Kapitel 3

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„Georgia hat dich geschubst und Obi ist daraufhin auf sie los." Ich schaue sie verwundert an, was Jule die Augen verdrehen lässt. „Sie liebt dich immer noch und du wirst ihr nie egal sein." Als Antwort nicke ich, da ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll. Ich schaue wieder zu den beiden. So wie es aussieht, wurden beide von der Schiedsrichterin verwarnt. Georgia geht kopfschüttelnd weg und Obi kommt auf mich zu. In der Zeit wurde mir mein Knie getaped und jetzt soll ich aufstehen, um zu gucken, ob ich weitermachen kann. Obi kommt vor mir zum stehen und hält mir ihre Hand hin. Ich ringe mit mir selbst ein wenig, weshalb Obi ihre Hand schon wieder wegziehen will, doch ich ergreife sie schnell und lasse mir von ihr hoch helfen. Ich stelle mich hin und merke, dass es meinem Knie soweit gut geht und ich auf jeden Fall weitermachen kann. Ich signalisiere dies und drehe mich dann wieder zu Obi, die immer noch bei mir steht. „Danke." sage ich und versuche mich an einem kleinen Lächeln. „Immer." erwidert sie, ebenfalls lächelnd. Dann kommt Poppi zu mir mit dem Ball in der Hand. „Der ist für dich." sagt sie lächelnd. „Bist du dir sicher?" frage ich nochmal. „Ich war mir noch nie so sicher." Antwortet sie mir und klopft mir auf die Schulter. Ich gehe mit dem Ball zum Elfmeterpunkt und lege ihn hin. Dann stelle ich mich hin und fokussiere Grohs. Gefühlte Minuten vergehen bis endlich der Pfiff ertönt und ich schießen darf. Ich laufe an, fokussiere wie schon die ganze Zeit die linke Ecke und schieße aber in die rechte. Grohs springt zum Glück in die linke Ecke, so geht der Ball ganz easy ins rechte Eck und ich laufe dann zu Poppi, um mit ihr abzuklatschen. Die anderen kommen auch auf uns zu und dann geht es weiter. Es sind nur noch wenige Minuten und dann wird zur Halbzeit gepfiffen. Glücklich über den jetzigen Spielstand gehe ich mit den Mädels zurück in die Kabine.
Tommy lobt uns für die erste Halbzeit und kommt dann auf mich zu. „Kannst du noch weitermachen oder reicht es erstmal für heute?" fragt er mich. „Ich kann und will noch. Ich bin noch nicht fertig mit den Bayern." erwidere ich trocken, was ihn zum Lachen bringt. Er klopft mir anerkennend auf die Schulter und lobt mich für meine gute Leistung bis jetzt.
Dann geht es auch schon langsam zurück aufs Feld und kurz darauf rollt der Ball wieder.
In die zweite Halbzeit kommen die Münchnerinnen deutlich besser rein und haben auch einige Torchancen, aber glücklicherweise geht keiner davon rein. In der 68. Minute bekommen wir wieder eine Ecke. Poppi setzt zum Kopfball an, doch der Ball springt gegen die Latte. Ich wittere meine Chance und laufe das kleine Stück nach vorne. Ich strecke meinen Fuß nach vorne und schiebe den Ball ins Tor. Dabei falle ich über Guili, die versucht hat den Ball rauszugrätschen. Ich stehe schnell wieder auf und renne mit offenen Armen zu meinen Mädels. Ich kann es nicht fassen, dass ich wirklich drei Tore heute gemacht habe. Heute morgen hätte ich damit auf jeden Fall nicht gerechnet.
Danach lasse ich mich allerdings auswechseln, da ich mit meinen Kräften ziemlich am Ende bin. Fenna kommt für mich rein und ich setze mich auf die Bank. Vorher überreiche ich Poppi noch die Kapitänsbinde. Die restlichen 20 Minuten passiert nicht mehr allzu viel und dann wird endlich abgepfiffen. Ich gehe mit Sveindis zusammen zu den Mädels auf den Platz und klatsche mit allen ab. Als ich bei Vivi ankomme, springt sie mir freudig in die Arme und ich versuche sie lachend irgendwie zu halten. Dann setze ich sie wieder ab und wir unterhalten uns kurz, bis ich sehe dass Klara, Syd, Linda und Lea zu uns rüberkommen. Wir umarmen die vier. „Glückwunsch zum Sieg." sagt Klara. „Dankeschön." erwidere ich grinsend. „Es ist echt schön, dass du wieder auf dem Platz stehst. Du hast uns aber ganz schön fertig gemacht." kommt nun von Syd. „Das war der Plan." antworte ich grinsend. Wir unterhalten uns noch ein wenig, doch mein Blick gleitet immer wieder zu Obi, die nicht weit von uns entfernt steht und zu uns rüber schaut. Zwischendurch treffen sich immer wieder unsere Blicke und ich schaffe es kaum mich von ihrem Blick zu lösen. Dies scheint auch Lea zu bemerken, die mir gegenübersteht. Sie kommt ein paar Schritte nach vorne und flüstert mir ins Ohr: „Geh einfach zu ihr rüber. Obi traut sich nicht den ersten Schritt zu machen. Also mach du ihn." „Ich will nicht mit ihr reden." flüstere ich zurück und versuche dabei möglichst selbstbewusst zu klingen. Lea beäugt mich kritisch und schüttelt dann ihren Kopf. „Belüg dich nicht selbst, dein Ego steht dir grade nur im Weg. Du vermisst sie genauso sehr, wie sie dich. Und bevor du jetzt widersprichst, man sieht es euch beiden an. Also los geh rüber." sagt sie und schubst mich sanft in Obis Richtung. Ich seufze und gebe mich schließlich geschlagen. Etwas unschlüssig gehe ich auf Obi zu, die sich grade mit Poppi unterhält. Als Obi mich sieht verändert sich sofort ihr Blick und ihre Augen fangen förmlich an zu strahlen. Diesen Blick habe ich die letzten Monate so unfassbar vermisst. Sie schaut mich die ganze Zeit über an und Poppi muss bemerken, dass Obi gar nicht mehr zuhört und dreht sich nun um. Sie lächelt als sie mich sieht und kommt mir ein Stück entgegen. Dann schließt sie mich in ihre Arme. „Ich bin stolz auf dich Kleine." sagt sie und geht dann zu dem Trupp, wo ich grade noch war. Ich weiß, dass ihre Aussage nicht nur auf das Spiel heute bezogen war, sondern auch weil ich mich nun doch entschlossen habe ein Gespräch mit Obi zu suchen, obwohl ich immer gesagt habe, dass ich das nicht will.
„Hey." begrüße ich sie, als ich bei ihr ankomme. „Hey." gibt sie leicht lächelnd zurück. „Ich wollte eigentlich schon eher zu dir kommen, wusste aber nicht, ob du das möchtest." redet sie weiter und kratzt sich nervös am Kopf. „Hättest du ruhig machen können." antworte ich ihr. „Du hast heute unfassbar gut gespielt und ich freue mich sehr für dich, dass du endlich wieder spielen kannst. Und natürlich für deine neue Rolle als Kapitänin, ich weiß ja wie sehr du das immer wolltest." „Danke Obi, das bedeutet mir echt viel." erwidere ich lächelnd. „Darf ich dich umarmen?" fragt sie mich sichtlich nervös. Ohne ihr zu antworten, schließe ich sie fest in meine Arme. Obi erwidert die Umarmung sofort und so stehen wir eine Weile da. Ich genieße es wieder in ihren Armen zu sein und ich merke, wie sehr ich diese Umarmung gebraucht habe. Wir lösen uns voneinander und Obi schaut mich etwas bedrückt an. „Können wir nachher vielleicht nochmal in Ruhe über alles reden?" fragt sie mich. Irgendwie habe ich schon damit gerechnet, dass die Frage aufkommen wird. Eigentlich wollte ich nicht nochmal mit ihr über alles reden, aber was habe ich zu verlieren?
„Na gut. Ich komme nachher zu euch ins Hotel." Obi nickt lächelnd. Ich will mich grade umdrehen und wieder zu meiner Mannschaft gehen, als sie mich nochmal anspricht. „Hast du Lust auf Trikot-Tausch?" Ich lache und drehe mich wieder zu ihr rum. „Vergiss es Oberdorf. Mich bekommst du nicht in ein Bayern Trikot." antworte ich grinsend und gehe dann.

finding back to us - Part IIWhere stories live. Discover now