Im Schatten der Nacht

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Ich finde Finnick, der von einer jungen Capitolbewohnerin ziemlich... in Anspruch genommen wird.
Freundlich lächelnd gehe ich zu den beiden hin, die sich gegenseitig fast auffressen und räuspere mich. Die Frau schreckt zurück, doch Finnick lächelt nur süffisant. Es ist sein Kapitollächeln, dass er nur hier trägt. Ich kenne es, weil ich es selbst schon oft im Spiegel gesehen habe, seit ich für die Spiele ausgerufen wurde.
"Ich möchte euch ja nicht stören", sage ich und zwinkere der Frau zu, "doch ich müsste mir meinen Bruder einen kleinen Augenblick ausleihen."
"Oh, natürlich", sagt die Frau und lässt langsam Finnick los. Dabei fährt sie mit den Fingern seinen Arm entlang und hält seine Hand so lange fest, bis er außer Reichweite ist.
Ich führe Finnick weg von den Gästen auf einen der vielen kleinen Balkone, die kaum Platz für zwei Menschen bieten.
"Was ist los?", fragt Finnick. Sämtliches freundliches Gehabe ist von ihm abgefallen. Ich sehe jetzt wie angespannt er wirklich ist.
"Kennst du Seneca Crane?", frage ich.
Ich reibe mir die Arme in der kühlen Nachtluft.
"Flüchtig", sagt Finnick. Ich sehe eine dunkle Vorahnung in seinen Augen.
"Er gehört zum reichen Pöbel, die denken ihnen gehört die Welt, weil sie aus dem Kapiol kommen und Daddy Geld hat. Warum?"
Ich atme tief ein.
"Er sagt, dass er einer meiner Hauptsponsoren war und möchte dass ich mich bei ihm dafür "bedanke"", erkläre ich.
Finnick schließt die Augen und atmet zitternd aus. Dann beißt er sich auf die Unterlippe. Das macht er immer, wenn er Angst hat.
"Hör auf auf deiner Lippe zu kauen. Die Leute gucken. Sag mir was ich jetzt tun muss", sage ich schroff.
Sein Blick schweift über das Lichtermeer des Kapitols. Er schüttelt den Kopf.
"Alyssa, ich würde dich so gerne beschützen, aber hier im Kapitol bin ich machtlos."
Ich nicke.
"Es gibt keinen Weg darum herum. Wenn du dich ihm verweigerst, macht er dir nur Probleme. Denk an Mutter und Annie und Mags zuhause. Sie können zwar nicht dir weh tun, aber ihnen." Er nimmt meine Schulter.
"Beim ersten Mal ist es am Schlimmsten", fügt er kleinlaut hinzu, "Danach wird es leichter."
Ich verstehe.
"Danke", sage ich.
Ich will mich schon abwenden, da hält Finnick mich fest.
"Alyssa, benutze ihn. Ein Mann sagt alles, wenn er glücklich ist. Pass auf, dass er dir nichts verabreicht."
Mein Blick wird hart und ich nicke.
Wir setzen unsere Masken wieder auf und gehen zurück auf die Party.

