Kapitel 1

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Lina's POV:

Hier sitze ich nun. Das erste Mal seit 299 Tagen und bin endlich wieder im Kader. Glücksgefühle strömen seit heute Morgen unaufhaltsam durch meinen Körper und mein Dauergrinsen bekomme ich auch nicht aus dem Gesicht. Der Weg bis hierher war sehr steinig und weiß Gott nicht einfach. Oftmals stand ich am Abgrund und wollte einfach nicht weiterkämpfen, weil vieles nicht so geklappt hat, wie es sollte. Doch meine Freunde und Familie haben mich jedes Mal wieder aus diesem Loch gezogen und mir mehr als einmal klargemacht, dass es sich lohnen wird. Und das hat es. Ich kann endlich wieder spielen und nichts macht mich glücklicher als diese Erkenntnis. Wir spielen heute zuhause in der Volkswagen Arena gegen Bayern München. Meine Gefühle diesbezüglich sind sehr gemischt. Auf der einen Seite freue ich mich natürlich in so einem Topspiel mein Comeback zu feiern, Tommy hat mir nämlich versichert mich einzuwechseln. Auf der anderen Seite habe ich etwas Angst. Angst zu versagen und vor allem Angst Obi wiederzusehen. Wir haben keinen Kontakt mehr gehabt, seit ihrer Verabschiedung damals. Und die Wochen zuvor sind wir uns auch eher aus dem Weg gegangen. Lag größtenteils auch daran, dass ich viel unterwegs war und kaum zuhause geschlafen habe. Ich wollte mich von allem einfach nur ablenken und ihr Anblick hat mir jedes Mal ein schmerzhaftes Ziehen in meiner Brust bereitet. Lange Zeit habe ich noch auf eine Erklärung von ihr gewartet, wieso sie so gehandelt hat, aber ich bekam nie eine. Deshalb wollte ich einfach so gut es gut, mit allem abschließen. Natürlich klingt das wieder einfacher gesagt, als getan. Denn es war keineswegs einfach. Dazu kamen noch ständig irgendwelche Artikel oder Posts auf Instagram von Obis Wechsel, die ich irgendwann einfach nicht mehr sehen konnte. Deshalb habe ich wochenlang kein Social Media benutzt, um dem einfach zu entgehen.
Aber wird sie heute auch in der Startelf stehen? Dumme Frage, natürlich wird sie das. Das lassen sich die Bayern doch nicht nehmen, sie auf die Bank zu packen. Ich verdrehe meine Augen über mich selber und Jule, die auf einmal vor mir steht schmunzelt mich an. „Was war das denn?" fragt sie lachend nach. „Ach nichts, schon gut." erwidere ich. „Bereit?" fragt sie mich und hält mir ihre Hand hin. „Darauf kannst du wetten." gebe ich grinsend zurück und lasse mir von ihr hoch helfen. Sie legt ihren Arm um meine Schultern und wir gehen mit den anderen raus zum aufwärmen. Als wir aus dem Tunnel laufen, werden die Fans laut, was mich sofort wieder zum grinsen bringt. Dann setze ich meinen Körper wieder in den Konzentrationsmodus und blende um mich herum alles aus. Auch als die Münchenerinnen rauskommen, blicke ich nicht in deren Richtung sondern konzentriere mich einfach weiter auf meine Übungen.
Nach dem Aufwärmen geht es wieder zurück in die Kabine, doch mein Blick schwebt nun doch übers Feld. Sofort entdecke ich Obi und bleibe stehen. Sie scheint zu spüren, dass sie beobachtet wird und dreht sich um. Ihr Blick trifft sofort auf meinen und sie schaut mich schockiert an. Wahrscheinlich hat sie nicht damit gerechnet, dass ich wieder zurück bin. Dieser eine Blick in ihre Augen wirft mich sofort ein paar Monate zurück.

Rückblick Obi's Abschied:

Da steht sie nun und unterhält sich mit dem Rest meiner Teamkolleginnen, während ich einfach nur an der Seite stehe und zu gucke. Ich kann mich einfach nicht dazustellen und mit ihr in Erinnerungen schwelgen. Dafür ist zwischen uns zu viel passiert und das weiß sie auch. Zwischendurch wirft sie mir trotzdem immer wieder quälende Blicke zu, die ich versuche zu ignorieren. Eigentlich wollte ich nicht kommen. Aber so ein Arschloch bin ich dann doch nicht. Allerdings so wie ich jetzt hier stehe, überdenke ich meine Entscheidung. Vielleicht wäre es doch einfacher gewesen nicht zu kommen und sie einfach ziehen zu lassen. Ich kann ja immer noch gehen. Aber jetzt wo ich schon da bin, kommt es ziemlich dumm, wenn ich einfach wieder abhaue.
Ich mache also eine pro und contra Liste in meinem Kopf und die Zeit vergeht, wie im Flug. Grade als ich eine Entscheidung getroffen habe, sehe ich wie Obi grade den Kofferraum ihres Autos zumacht und sich von allen verabschiedet. Ich warte geduldig bis alle fertig sind und gehe dann unsicher ein paar Schritte auf sie zu. Sie sieht mich und kommt mir ein paar Schritte entgegen. Die anderen entfernen sich und geben uns somit etwas Zeit alleine. Ich schaue ihr in die Augen und überlege krampfhaft, was ich sagen könnte.
Obi ergreift schließlich zuerst das Wort. „Es tut mir unfassbar leid Lina...Ich wollte nie, dass alles so zwischen uns kommt.." sagt sie zu mir mit trauriger Stimme. Ich schüttle meinen Kopf, um ihr zu signalisieren, dass ich das nicht schon wieder hören will. „Viel Glück in München. Hoffentlich findest du dort alles, was du suchst und kannst dich weiterentwickeln." sage ich zu ihr, ohne dabei auf ihre vorherige Aussage einzugehen. Obi schnellt nach vorne und zieht mich eine Umarmung. Etwas überrumpelt erwidere ich diese. „Danke...Ich liebe dich...vergiss das nie." flüstert sie mir ins Ohr. „Ich liebe dich auch.." flüstere ich zurück und ziehe sie noch fester an mich. Ich merke, wie mir Tränen in die Augen schießen und versuche diese weg zublinzeln. Obi löst sich nach einiger Zeit von mir und schaut mich nochmal an. Ihre Augen sind ebenso glasig. Dann geht sie zu ihrem Auto und winkt allen nochmal zu, bevor sie sich reinsetzt und losfährt. Ich schaue ihrem Auto hinterher, auch als es schon längst weg ist.
Merle kommt zu mir und legt ihren Arm um mich. „Komm, wir gehen rein." sagt sie zu mir und ich laufe mit ihr zusammen wieder ins Haus.

Rückblick Ende

„Wir müssen jetzt rein." sagt Jule zu mir, die neben mir aufgetaucht ist. Ich nicke und reiße meinen Blick von Obi los. Dann gehe ich mit Jule zusammen zurück in die Kabine. Dort wartet Tommy schon auf uns, der etwas ankündigen will. „Da seid ihr ja. Wir haben ein kleines Problem. Ewa hat sich beim aufwärmen verletzt und kann deshalb nicht spielen. Wir müssen die Startaufstellung also nochmal ändern." sagt er zu uns. Dann guckt er mich an. „Lina, ich würde dich gerne von Anfang an spielen lassen." Warte was? „Wieso denn ich?" frage ich völlig verwirrt. „Du hast mir in den letzten Wochen bewiesen, dass du mehr als bereit bist wieder zu spielen. Deshalb würde ich dich heute gerne von Anfang an ranlassen." erklärt er mir und wartet auf eine Antwort. „Äh ja, na klar. Gerne." erwidere ich immer noch total confused. Tommy nickt mir lächelnd zu und klopft mir auf die Schulter. Auch die anderen scheinen sich für mich zu freuen, was mich nun auch grinsen lässt.
„Es gibt da allerdings noch etwas." zieht Tommy die Aufmerksamkeit wieder auf sich.


Welcome back my lovely Readers🫶🏼
Ich freue mich euch hier nun im 2. Teil von „Finding back to us" begrüßen zu dürfen. Das erste Kapitel ist nun draußen und ich bin sehr gespannt, was ihr dazu sagt🤭

finding back to us - Part IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt