Heroes

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Die Tage vergingen quälend langsam. Ab und zu kam Steve vorbei und auch Ärzte sahen sich meine Schulter an, aber ansonsten hatte ich nicht viel zu tun außer im Bett zu liegen.
Als der sechste Tag meiner Langeweile sich dem Ende neigte, öffnete sich die Tür zum Zimmer und Steve trat lächelnd ein.
„Hi", begrüßte ich ihn, hoffend auf ein wenig Ablenkung.
„Hallo", erwiderte er, „Gute Neuigkeiten."
Gespannt setzte ich mich auf und blickte ihm ungeduldig entgegen.
„Du wirst entlassen", berichtete er. Glücklich riss ich den rechten Arm nach oben, endlich würde ich nicht mehr hier festsitzen. „Freu dich nicht zu früh", fügte der Captain hinzu, „deine Entlassung gilt nur für den Krankenflügel. Heißt, du bleibst zur Beobachtung vorerst auf dem Helicarrier. Also, packen wir deine Sachen zusammen und gehen."
Mit einem Satz sprang ich aus dem Bett, eine Jeans und ein T-Shirt hatte ich bereits an, und mit der Hilfe von Steve, fing ich an die wenigen Wechselklamotten zusammen zu räumen, die man mir gegeben hatte. „Wohin genau gehen wir?"
„Wirst du sehen", antwortete er vielsagend, nahm den Rucksack mit meinen Sachen und ging zur Tür.
Schnell folgte ich ihm und erst auf dem Weg bekam ich eine Ahnung wie groß der Carrier eigentlich war. Erst gingen wir einen Gang entlang, dann einmal nach rechts und in den Fahrstuhl. Zwei Stockwerke höher ging es noch zweimal nach links, schließlich waren wir in einem Gang mit zehn Türen angekommen.
„Das ist der Bereich für die Avengers, ...", versuchte Steve mir zu erklären, wurde jedoch von mir unterbrochen.
„Avengers?"
„Ah, stimmt ja, darüber weißt du ja gar nichts", lachte er, „Eine Gruppe von, sagen wir mal besonderen, Leuten zu denen ich zähle. Jedenfalls ist das hier ihr Bereich. Jeder bewohnt einen der Räume, zwei sind für Gäste, in einem von denen wirst du schlafen. Dann gibt es noch eine Abstellkammer und einen größeren Wohnbereich."
„Also gibt es mit dir sechs Avenger?", hakte ich nach.
Cap nickte und führte mich zur vorletzten Tür der rechten Seite und öffnete diese sogleich.
Bereits beim Eintreten, wusste ich, dass ich mich hier wohlfühlen würde. Es war ein relativ großer Raum, in angenehmen, hellen Farben, an der hinteren Wand stand ein großes Bett mit Nachttisch. Des Weiteren war ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch und ein kleinerer, in die Wand eingelassener, Schrank vorhanden.
Mit einer fragenden Mine deutete ich auf den eingelassenen Schrank: „Wofür ist der gut?"
„Ist ein Waffenschrank, zumindest benutzen wir ihn dafür. Eigentlich sind alle unsere Zimmer individuell gestaltet, er ist das Einzige, was in allen Zimmern vorhanden ist, auch wenn Stark und Banner ihn nicht wirklich brauchen. Deiner dürfte jedoch leer sein", klärte Steve so locker auf, als sei es etwas ganz normales, einen Waffenschrank im Zimmer zu haben.
„Ach so", erwiderte ich deshalb nur lachen und ließ mich aufs Bett fallen, welches unglaublich weich war.
Mit einem Seitenblick zum Nachttisch saß ich jedoch wieder kerzengrade und langte nach dem Buch was auf besagtem Schrank gelegen hatte. Es war genau das, was ich auch Zuhause liegen hatte. Ich blätterte es durch, bis ich auf ein Lesezeichen stieß. Mein Lesezeichen.
„Ist das ein Zufall, dass hier mein aktuelles Buch liegt, und auch noch auf der Seite markiert mit dem gleichen Lesezeichen, wie ich es benutze?", fragte ich misstrauisch und richtete meinen Blick auf den blonden Mann. Dieser kratze sich verlegen am Hinterkopf.
„Nun ja. Um ehrlich zu sein, war SHIELD bei dir zu Hause. Hauptsächlich um deiner Mutter zu erklären, dass du die nächsten Tage nicht nachhause kommen würdest, wahrscheinlich haben sie ihr irgendeine Lüge aufgetischt", sagte er entschuldigend, „Jedenfalls haben sie auch ein paar Sachen von dir mitgenommen. Im Kleiderschrank sind noch Anziehsachen die dir gehören."
„Was? Woher wussten die wo ich wohne?", kam schon die nächste Frage meinerseits, welche er mit einem einfachen „Wir wussten deinen Namen, das reicht ihnen schon" abtat.
„Aber ich wollte dir noch etwas anderes zeigen, kommst du mit?", wechselte er das Thema.
Nach kurzem Überlegen nickte ich, zwar hatte ich, jetzt wo ich mein Buch in Händen hielt, auch Lust in diesem zu lesen, allerdings überwiegte die Neugier auf das, was Steve mir zeigen wollte. Also stand ich von dem bequemen Bett auf und trat nach dem blonden Mann nach draußen in den Flur. Mein Begleiter führte mich zur Tür am anderen Ende des Ganges und öffnete diese Gentlemanlike. Diesmal war ich diejenige die als Erstes durch die Tür schritt.
Mir bot sich der Anblick eines großen Raumes, ungefähr dreimal so groß wie das mir zugeteilte Zimmer. Links war eine große und moderne Küche, weiter hinten standen einige wenige Trainingsgeräte, rechts an der Wand stand ein großer Fernseher, vor welchem sich eine Sitzecke, bestehend aus drei Couchen und zwei Sesseln, befand. Und genau in dieser Sitzecke saßen fünf Personen die mich überrascht anschauten.
„Das sind Natasha Romanov", erklärte Steve, stellte sich neben mich und deutete auf die einzige Frau in der Runde, „Clint Barton", er schwenke auf einen ernst blickenden Mann mit kurzen, dunkelblonden Haaren, „Dr. Bruce Banner", diesmal zeigte er auf einen Mann mit dunklen, leicht gelockten, Haaren der etwas nervös wirkte. „Thor, ihn kennst du ja schon", dennoch deutete Steve mit seiner Hand auf den langhaarigen Mann, „und..."
Doch bevor er mir den letzten Mann mit schwarzen Haaren vorstellen konnte, bei dem ich allein vom Aussehen her schon wusste, wer er war, stand der Milliardär schon vor mir und schüttelte meine Hand.
„Sehr erfreut. Wenn ich mich vorstellen darf, Tony Stark alias Iron Man", begrüßte er mich.
Die nächste Frage konnte ich mir nicht verkneifen: „Bescheidenheit scheint keiner Ihrer Stärken zu sein, oder?"
Zu meiner Überraschung reagierte mein Gegenüber ziemlich gelassen: „Um ehrlich zu sein. Nein, nicht wirklich."
Nun mischte Steve sich wieder ein: „Leute das ist ..."
„...Summer Anderson", beendete Stark den Satz, „Captain Americas persönliche Heldin"
Nach dieser Vorstellung grinste er nur noch breiter als vorher.
Stark und Steve setzten sich nach der Vorstellung zu den Anderen auf die Sofas und nach einer einladenden Geste von Steve folgte ich ihnen, so fand ich einen Platz zwischen dem Captain und Dr. Banner.
Ich wusste zwar so gut wie nichts über die Avengers, aber da dies ihre Etage war, nahm ich an, dass diese sechs Leute alle Mitglieder waren, na gut, bei Steve wusste ich es. Aber so wenig ich auch erfahren hatte, wusste ich doch, dass die Avengers für die Rettung New Yorks verantwortlich waren. Und hier mit diesen Helden zu sitzen, machte mich doch etwas nervös.
„Ich werde ab morgen Ihre Schulter untersuchen, wenn das kein Problem ist", erklärte mir Dr. Banner, was mich etwas aus meiner Anspannung holte.
Mit einem leichten lächeln, um meine immer noch vorhandene Nervosität zu überspielen, antwortete ich: „Duzen Sie mich doch bitte, schließlich bin ich ja noch längst nicht volljährig. Ich habe damit kein Problem, wieso auch?"
Erst schaute er mich verwirrt an, als ob das klar wäre, dann begründete er, etwas trauriger als vorher: „Wegen dem Anderen. Hast du denn keine Angst vor ihm?"
Das erklärt es nicht wirklich, im Gegenteil. Jetzt hatte ich nur noch mehr Fragen.
„Welcher Andere?", fragte ich deshalb nach, meine Anspannung verflog durch die Konversation immer mehr.
„Wenn sich unser lieber Doc aufregt oder wütend wird, verwandelt er sich in den Hulk.", schaltete sich Stark ein.
Nun machte es bei mir Klick und um Dr. Banners Frage endlich zu beantworten, wandte ich mich diesem zu: „Das ist immer noch kein Problem, immerhin hat Ihre andere Seite zur Rettung New Yorks beigetragen."
Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Komischerweise verspürte ich auf einmal immerwährende Wut in mir aufsteigen, die jedoch nach knapp zehn Minuten wieder abebbte.
Im Verlaufe des Weiteren nachmittags und dann auch abends kam ich mit jedem ins Gespräch und schnell waren wir bereits beim Du, was dafür sorgte, dass meine Anspannung endgültig verflog.


„Ich werde mich schlafen legen. Viel Spaß noch", verabschiedete ich mich schließlich.
Als ich aufstand, vernahm ich Bruces Stimme neben mir: „Komm morgen bitte gegen 10 Uhr in mein Labor, dann kann ich mir ein Bild von deiner Verletzung machen."
Ich nickte nur zur Antwort.
„Summer, falls was sein sollte. Mein Zimmer ist das rechts neben deinem", erklang nun Steves Stimme.
Wieder nickte ich nur als Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte.
In meinem vorläufigen Zimmer angelangt ließ ich mich, so wie war, aufs Bett fallen und schlief ein, zu müde um an diesem Abend noch irgendwas zu machen. Allerdings hinterlegte ich mir in Gedanken noch die Notiz morgen in meinem Buch zu lesen.


The next Avenger - the new life of a "normal" girl (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt