- Was zur Hölle machst du hier?"
Angeklagter schluckte einmal kurz: „Ähm..."
In einem Versuch Hilfsbereit zu sein, schaltete sich Cal hinter mir wieder ein: „Du hast doch bestimmt mitbekommen, dass viele Leute vor ein paar Tagen hierher versetzt wurden, oder?"
„Wegen der Laborexplosion in New York", bestätigte ich, woraufhin Graham einen missbilligenden Blick zu seinem Schüler warf, „Ach jetzt schauen Sie nicht so, jeder einzelne Agent hier redet über nichts anderes!", ich drehte mich zurück zu Cal, um meine Frage zu spezifizieren, „Was ich eigentlich meinte, war, was er hier bei SHIELD macht".
„Arbeiten?", schlug dieser vorsichtig vor.
Leider waren Scherze gerade das Letzte, was ich gebrauchen konnte: „Danke, Cal, das sehe ich auch."
„Das reicht, Summer", zeigte mein Vater das erste Anzeichen einer Reaktion, „Ich glaube, wir wissen alle, dass du mit mir und keinem anderen wütend bist!"
Wütend? Überrascht wandte ich mich wieder dem Schreibtisch zu. War ich denn wütend? Eigentlich sollte ich doch froh sein, jemanden von meiner Familie hier zu haben, der anscheinend sogar hier arbeitete, vor dem ich wahrscheinlich keine Geheimnisse mehr haben musste. Allerdings fragte sich ein Großteil in mir, wieso mein Vater nie etwas erwähnt hatte. Vor Allem nachdem ich mit offensichtlicher SHIELD-Werbung auf der Brust in meinem Zimmer aufgetaucht war. Da war es wieder, dieses Stechen im Herzen. Wütend war ich vielleicht auch, aber vor allem fühlte ich mich verraten.
Während meine Gedanken brodelten, erhob sich mein Dad von seinem Platz und kam hinter dem Tisch hervor: „Ich verstehe, dass das überraschend für dich sein muss und du viele Fragen hast, aber hier ist offensichtlich nicht der richtige Ort dafür. Wie wär's, wenn wir zusammen frühstücken gehen und ich dir dabei alles Erkläre, hm?" Am Ende fing mein Vater an, beruhigend meinen Arm zu tätscheln.
„Hab schon gegessen", ich trat einen Schritt zurück und unterband damit seinen Annäherungsversuch, „aber mein Zimmer ist den Gang runter."
„Dann nur eine Erklärung", willigte er ein und zog seinen Laborkittel aus, um ihn auf seinen vorherigen Platz zu legen. Kurz wühlte er noch in dessen Taschen herum, bis er seine Sicherheitskarte in der Hand hielt.
Ich drehte mich nur stumm um, bereit in vorwurfsvoller Stille zu meinem Zimmer zu laufen, doch fühlte ich mich etwas schlecht, als ich Cal sah, der mittlerweile vor seinem Computer saß. Ich wusste nicht so richtig, wie ich mein Auftreten erklären sollte, also nuschelte ich nur ein kurzes „Sorry" im Vorbeigehen, in der Hoffnung, mich zu einem späteren Zeitpunkt besser entschuldigen zu können.


In meinem Zimmer angekommen, deutete ich stumm auf denSchreibtischstuhl. Während mein Dad sich hinsetzte, kramte ich die Loki-Notizenauf einen unordentlichen Stapel zusammen und drehte diesen um, ehe ich imSchneidersitz auf dem Bett Platz nahm.
„Also, du bei SHIELD?"
„Ich bei SHIELD", bestätigte er, „aber du anscheinend auch."
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich ihn vorwurfsvoll an, „Spätestens nachmeinem Besuch Zuhause wusstest du das doch." Mir fiel seine Sicherheitskarteins Auge, welche er mittlerweile an die Brusttasche seines Hemdes geklemmthatte: „Sicherheitsstufe 7, scheinst ja recht erfolgreich hier zu sein. Bisherwussten die meisten Mitarbeiter mit dieser Freigabe, warum ich hier bin."
