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Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es, sie zu überreden mit mir aufzustehen und was Warmes anzuziehen. Am Ende werden wir wirklich noch krank und ich muss mich rotzend gegenüber den Italienern stellen, dieses Bild will ich Ihnen nicht schenken. Außerdem benötige ich jetzt alle Kräfte, um für uns zu kämpfen und für meine Kleine da zu sein.

Nachdem wir uns umgezogen haben, laufe ich mit Andra die Treppen nach unten in Richtung Esszimmer. Sie braucht was zu essen, nicht dass sie mir noch umkippt. Nur zögerlich folgt sie mir, aber immerhin tut sie es.

Im Esszimmer angekommen ordne ich den Haushälterinnen an, ihr etwas Leichtes zum Frühstück vorzubereiten, setze sie auf einen Stuhl und sehe direkt Paloma und Catalina hereinkommen. Beide setzen sich zu ihr und schauen sie besorgt an.

„Alles okey?" fragt Paloma sie behutsam und streicht ihr über die Hand, doch sie antwortet darauf natürlich nicht. „Gibt's was neues?" fragt Andra dann geradeheraus, was beide Mädels verzweifelt auf den Tisch schauen lässt. Doch bevor sie antworten können und somit Andra noch mehr in Ihrer Trauer versinkt, schreite ich ein. „Ich gehe schnell nach draußen und rufe kurz durch, um den neusten Stand zu erfahren. Ich bin gleich wieder da, Cata und Paloma bleiben so lange bei dir", sage ich ihr in einfühlsamen Ton, küsse ihr auf den Haaransatz und drehe mich zum Gehen um. „Ich brauche keine Babysitter", höre ich dann meine Kleine mit ihrer altgewohnten zickigen Stimme, was mich schmunzeln lässt.

„Ich weiß mi Amor, aber Spanier haben nie was gegen gute Gesellschaft oder doch?" frage ich sie, weshalb sie sich kurz arrogant zu mir umdreht und die Augen verdreht, was mich Lachen lässt.

Auf der Terrasse angekommen wähle ich Roccos Nummer, da er gerade Wache bei Selma hat.

„Si Hermano" meldet er sich direkt. „Wie ist die Lage?" „Ruhig." Antwortet er. Wow, wie ironisch. „Ja erzähl mir mehr idiota. Gibt's was Neues? Andra will es wissen, wie soll ich ihr jetzt sagen „es ist ruhig"?" Direkt nach meiner Antwort ertönt Roccos lachen, doch es verstummt schnell wieder als er merkt, dass mir gerade gar nicht zu lachen ist. „Beruhig dich, es ist alles sowieso grad viel zu Ernst. Ein bisschen Spaß darf man doch mal zwischendurch haben." Sagt er dann und räuspert sich, um weiter zu reden. „Also sie ist stabil. Die OP war gut, man kann aber nicht absehen, wann Sie wieder wach wird. Kann Stunden dauern, aber auch Tage. Sie braucht die Ruhe jetzt, aber sie wird wohl wieder die Alte. Also alles in bester Ordnung." Erleichtert atme ich auf, das sind zumindest Neuigkeiten, die Hoffnung schenken und nur noch Geduld verlangen. Zumindest kann ich Andra damit ablenken, damit wir uns in Ruhe einen Italiener holen können und herausfinden können, was zur Hölle deren beschissener Plan ist.

Noch bevor ich wieder rein gehen kann, kommt Chico auf die Terrasse und hält mir eine Zigarette hin. Ich weiß sofort, er will was besprechen. Also nehme ich mir die Zigarette und lasse mich auf einen der Stühle fallen.

„Liebst du sie?" fragt er mich direkt und schaut mich, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken an. Seine Frage verwirrt mich. Wir planen, die Italiener zu überfallen und einen von Ihnen in unsere Gewalt zu nehmen, und er kommt mir mit so einem sentimentalen Scheiss? „Por que?" (Warum) frage ich ihn also direkt mit hochgezogener Augenbraue. Doch anstatt mir einfach eine Antwort darauf zu geben, legt er seinen Kopf schief und mustert nun auch mich mit hochgezogener Augenbraue kritisch. „Wieso bejahst du diese einfache Frage nicht? Wieso musst du mich erst hinterfragen, ist die Antwort nicht eindeutig?" fragt er langsam mich musternd. Würde ich ihn nicht kennen, würde ich ihn spätestens jetzt für einen gefährlichen Psycho halten. Doch diese Spielchen und vor allem diese Charakterzüge sind nichts neues für mich. Vor allem nicht in der Mafia. „Natürlich liebe ich sie, das sollte ja offensichtlich für euch sein. Immerhin ist sie meine Verlobte. Ich hinterfrage nur, weil wir jetzt wichtige Dinge zu erledigen haben, und du mir mit sentimentalen Gesprächsthemen kommst. Oder brauchst du Tipps, um auch mal endlich die passende Frau für dich zu finden?" frage ich genervt, was ihn zum Lachen bringt. „No, alles gut. Ich brauche keine Frau fürs Leben, nur welche fürs Bett. Aber die kriege ich auch ohne Hilfe, also keine Sorge. Ich will nur, dass wir alle bei der Sache sind und nicht einer von uns wegen Gefühlsscheiss Mist baut. Immerhin könntest du mit zu viel Emotion in das Ganze gehen, weil die Bastarde es bisher auf deine Puppe abgesehen haben." „Lass das mit Puppe. Aber ja, du hast Recht. Trotzdem bin ich Mafiosi, und kein Straßenschläger. Ich weiß wie man zu handeln hat." „Gut, ich wollte nur sicher gehen. Es tut mir leid, wenn ich Sie zu hart ausgequetscht und verurteilt habe. Wenn dir wirklich, was an ihr liegt, dann wird sie schon nicht verkehrt sein." Sagt er dann etwas ruhiger. Gott sei Dank nimmt er uns unsere Story nun auch endlich ab. Eine Sorge weniger, um die ich mich dann noch kümmern muss. „Hast du kein Schiss vor dem Heiraten?" fragt er dann plötzlich. Hat er mich das gerade wirklich gefragt? Mit großen Augen schaue ich ihn an und fange sofort an zu lachen. Auch er lächelt nun, während er mich fragend mustert. „Lachst du mich aus?" fragt er. „Hermano, was ist das für eine Frage. Hast du Drogen genommen? Seit wann redest du, der abgehärtete und kaltblütige Chico Lozano, über solche Themen?" antworte ich und muss wieder lachen.

His dark secretOù les histoires vivent. Découvrez maintenant