Kapitel 15 - WG im Wald

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Harry blieb drei Monate in der Hütte im Wald.  Patrick ertrug seinen Entzug mit einer Geduld, die wohl nur jemand aufbringen konnte, der unsterblich war. Anders konnte Harry sich das nicht erklären. Zayn hatte seinen Zustand nach der Theorie noch nicht so ganz verinnerlicht. Der hatte ihrendwann auch Mal einen Stuhl nach Harry geworfen. Nicht nett. Aber im Nachhinein konnte Harry ihn da tatsächlich auch ein bisschen verstehen.

Sobald er aufhörte nach Menschenblut zu schreien und die Knubbel von der Raufasertapete abzuknibbeln, durfte er mit jagen gehen. Ausschließlich Tiere. Die Jagd war tatsächlich interessanter, als die auf Menschen. Aber der Geschmack war nicht so gut. Der Rausch fehlte Harry und alles war irgendwie ein bisschen grau...

Aber dann zeigten ihm Zayn und Patrick, wie er durch die Schatten reisen konnte. Innerhalb weniger Sekunden konnte er mehr oder weniger überall auf der Welt sein. Nachts war das natürlich einfacher, wenn alles im Dunkeln lag. Sie stellten ihm Aufgaben. Er sollte alberne Souvernirs oder Postkarten mitbringen von allen möglichen Orten.
Anfangs brauchte Harry große Schatten um vorwärts zu kommen. Aber je länger er übte, desto kleiner wurden die nutzbaren Schatten. Zayn zog ihn auf, weil er lange zu fett für ein Schlüsselloch war. oder eine nicht ganz schließende Tür. Oder dass er es nicht hinbekam zwischen Grashalmen zu springen. Also das sagte Zayn so. Harry fand das Scheiße, aber besser zu werden als Zayn, war eine große Motivation.

Schwieriger als die Art zu reisen waren die Ablenkungen. Menschen. Er musste doch nur zugreifen und durfte nicht. Mehrfach hatte er versucht, sich einfach einen zu krallen. Aber immer war Patrick da gewesen. Hatte ihn aus den Schatten heraus beobachtet und knurrte ihn an oder packte ihn sich. Harry hasste die Tatsachen, dass Patrick stärker und schneller war als er selbst. Aber gut, der hatte ja auch schon ein bisschen mehr Erfahrung. Und vielleicht war es ganz gut, dass die Kräfteverteilung so herum war. In manchen Momenten hätte Harry den beiden anderen sonst nämlich garantiert schon den Kopf abgerissen.

Denn neben all der Sehnsucht nach menschlichem Blut, war da noch diese andere Sehnsucht. Oder Besitzgier? Harry wusste es nicht. Aber... Er könnte wohl eher auf Menschenblut, als auf Louis verzichten. Dummerweise schien Patrick das zu merken. Er beobachtete ihn. Und sagte ihm jedes Mal wieder Dinge, die Harry nicht hören wollte. Dinge, die nur allzu deutlich machten, dass es purer, irrationaler Egoismus wäre, wenn er Louis aufsuchen würde.
Harry versuchte, nicht mehr an Louis zu denken. Aber das war unmöglich. Nebenbei beschäftigte ihn natürlich auch die Frage, wer ihn einfach so aus dem Leben gerissen, wer ihm den Verlobungsring geklaut und wer ihm zu dem gemacht hatte, der er nun war.
Aber Patrick duldete auch da aktuell keine Nachforschungen und Harry verlor die Lust daran, ständig gegen diesen abzustinken. Sein Kopf war frei. Denken konnte er, was er wollte. Gefangen war sein Körper und setzte ihm Grenzen. Vorerst würde er sie akzeptieren müssen.

-

"Hey Styles, duck dich.", rief Zayn und warf im nächsten Moment eine Axt nach ihm.
"Idiot!", murrte Harry und lehnte sich nur ein Stück vor, damit der Gegenstand ihn verfehlte und irgendwo hinter ihm mit einem unschöne Geräusch zu Boden ging.

Den ganzen Tag über hatte die Sonne geschienen. Unangenehm. Man fühlte sich träge und schlapp und die Sonne brannte etwas auf der Haut. Sie hatten sich die ganze Zeit drinnen aufgehalten und kamen erst jetzt, nach Sonnenuntergang heraus.

"Wo ist dein Stecher eigentlich?", fragte Harry und zog sich sein Shirt aus. Er fror nicht. Und die Kleidung zerriss bei überhöhtem Tempo oder Kämpfen gern. Außerdem war Harry, wenn er ganz ehrlich war, ein bisschen zeigegeil.

"Shopping.", seufzte Zayn. Bei manchen Aktivitäten nahm Patrick auch Zayn nicht mit und seit Harry die Theorie aufgestellt hatte, dass das nicht an Zayns schwer zu kontrollierendem Temperament lag, sondern daran, dass Patrick einfach keinen Bock drauf hatte, Zayn bei gewissen Dingen mitzunehmen, war die Stimmung mitunter leicht angespannt. Und Harry liebte das.

Entsprechende breit grinste er sein Gegenüber jetzt auch an.

"Halt die Fresse.", knurrte Zayn sofort.
"Ich hab nichts gesagt.", grinste Harry nur noch breiter und entblößte damit seine voll ausgefahrenen Eckzähne.

"Ernsthaft?! Du hast schon wieder Hunger?!"
"Ihr sagt doch immer, ich sei ein Baby. Da braucht man eben alle zwei Stunden was."
"Du bist verfressen. Das ist alles. Deswegen passt du auch nicht durch ein Schlüsselloch. Los. Deine Augen sind schon kaum noch grün.", murrte Zayn und stand auf.

Waren Harrys Augen grün, war er satt und eine Jagd war für ihn so attraktiv wie  Aufzustehen, weil es klingelte, wenn man sich gerade aufs Sofa gefletzt hatte.
Waren seine Augen schwarz, dann war eine Jagd so willkommen wie ein Lottogewinn, wenn man gerade überlegte, wie man mit zwei Packungen Nudeln noch zwei Wochen überbrücken sollte. Anders ausgedrückt: Harry hatte sämtliche Lebewesen dann zum Fressen gern. Wie gut dass Zayn ein Todeswesen war. Den wollte er nicht anknabbern. Und Zayn, der arrogante Arsch, war deshalb ernsthaft beleidigt gewesen, weil ihn jedes Wesen wollte. Egal ob lebend oder nicht.
Harry hatte danach dann immer sehr intensiv auf Zayns Mundwinkel gestarrt, sodass der sich immer wieder drüber gewischt hatte und schließlich sogar zum Spiegel gelaufen war, um zu gucken, ob da irgendwas war. War es nie. Aber es klappte jedes Mal wieder und trieb Zayn in den Wahnsinn.

"Ich will kein Reh. Hatte ich gestern.", maulte Harry, als Zayn ihn bei einem solchen stoppte.
"Oh, was gedenkt der gnädige Herr denn zu speisen?", fragte Zayn direkt wieder angepisst.
"Was anderes.", kam es bescheiden zurück.
"Wenn wir hier unter einem Stamm suchen, finden wir vielleicht Würmer. Wenn die nach deinem Gusto sind?"
"Nein. Ich will -"
"Gibt's nicht. Nur was im Wald lebt."
"Toll. Gibts hier nicht irgendwo ein Hexenhaus? Unheimliche Forschungseinrichtungen oder sowas? Irgendwas?"
"Nein. Komm. Kriegst du wieder Wildschein."
"Hatte ich aber vo-"
"Schnauze, Styles."
"Fick dich, Malik."
"Was zum Henker macht ihr da? Jagen oder euch durch den Wald streiten?", fragte Patrick plötzlich.
"Das Pisskind, was du unbedingt behalten wolltest, nervt. Es wird schnöcksch beim Essen."
"Ich hab halt keinen Bock, jeden Tag das Selbe zu essen."
"Du bist ein Vampir. Leb damit. Wildschwein?", kam es knapp von Patrick.
"Wenns sein muss...", maulte Harry.

Hui, nochmal bei Harry.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Bloody Love - wird fortgeführt auf Storybanحيث تعيش القصص. اكتشف الآن