„Ich wünschte, ich wäre einer davon", fast schien er belustigt, wurde jedochschnell wieder ernst, „dann hätte ich mir wahrscheinlich weitaus weniger Sorgengemacht. Gleich nachdem wir den Anruf über deine Verletzung bekommen hatten,habe ich nach Informationen in der SHIELD-Datenbank gesucht. Wir waren ja nichtgerade inaktiv bei der Invasion, also dachte ich mir, dass SHIELD vielleichtauch etwas mit deinem ‚Krankenhausaufenthalt' zu tun haben könnte. Als ichnichts zu dir fand, versuchte ich einfach dem zu glauben, was uns erzähltwurde. Als du dann letzte Woche in deinem Zimmer standest... Gott, war ich frohdich zu sehen, Sunshine!" Er legte seinen Kopf leicht schräg und legte einleichtes Lächeln auf. Ich behielt meine ernste Miene allerdings bei, antwortenhatte ich immer noch keine, „Dein sehr unauffälliges T-Shirt hat esoffensichtlich gemacht, dass du doch von SHIELD aufgenommen wurdest und obwohlich das nun sicher wusste, konnte ich immer noch nichts über dich im Systemfinden. Wahrscheinlich hat SHIELD alles zu dir für mich manuell geblockt undwenn die Zentrale nicht will, dass man an Informationen ran kommt, dann wirddas auch nichts."
Ich konnte meinen Ohren nicht glauben: „Und damit bist du einverstanden? Dasssie ganz offensichtlich Informationen vor dir verheimlichen?"
„Das ist etwas, an das man sich gewöhnt, wenn man hier arbeitet und nachdem ichdich persönlich gesehen hatte, war ich etwas beruhigt, auch wenn es irgendeinenGrund geben wird, wieso SHIELD dich nach New York mitgenommen hat. Wurdest dudamals wirklich verletzt? Geht's dir sonst soweit gut?"
„Ja, aber wie du siehst, lebe ich noch", genervt deutete ich mit beiden Armeneinmal an meinem Körper runter, „Aber eigentlich wolltest du mir erklären, waszur Hölle du hier machst, also hör auf abzulenken! Ich dachte du arbeitest fürirgendein hochmodernes Technikunternehmen!"
Nun war es an ihm, eine Augenbraue hochzuziehen: „Das ist aber sehr einfachausgedrückt."
„Naja, als ob ich davon jemals viel verstanden habe."
„ Offiziell sind wir das auch, auch wenn es eine etwas speziellere Bezeichnung hat."
„Also eine weitere von SHIELDs ach so tollen, verschwommenen Wahrheiten",schloss ich trocken.
Zu meiner Überraschung schmunzelte mein Dad daraufhin: „Du scheinst dich hierja doch schon eingewöhnt zu haben", als ich ihn daraufhin nur mit schräggelegtem Kopf ansah, hob er entschuldigend die Hände, „Na gut, ja ich arbeitefür SHIELD und ja das schon mein ganzes Leben lang. Früher war ich auch inähnlichen Basen wie dieser hier stationiert, doch als ich deine Mutterkennenlernte und du auch auf den Plan getreten bist, hatte ich mich in dasLabor versetzen lassen, was du kennst. Es ist eine von überraschend vielenSHIELD-Basen, die auf ein normales Leben ausgerichtet sind und vor allem einFamilienleben ermöglichen."
„Wenn du SHIELD kennst, wieso hast du dann nichts erwähnt, als ich zuhause war!Wie du selbst festgestellt hast, war meine SHIELD-Werbung nicht geradeunauffällig", ich war immer noch enttäuscht, wahrscheinlich gerade wegen diesemFakt, immerhin hätte ich mit diesen Informationen vor meiner Zeit bei derOrganisation eh nichts anfangen können. Dass mein Vater allerdings nichtserwähnt hatte, als es offensichtlich war, dass ich nun Teil dieser war, konnteich einfach nicht verstehen.
„Nun", es schien als versuchte mein Dad die richtigen Worte zu finden, wohlwissend, dass ich ihm diese verpasste Chance vorhielt, „wie du selbst gesagthast, ist SHIELD ein großer Freund von verschwommenen Wahrheiten. Nur weil duein SHIELD-Shirt anhast, musst das nicht heißen, dass SHIELD dir auch erzählthat, wo du reingerutscht bist. Soweit ich weiß, hätte der Name für dich wirklicheinfach nur eine Rehaklinik sein können und nachdem ich die letzten fastfünfzehn Jahre in ein und demselben einem Geheimlabor gearbeitet habe, wurde eszu meiner zweiten Heimat und der Sinn eines Geheimlabor ist nun mal, dass esverdeckt operiert. Ich wusste ja nicht, was dein Bodyguard weiterleiten würde,wenn ich irgendetwas darüber erwähnen würde."
„Meinst du Happy?", nun war ich es, die belustigt den Kopf schüttelte, „Happyist kein SHIELD-Agent. Happy ist Tonys persönlicher Bodyguard."
Überrascht riss mein Dad die Augen auf: „Tony? Doch nicht Tony Stark?"
„Jup, wie du festgestellt hast, habe ich mich bei SHIELD eingelebt. Aber", ichstockte kurz, „Wenn das Labor offiziell zu SHIELD gehört, wieso durfte ich dichdann früher auf der Arbeit besuchen?"
„Weil SHIELD etwas lockere Regeln für diese Basen hat. Naja, und weil das ganzegeheime und gefährliche Zeug in Räumen passiert, in die du nie rein durftest.Unter uns beiden, insgeheim glaube ich das SHIELD diese Basen auch nurbetreibt, um neue Talente zu finden. Deshalb gibt es auch dieSchüleraushilfsstellen, so wie die von Ryan damals."
Bei der Erwähnung meines alten Bekannten verkrampfte ich mich etwas: „Ryan?"
„Du kennst doch Ryan sicherlich noch, so oft wie ihr zu der Zeitzusammengehangen habt?", verwirrt schaute mein Dad mich an.
„J-Ja, natürlich", brachte ich heraus, stark darauf konzentriert, meine Stimmeam Zittern zu hindern.
Anscheinend hatte mein Vater jedoch nichts bemerkt und setzte eine gedanklicheMiene auf: „Echt ein cleverer Junge. Schade das SHIELD seine Bewerbung für dieAcademy abgelehnt hat, ich hatte ihm sogar persönlich eine Empfehlunggeschrieben."
Ich versuchte den Kloß in meinem Hals runter zu schlucken: „Academy? Calmeinte, du brauchst einen Doktortitel?"
„Das stimmt wohl, allerdings kann man sich schon auf einen Platz bewerben, wennman sich im Schülerjob genug anstrengt, um überhaupt zu erfahren, für wen mandenn arbeitet. Den Doktortitel braucht man allerdings trotzdem vorher, aberdann hat man den Platz sicher, sobald man diesen erreicht hat. Ryan wirkte auchrecht niedergeschlagen nach der Absage.
Sunshine, ist alles okay? Du wirkst auf einmal so blass."
Ich hatte meinem Vater nur noch halb zugehört, während meine Gedanken überhandgenommenhatten und sich mittlerweile überschlugen. Ryan hatte sich an der Academybeworben? Ryan wusste schon vor New York von SHIELD? Immerhin erklärte das seinAuftauchen auf dem Carrier. Und sehr wahrscheinlich wusste SHIELD das alles.Wahrscheinlich bereits seit der ersten Minute. Ha! Und Fury hatte dieDreistigkeit einfach stumm zu nicken, als ich ihm damals vorgeworfen hatte,mehr über die Forschung meines Dads zu Wissen als ich. Und wie er das tat. DieWut, die ich vorher gegenüber meines Vaters hatte, wandelte sich gegen Fury undnahm drastisch zu. Zu gerne wäre ich jetzt auf dem Helicarrier, um den Big Bosszur Rede zu stellen.
Ich malte mir bereits aus, wie ich Steve überreden würde, mir einen Jet zubestellen. Steve! Ich wette, er wusste das alles auch seit Anfang an und hattenichts auch nur erwäh... Ein anerkennendes Pfeifen meines Vaters riss mich ausmeinen Gedanken.
„Ich gehe mal von aus, dass das der Grund dafür ist, wieso du hier bist?"
„Bitte was?", verwirrt folgte ich seinem Blick zum Schreibtisch, „Na toll...",überfordert rieb ich mir die Nasenwurzel. Lokis Notizen flatterten fröhlich vorsich hin und sortierten sich zu einem ordentlichen, augenscheinlich nach Altersortierten Stapel. Jetzt da es eh raus war, beschleunigte ich den Prozessaktiv. Immerhin war der Magieausbruch diesmal recht harmlos im Vergleich zuvergangenen Iterationen.
Nachdem das erledigt war, drehte ich mich wieder vorsichtig, allerdings auchetwas stolz, zu meinem Vater: „Überraschung. SHIELD hat mich unter Beobachtunggestellt, bis ich das besser kontrollieren kann", mein Gegenüber nickteverstehend, „Du kippst mir jetzt aber nicht vom Stuhl, oder?", hakte ich nach,als er auch nach einigen Sekunden noch immer auf den Stapel an Notizen schaute.
Er lachte jedoch leicht auf und wandte seinen Blick wieder mir zu: „Wie gesagt,ich arbeite schon seit Jahrzehnten für SHIELD, da sieht man so einigesverrücktes", kurz legte sich etwas Sorge in seinen Blick, „solange diese...Kräfte dich nicht schädigen, bin ich einfach nur froh, dass es dir gut geht."
„Keine Angst, SHIELD hat alle möglichen Tests an mir durchgeführt und nichtslebensbedrohliches", antwortete ich wahrheitsgemäß, in der Hoffnung, ihn soetwas zu beruhigen. Dass dieses ganze Debakel auch Anlass für eine möglicheBedrohung von Ryan für mich darstellte, musste er ja nicht zwingend erfahren.
Anscheinend hatte meine Aussage ihren Zweck erfüllt, denn die Sorge wich eineminteressierten Funkeln: „Dann musst du mir jetzt aber auch erzählen, wie genaues dazu kommen konnte!"
Ich war mir nicht ganz sicher, ob mein Dad fragte, um zu wissen, was seineTochter alles erlebt hatte, oder weil der Wissenschaftler in ihm diesesPhänomen verstehen wollte. Jedoch spielte der Grund weniger eine Rolle, als dieTatsache, dass es sich immer noch um meinen Vater handelte.
Ein leicht überfordertes „Uhm..", sollte mir erstmal Zeit kaufen, bis ich mirim Kopf eine glaubwürdige Story zurechtgelegt hatte, die nicht damit startete,in einen aktiven Kampf zu springen. „Also an dem Tag in New York, an dem dieAliens angegriffen haben, da war ich ja in der Stadt und wollte mich dann in'ner Seitengasse verstecken. Das hat nur nicht so geklappt wie..."
Ein Klopfen an der Tür erlöste mich, bevor ich überhaupt anfangen konnte, dieGeschichte etwas abzuwandeln. Froh über die Ablenkungen sprang ich förmlich vonmeinem Bett und öffnete schwungvoll die Tür. Meine Gute Laune verflog jedoch,als ich Steve auf der anderen Seite erblickte und die ganzen neu gewonnenenErkenntnisse zu Ryan wieder in meine Gedanken traten. „Oh, du bist es."
Natürlich entging ihm mein vorwurfsvoller Ton nicht: „Ich habe zwar gemerkt,dass du in letzter Zeit ziemlich K.O. bist, aber etwas mehr Enthusiasmus hätteich mir dann doch vorgestellt."
In Anwesenheit meines Vaters konnte ich dem Cap schlecht einfach Ryan an denKopf werfen, weshalb ich den zweiten Grund meiner Enttäuschung vorschob: „Ichdachte nur, dass Clint heute auftauchen würde, sonst verlerne ich doch alleswieder, was er mir versucht beizubringen. Immerhin habe ich die letzten zweiEinheiten mit dir trainiert."
Steve hörte mir jedoch schon längst nicht mehr zu und schaute stattdesseninteressiert über meine Schulter zu meinem Vater, welcher wiederum etwasüberrascht dem Cap entgegenblickte.
Bevor einer von beiden etwas sagen konnte, trat ich aus der Tür zurück unddeutete zu meinem Vater: „Steve, darf ich vorstellen: Dr. Charles Anderson,mein Vater. Dad, Steve Rogers, einer der Leute, die mich aufgegabelt haben unddir bestätigen können, dass es mir gut geht."
Am Ende meiner Vorstellung stand mein Dad bereits und Steve war in den Raumgetreten.
„Ich hab schon viel von Ihnen gehört,Mr. Rogers."
„Nur Gutes, hoffe ich", erwiderte dieser den angebotenen Handschlag mit einemfreundlichen Lächeln.
Ich schlich mich indes wieder zu meinem Sitzplatz auf dem Bett: „Weißt duSteve, ich hab meinen Vater heute zufällig hier getroffen, aber SHIELD hat dirsicherlich mitgeteilt, dass er sich hier aufhält", ich wollte keinen Hehldaraus machen, dass ich nicht begeistert davon war, diese Information nichtbekommen zu haben. Doch falls Cap meine Spitze mitbekam, kommentierte er diesenicht weiter, „Also, was bringt dich so früh zu meinem Zimmer, unser Trainingist doch immer erst nachmittags, oder will Fury mich jetzt durchgehend voneinem von euch betreuen lassen?"
Angesprochener schien schon etwas verwundert über meine Aussage, entschied sichanscheinend jedoch immer noch dafür, diese einfach zu übergehen: „Eigentlichwollte ich nur nachfragen, ob du eventuell zusammen frühstücken möchtest.Immerhin haben wir außerhalb des Trainings kaum geredet, seit deinem Aufenthaltim Tower."
„Hab schon gegessen", antwortete ich nur kurz angebunden.
Steve schien davon sehr überrascht und mein Vater schien die von mir ausgehendeAnspannung etwas auflockern zu wollen und schaltete sich so wieder mitbelustigter Stimme ein: „Tja, Callum ist uns wohl beiden zuvorgekommen."
Steves Ausdruck nahm an Überraschung noch zu: „Callum?"
„SHIELD-Ingenieur in Ausbildung, in den ich vor ein paar Tagen reingelaufenbin", erklärte ich kurz und schaute dann zu meinem Dad, „Und habe ich ihnzufällig in der Cafeteria getroffen, als ich eh schon da war. Also technischgesehen, ist er gar keinem zuvorgekommen."
„Du hast gar nicht erwähnt, dass du hier Anschluss gefunden hast", stellteSteve freudig fest.
„Du hast ja auch nicht erwähnt, dass mein Vater hier ist", konterte ich undstartete nun ein Blickduell mit Cap, diesmal sollte er sich meinen Vorwürfennicht einfach entziehen können, „Und tu nicht so als hättest du davon nichtsgewusst! Aber lass mich raten „Fury's Anordnung" oder noch besser „KeineSicherheitsfreigabe" für den Aufenthaltsort meines eigenen Vaters."
Steve schien zu überlegen, was er darauf erwidern sollte, während meineGedanken sich schon wieder zu überschlagen begannen. 'KeineSicherheitsfreigabe'. Das letzte Mal, dass ich das gehört hatte, war am erstenTag hier in der Basis. An dem Tag, an dem Steve zu Agent Tanner bestellt wurde.Derselbe Tag, an dem die ersten Leute aus dem New Yorker Labor meines Vatershierher versetzt wurden. Der gleiche Tag, an dem ich von Tony abgeholt wurde,weil SHIELD angeblich Ryan in New York gesichtet hatte.
Bevor Steve eine Antwort parat hatte, sprach ich schon wieder: „Das Labor inNew York, was auch immer da passiert ist, hat damit zu tun, wieso ich frühervon Tony losmusste, oder?" Ich war selber davon überrascht, wie kalt meineStimme klang. Andererseits hatte ich seit Tagen vermutet, dass SHIELD etwasverheimlicht und nun hatte ich Gewissheit. Selbst Steve hatte mir nichts davonerzählt, dabei hatte er mir versprochen, mich einzuweihen, sobald es neueInformationen gab!
„Es ist weitaus komplizierter als das", versuchte Steve mich schließlichzufrieden zu stellen, obwohl er selber nicht sehr zufrieden mit dieser Aussagewirkte, „Vielleicht sollten wir das lieber unter vier Augen besprechen?", boter mit einem Seitenblick zu meinem Vater an, während ich meinen Blickkontakt aufrechterhielt.
Ungläubig schnaubte ich einmal auf: „Also erzählt SHIELD keinem seinerMitarbeiter etwas?"
„Ist schon gut, Sunshine", mischte sich mein Vater beschwichtigend ein, „icharbeite lange genug für SHIELD, um mich mit Geheimnissen abzufinden undanscheinend habt ihr zwei wichtiges zu bereden." Er mich zur Verabschiedung ineine Umarmung, ehe er mit einem Nicken an Steve vorbeilief und mein Zimmerverließ.
Ich folgte ihm mit meinem Blick und wandte mich dann wütender als zuvor wiederSteve zu: „Danke, dass du den ersten, richtigen familiären Kontakt seit Wochenvertrieben hast."
„Jetzt halt mir das nicht auch noch vor. Mir gefällt das genauso wenig wiedir!"
„Und trotzdem hältst du dich an SHIELDs Vorgaben! Oder wann wolltest du mirsagen, dass Ryans Schülerpraktikum bei SHIELD war? Und er später für die ach sotolle SHIELD-Academy abgelehnt wurde? Fury hat das doch sicher alles schondirekt nach seinem Auftritt auf dem Helicarrier gewusst."
Steve setzte sich auf den nun leeren Schreibtischstuhl, um auf Augenhöhemiteinander reden zu können und setzte mit ruhiger Stimme an: „Du bist dochgleich nach dem Angriff zu Stark in den Tower, es war doch kaum Zeit dicheinzuweihen."
Ich stockte einen Moment, den Punkt musste ich ihm geben, als Grund reichte mirdas jedoch nicht: „Aber danach! Ich bin doch schon seit mehr als einer Wochehier, ich hab dich am ersten Tag sogar direkt gefragt, ob es was neues gibt!Ich glaube, ich habe ein Recht auf Information, die direkt mit mir zu tunhaben."
Langsam schüttelte Steve den Kopf: „Nicht in SHIELDs Augen. Du kannst mitdiesen Informationen doch eh nichts bewirken, sie würden dir nur mehr Fragenbereiten und am Ende des Tages bist du noch immer ein Kind, was gar nicht erstin solche Angelegenheiten involviert sein sollte."
„Ein Kind?" ich schaute ihn ungläubig an. Das konnte er doch unmöglich ernstmeinen? „Seit dem Tag in New York ist das doch kein Grund mehr!", um meinerAussage Kraft zu verleihen, ließ ich hinter Steve eine meiner Illusionenerscheinen, „Spätestens seit Fury mich auf die Loki Mission geschickt hat, binich es auch für SHIELD nicht mehr."
Eigentlich wollte ich ausschweifend hinter ihn deuten, um auf die Magieaufmerksam zu machen. Doch noch während ich die Worte in meinen Gedankenformulierte, kamen sie zum ersten Mal nur aus dem Mund meines Doppelgängers.Etwas überrascht grinste ich etwas, was Steve nicht mitbekam, da sich dieserverwundert umgedreht hatte. Ich wollte herausfinden, ob es nur Zufall war. Alsoließ ich die erste Illusion verschwinden und erschuf eine an die Wand gelehnteVariante neben der Tür und ließ sie aktiv meine Gedanken verlauten: „Spätestensnachdem mein Freund mich umbringen wollte, sollte ich es für dich nicht mehrsein!". Steves Kopf wanderte zu der neuen Illusion und dann langsam zu mir. Ichschaute ihn unverwandt an: „Ich für meinen Teil kann dir versichern, dass ichmich zumindest seitdem nicht mehr wie ein normaler Teenage fühle."
Steve brauchte einen Moment, ehe er etwas sagte und ich war mir unsicher, ob ernicht etwas erschrocken wirkte. „Seit wann kannst du deine Kräfte so gutkontrollieren? "
„Sorry, ich weiß nicht, ob du dafür die Sicherheitsfreigabe hast, immerhinkannst du mit der Information wenig bewirken", antwortete ich ihm nurabweisend.
Sein Blick wanderte durchs Zimmer und blieb auf dem Stapel an Notizen hängen.Da sich diese vorher im Beisein meines Dads natürlich chronologisch sortierenmussten, war ganz oben eine verwirrende MindMap zu sehen, in deren Mitte groß „LokisMagie?" stand. Wirklich leserlich war der Zettel nicht, hatte ich ihn immerhinim Halbschlaf und von Ryans erster Illusion aufgewühlt geschmiert. Dennochlieferte er einen guten Einblick in meine Überlegungen und deren Auslöser.Steve schien der Stapel auch als wichtig aufzufallen, immerhin hatte ich dieletzten Tage oft genug noch schnell Zettel versteckt, wenn er an der Türgeklopft hatte. Aus diesem Grund beugte er sich nun auch zum Tisch hinüber.Schnell versuchte ich den Stapel zu mir zu ziehen, doch hatte Steve zumindestdie oberste Notiz noch greifen können und hielt an ihr fest. Obwohl er seinZiel zumindest in Teilen erreicht hatte, schaute er erst überrascht zu mir. MeineTelekinese hatte er immerhin noch gar nicht gesehen, im Gegensatz zu den vorherschon präsenten Illusionen.
Steve überflog den ergatterten Zettel kurz und drehte ihn dann zu mir: „Deshalbhast du dich in letzter Zeit so zurückgezogen?"
„Anscheinend", sagte ich genervt, „Darf ich jetzt meine Privatsphärezurückhaben?" Ich streckte meine Hand aus, um Steve zu signalisieren, dass ichden Zettel gerne haben wollte.
Ergeben beugte er sich nach vorne, um meiner Bitte nachzukommen, doch schon aufhalbem Weg, erleichterte ich ihm die Aufgabe und ließ das Stück Papier zu mirfliegen, was weitaus einfacher ging, da Steve sich diesmal nicht dagegenwehrte.
„Du hättest doch was erwähnen können, dann wärst du damit nicht alleingewesen", hinterfragte Cap, anscheinend versucht die Situation zu verstehen.
Meine Augenbrauen wanderten ein Stück nach oben: „Damit du Fury Berichterstatten kannst und er über diesen Teil meines Lebens genauso bestimmen kann,wie über alles andere zur Zeit? Nein Danke. Du hast ja bereits bewiesen, dassdu dich eher an seine Anweisungen hältst, als deine Versprechen."
Diese Feststellung schien Steve mehr zu treffen, als er sich anmerken lassenwollte. Seine Augen schweiften kurz wieder zu dem Notizstapel, der mittlerweileneben mir lag, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder mir schenkte. „Aber wenn dichEvans' Auftreten so belastet, hätten wir es danach doch zumindest mit demTraining langsamer angehen lassen können, wenn du etwas erzählt hättest",erklärte er auf die oberste Notiz deutend. Seine Stimme war nicht mehr so ruhigwie noch zu Beginn des Gesprächs, meine genervte und vorwurfsvolle Art färbtesich langsam auch auf ihn ab: „Immerhin hast du deine Probleme anscheinend mitStark geteilt!"
„Bitte was?" Ich antwortete leise und etwas abwesend, geschockt von dieserInformation.
Steve indes verstummte abrupt, realisierend, dass ihm etwas herausgerutschtwar, was er offensichtlich nicht erwähnen wollte.
Ich hatte Tony von meinen Alpträumen erzählt, weil er sie mehr oder wenigerselbst mitbekommen hatte. Dennoch hatte ich ihm vertraut und damit gerechnet,dass er keinem anderen im Team in meinen persönlichen Konflikt ohne mein Wisseneinweihen würde. Mein Herz fing an, in meiner Brust zu pochen, fastschmerzlich, während ich versuchte, diesen weiteren Verrat zu einzuordnen.
„Verdammt...", Steve verstand wohl, dass ich zutiefst verletzt war und versuchtesein Aussage zu entschärfen, „Summer, ich... Stark hat nicht genau erwähnt, waslos ist... Er meinte nur, ich sollte ein Auge auf dich haben, weil er sich Sorgenmacht."
Ich kniff meine Augen zusammen, um meine innerlich aufsteigende Wut zuberuhigen. Nicht nur, dass mir Informationen vorenthalten wurden, jetzt wurdemein Vertrauen auch noch ausgeplaudert. Natasha und Clint hätte ich sowasvielleicht noch zugetraut, als angestellte Agenten, waren sie SHIELD gegenübermehr verpflichtet, jedoch hatte ich es von Tony und Steve nicht erwartet.
Mein Beruhigungsversuch scheiterte kläglich und bevor ich etwas dagegen machenkonnte, überrollte mich eine Welle, die jegliches Verständnis meinerseits,welches ich vielleicht hätte zusammenkratzen können, überschrieb. Im gleichenMoment polterte es überall um mich herum. Sowohl hölzernes, metallisches,gläsernes und plastisches Krachen. Doch so schnell wie es gekommen war,verklang es auch schon wieder.
Als ich meine Augen vorsichtig öffnete, brauchte ich einen Augenblick, um dasplötzliche Chaos in meinem Zimmer einzuordnen. Alles, was nicht in Wand oderBoden verankert war, war quer durch den Raum verteilt. Der PC-Bildschirm, derbis eben noch friedlich auf dem Tisch stand, lag nun komplett demoliert in derMitte des Raums, während der Tisch selbst an der mir gegenüberliegenden Wandzerschellt war. Meine fein säuberlich sortierten Notizen, deckten den Bodenein.
Ein überraschtes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich mich soumsah. Hatte ich das gemacht? Waren meine Kräfte mittlerweile wirklich sostark?
Dann erblickte ich Steves Körper vergraben unter den Teilen des Schreibtischesund seines Stuhls und meine Stimmung kippte sofort ins Erschrockene. Hatte ichdas wirklich angerichtet? Ich war zwar wütend, aber ich wollte ihn doch nichtverletzen.
„Ste-Steve?", flüsterte ich leise, fast ängstlich.
Eine kleine Bewegung ging von dem angesammelten Haufen in der Ecke aus undSteve schob zumindest angestrengt den größten Teil des Tisches von sich runter,wirkte jedoch etwas benommen. Immerhinhatte auch der Cap nicht mit einem Ausbruch meiner Kräfte gerechnet.
Auch wenn Steve sonst nicht größer verletzt schien, stieg Panik in mir auf. Ichstarrte runter auf meine Hände. Mein Atem ging schnell. Plötzlich fühlte sichder Raum sehr eng und klein an.
Als ich mich von meinen Händen losriss und wieder hochschaute, war Steve immernoch dabei, sich unter dem Schutt auszubauen. Seine Aufmerksamkeit lag jedochauf der Mitte des Raumes. Dort stand eine Illusion von mir, diesmal nichtbewusst erschaffen oder kontrolliert. Im Gegensatz zu mir trug sie keineSonnenbrille. Die so zu sehenden Augen leuchteten hell auf, fast wie kleineblaue Flammen. Die Lippen hatten das gleiche, kalte Grinsen, wie die Version inmeinen Träumen. Langsam spielte sie mit ihrem Schwert, während sie michunverwandt ansah und mit kalter Stimme bedrohlich flüsterte: „Du bist auchnicht mehr du selbst."

The next Avenger - the new life of a "normal" girl (german)Where stories live. Discover now