•maybe•

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Till

Eine Woche verging seit Colin bei mir im Krankenhaus war.
Wir haben nach seinem treffen nicht mehr miteinander gesprochen geschweige denn haben wir geschrieben.

Er war nun wieder genauso unerreichbar wie vor meinem Unfall.

Heute war mein Kontrolltermin und das Ergebnis war erstaunlich gut.
Ich kann in zwei Wochen zur Reha und ab da sollte es nur noch eine Frage des Kampfgeistes sein, ob ich wieder laufen lerne.

Am wichtigsten war mir tatsächlich nicht das Laufen an sich, sondern das ich wieder Sport machen kann.
Wenn ich kein Basketball spielen kann, ist das schade aber okay.
Sollte ich kein Motorrad mehr fahren dürfen,
ist das scheiße aber verständlich.
Sollte ich allerdings in diesem Rollstuhl gefangen sein,
nicht mehr selbstständig auf Toilette gehen, geschweige denn mich anzuziehen, würde ich vermutlich Selbstmord begehen.

Mein Leben, welches ich führe war nie schlecht oder so aber der Punkt, das ich bin was ich bin, macht mich fertig.

Wenn ich dann auch noch im Rollstuhl verweilen müsste, würde ich keinen Sinn mehr am Leben finden.

Ich möchte unabhängig sein.
Unabhängig von der liebe, unabhängig von den Leuten um mich herum.
Das wäre nicht möglich, wenn ich nicht wieder das laufen lernen würde.

Es ist kurz vor Ende der Besuchszeit.
Mein Blick ist auf den Fernseher vor mir gerichtet.

Ein klopfen holt mich aus meiner starre.

Es war der nette Arzt, sein Name war Noah.
Das hatte ich letztens mal erlesen können während er mir irgendwas von dem Patienten erzählte,
den er letzten hatte.

Irgendwie haben wir uns,
glaube ich, angefreundet.
Der Typ hat scheinbar kein Scharmgefühl, oder er mag mich einfach zu sehr,
denn mittlerweile weiß ich sogar die Anzahl seiner Kinder und deren Namen,
wobei ich diese schlichtweg vergessen habe.

Er war hier, um mir Gesellschaft zu leisten.
Ich bin froh über seine Gesellschaft,
er tut gut.
Er ist nicht oft hier, da ich schon lange nicht mehr sein patient war.
Ich lag hier nur noch zur Beobachtung.
Er erzählte mir von seinen Patienten und was er zum Abendessen kochen will.
Der Typ ist extrem groß.
Nicht viel größer als ich aber wenn man ihn neben Colin stellen würde, wäre dieser fast zwei köpfe kleiner.

Noah ist attraktiv, braune locken, dunkle Augen aber irgendwas an ihm, stößt mich ab.
Vermutlich seine viel zu offene Art oder der fact das auch ich viel zu offen gegenüber ihm bin, ohne es zu merken.
Ich freue mich mittlerweile immer auf seinen alltäglichen Besuch, kurz vor Sechszehn Uhr.

"Wer war eigentlich der junge Mann, der dich letztens mit dem Rollstuhl entführt hat?"
Das ist der junge Mann der mich seitdem ignoriert,
wollte ich anworten,
mir viel aber was besseres ein: "ein Typ aus meinem Jahrgang, der mir noch ein Sandwich geschuldet hat."
Mit einem Schulter zucken schau ich aus dem Fenster.

Colin.
Warte was? Colin?

Ruckartig setzt ich mich aufrecht, was ein ekeleregendes Gefühl in meinem Rücken hinterließ.

Es war wirklich Colin.
Da mein Bett direkt am Fenster steht, kann ich perfekt auf den Eingangsbereich den Krankenhauses schauen.

Feelings Out Of Control Donde viven las historias. Descúbrelo ahora