Um halb drei schreite ich die Stufen des Präsidentenpalastes hinunter. Eine lange, schwarze Limousine parkt am Fuß der Treppe. Ein Avox öffnet mir die Hintertür und ich steige ein. Seneca sitzt bereits im Wagen.
Die Limousine ist luxuriös eingerichtet, mit einem Sofa aus feinem Wildleder, einem Marmortischchen und einer Minibar. Auf dem Tischchen stehen bereits zwei leere Gläser und eine Flasche Champagner.
"Ich wusste du würdest kommen", sagt er und gießt den Champagner ein. Ich passe gut auf, während er mein Glas füllt.
Ich versuche mich an einem warmen Lächeln.
"Bei der Einladung konnte ich doch nicht nein sagen."
Ich lehne mich weiter zu ihm vor. Seine Augen springen sofort in meinen Ausschnitt. Es ist gar nicht schwer ihn zu verführen. Seneca Crane ist mir hilflos verfallen. Als mir das klar wird, weiß ich, dass mir alle Türen offen stehen. Ich muss Seneca nur in der Sicherheit wiegen, dass ich in ihm etwas besonderes sehe, dann kann ich von ihm alles verlangen und er wird versuchen es mir möglich zu machen. Was kann es schaden, einen Spielemacher von mir abhängig zu machen? Ich muss nur sein männliches Ego und sein Selbstwertgefühl steigern.
Er lehnt sich auf dem Sofa zurück. Ich beuge mich weiter zu ihm, stütze mich mit einer Hand auf seiner Brust ab und wandere mit der anderen seinen Arm hinauf, wie ich es vorhin bei Finnicks Liebhaberin gesehen habe. Senecas Atem gerät für einen winzigen Moment aus dem Takt. Meine Augen wandern zwischen seinen Augen und seinem Mund hin und her, bis ich die letzte Lücke zwischen uns schließe und ich ihn küsse. Seine Zunge drängt in meinen Mund. Er füllt mich komplett aus, während seine Hände über meinen Körper wandern.
Er gibt mir kaum eine Möglichkeit Luft zu holen, bis wir vor seinem Appartment ankommen.
Er hält sich nicht lange mit einer Wohnungsbesichtigung auf sondern drängt mich direkt in das riesige Schlafzimmer.
Er will der Dominante sein. Das sehe ich ihm an. Deswegen lasse ich ihn. Er muss glauben, ich wäre ihm verfallen.
Er öffnet die Schnüre an meinem Kleid und lässt es achtlos auf dem Boden liegen.
Ich öffne die Knöpfe seines Hemdes. Pro geöffneten Knopfes gebe ich ihm einen Kuss, während seine Hand genüsslich über meine Scheide gleitet. Sein Finger malt kleine Kreise über meine Klitoris, die mich in Erregung setzen. Anscheinend weiß er, was er tut. Ich öffne seinen Gürtel und umschließe seinen Penis mit meiner Hand.
Seneca keucht, doch er hält meine Arme fest.
"Nein", haucht er leise, dann legt er mich auf das riesige Bett. Er hält meine beiden Hände mit einer Hand über meinem Kopf fest. Seine andere Hand knetet meine Brust. Er dringt fordernd in mich ein. Stößt immer wieder zu, härter und härter. Seneca ist nicht sanft. Ich finde es unangenehm. Stoß um Stoß dringt er tiefer in mich ein. Er stöhnt laut auf. Ich finde den Sex weder angenehm noch befriedigend. Weder mag ich Seneca, noch die harte Art, in der er in mich eindringt, doch ich täusche einen Orgasmus vor, als er selbst sich verkrampft und laut stöhnt, damit sein Ego gepusht wird. Nachdem er befriedigt ist, zieht er sich aus mir zurück und legt sich neben mir auf die Matratze.
"Alyssa, ich wusste von Anfang an, dass du etwas Besonderes bist."
Ich sehe das als meine Chance.
"Wie konntest du mir eigentlich ein Geschenk zukommen lassen. Ich dachte Spielemacher dürfen keine Sponsoren sein", frage ich und male währenddessen mit dem Finger auf seiner glatrasierten Brust.
"Ich habe meinen Vater angewiesen mein Geld zu verwalten und dir Geschenke zu schicken", erklärt er, "So viel Potential durfte ich einfach nicht verschwenden."
"Du sagtest, der Präsident hätte dir gegenüber ein Auge zugedrückt?", taste ich mich vorsichtig weiter vor.
"Präsident Snow ist großzügig mit Gefallen für seine treuen Untergebenen. Außerdem ist das nur seine Revanche für mein Schweigen."
Ich werde hellhörig. "Worüber muss der Präsident sich denn Sorgen machen?", frage ich so unschuldig wie nur möglich.
Seneca zögert. "Das darf ich nicht sagen."
"Oh bitte", sage ich und lege meinen Kopf auf seine Brust, "Ich bin so furchtbar neugierig. Und ich kann schweigen wie ein Grab."
Ich verschließe meine Lippen mit meinem Finger. Seneca spielt mit meinen Haaren.
"Der Präsident hat mir dich als Siegerin und den Stuhl als Obersten Spielmachers angeboten, wenn ich kein Sterbenswörtchen darüber verliere, dass er dir alte Oberste Spielemacherin aus dem Weg geräumt hat, weil sie seine Erwartungen nicht erfüllt hat. Erinnerst du dich an den Jungen aus 12? Sie hat seinen lächerlichen Sprung von der Klippe vollständig ausstrahlen lassen. Das löst in den Distrikten Unruhen aus. Die soll es natürlich nicht geben. Deswegen hat Präsident Snow sie aus dem Amt geräumt und mir die Stelle angeboten."
"Das war wohl dein Glückstag", sage ich und küsse Seneca Crane.

Was für interessante Dinge ich durch ihn erfahre.

Games of the Sea (Tribute von Panem ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt