- Teil 23 -

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"Auf Wiedersehen Mrs Lambert!" rief Tony der älteren Dame zu und winkte dabei charmant lächelnd, was Emily sichtbar irritierte. Als er heute Morgen davon erfuhr, dass ihre Mutter unten in der Lobby auf sie wartete, konnte er einfach nicht widerstehen - er MUSSTE sie sich ansehen. Er war nunmal ein neugieriger Mensch und es war sein gutes Recht zu wissen, wer hier ein und aus ging. Eigentlich wollte er wirklich nur einen Blick auf sie werfen und ihr dann mitteilen, dass Emily noch nicht im Haus war, doch dann hatte sie ihn mit diesem schelmischen Lächeln angesehen und ihr diesen wunderbar duftenden Apple-Pie unter die Nase gehalten. Er konnte nicht anders - er hatte sich ohne Umwege in diese ältere Lady verliebt und musste sie mitnehmen.



Während sie sich äußerst selbstverständlich in seiner Küche bewegte und Banner und ihn mit Kuchen versorgte, hatte sie mit einem warmen Lächeln erklärt, wie unfassbar stolz sie auf Emily und ihre Arbeit war. Und sie hatte - zu seiner großen Belustigung - auch von ihren Vorurteilen ihnen gegenüber erzählt. Dabei hatte sie so ehrlich und aufrichtig gewirkt, dass es weder Banner noch ihm Etwas ausgemacht hatte, als grünes Monster oder herzlosen Milliardär gehalten worden zu sein. Am Ende hatte sie das Herz der beiden Männer gewonnen. Nie hätte er gedacht, dass er sich jemals von einer fremden, älteren Frau die Wange tätscheln ließ, aber bei Dorothy wirkte es absolut natürlich und wenn er könnte, würde er sie adoptieren.Nur Emily schien die ganze Situation ein wenig verstört zu haben, denn ihr Blick huschte immer wieder nervös zwischen den Anwesenden umher, während sie abwechselnd ihren Kuchen aß und die Drinks in sich hineinkippte, die Banner ihr reichte. Es amüsierte ihn zutiefst und dies war nur einer von vielen Punkten, die seinen Tag heute perfekt machten.



"Deine Mutter ist nett." bemerkte er breit grinsend, als Emily Dotty zur Tür gebracht hatte und ihm in der Lobby entgegen kam. Selbstverständlich musste er sich noch ein wenig an ihrem Leid ergözen.Sie seufzte leise und verschränkte die Arme, als sie an seiner Seite in den Fahrstuhl trat "Stiefmutter." berichtigte sie ihn.Überrascht hob er die Augenbrauen, als sich der Aufzug langsam in Bewegung setzte und dabei leise surrte "Macht das denn einen Unterschied? Ich meine, ihr scheint ein gutes Verhältnis zueinander zu haben.". Ihre Aussage überraschte ihn nun ehrlich, denn auch wenn er seine eigenen Gefühle nicht einmal deuten könnte, wenn er dafür eine Art Kompass hätte - die von Anderen hatte er recht gut im Blick. Die offensichtliche Zuneigung zwischen Emily und Dottie war mehr als deutlich gewesen - in jedem Blick und jeder kleinen Geste.



Emily seufzte erneut und hob den Blick um ihn anzusehen "Wir haben sogar ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Aber sie ist nicht Mom und..." mit einem stummen Schulterzucken brach sie mitten im Satz ab.Tony verstand. Seine Eltern würde auch nie Jemand ersetzen können und er fragte sich, ob er - wäre er jemals adoptiert worden - sie auch Mom und Dad genannt hätte.Seine Stimme wurde ein wenig sanfter und er lächelte auf ihren Scheitel herunter "Und du denkst, du würdest deine Mutter verraten, wenn du sie als deine Mutter bezeichnest.".Emily hob überrascht den Kopf und sah ihn an, wobei zwischen ihren Augenbrauen diese kleine Falte entstand, die sie immer hatte, wenn sie unsicher wurde."Ja.. schon." stimmte sie zögernd zu "...woher weißt du?"."Ich überprüfe Jeden, mit dem ich zusammen arbeite." erklärte er knapp und trat nach ihr aus dem Fahrstuhl "Tut mir leid was dir passiert ist." bemerkte er aufrichtig, denn nur ein Waise verstand, was ein Waise fühlte. Zumindest seiner Meinung nach."Verstehe." erwiderte Emily und gab den Sicherheitscode zu ihrem Labor ein, in das Tony ihr nun folgte "Nunja es ist nicht...". Wieder brach sie ab und zuckte mit der Schulter, während die Lichter um sie herum automatisch angingen und den Raum hell erleuchteten.



"Ist jetzt aber auch kein Grund um zu heulen. Ich habe meine Eltern auch verloren und breche nicht in Tränen aus." stichelte er in dem Wissen, dass ihr das lieber war als Mitleid. Da waren sie Beide ausnahmsweise gleich gestrickt.Emily startete ihre Maschinen und drehte sich bei seiner Aussage ruckartig zu ihm um, wobei kleine Funken aus ihren Augen sprühten.Bingo, DAS wollte er doch!"Ich breche nicht in Tränen aus!" stellte sie energisch klar und schüttelte leise murmelnd den Kopf - vermutlich verfluchte sie ihn gerade wieder einmal."Gut." nickte er und verschränkte seine Arme vor der Brust, während die Systeme hoch fuhren.Ein undefinierbarer Laut entfuhr Emily's Kehle und sie hackte ihre Passwörter auf die Tastatur ein "Fein." nuschelte sie ohne aufzublicken und entlockte ihm damit ein zufriedenes Lächeln. "Da wir ja nun endlich das Problem mit deinen weinerlichen Gefühlen geklärt haben, können wir uns endlich darum kümmern das Gewebe auf den menschlichen Körper anzubringen. Bisher stellt sich das nämlich noch ein wenig schwierig dar." brachte er das Thema - nicht ohne eine weitere Provokation - in die richtige Richtung.



Emily hob den Kopf und öffnete den Mund, ihr Blick wirkte durchaus kampflustig, doch sie entschied sich gegen eine passende Retourkutsche. Stattdessen lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück und beschloss ihn für die nächste Stunde einfach zu ignorieren.

OH, SHUT UP!Where stories live. Discover now