Kapitel 6

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„Weil..?" fragt sie mich. „Weil es einfach leichter ist, als mich meinen Problemen zu stellen." „Ich bin in deinen Augen also ein Problem?" Ich drehe meinen Kopf ruckartig zu ihr. „Nein! So war das nicht gemeint.. Ich bin das Problem. Ich will dich vergessen, aber kann es einfach nicht. Und wenn du in meiner Nähe bist, kann ich nur daran denken, dich zu küssen.." bringe ich verzweifelt über die Lippen. „Aber wieso willst du mich dann vergessen?" fragt sie traurig. „Es ist so viel zwischen uns passiert. Außerdem trennen uns 600 Kilometer voneinander. Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn wir es nochmal versuchen." Versuche ich möglichst kalt rüberzubringen, um sie wieder auf Distanz zu bringen. „Auch das würden wir schaffen. Lina..ich liebe dich....und ich werde nie damit aufhören. Also bitte gib uns nicht auf.." fleht sie mich an. „Es tut mir leid Obi...aber grade kann ich das einfach nicht. Das Vertrauen zwischen uns ist einfach weg und ich bin noch nicht bereit dafür, mich wieder in eine Beziehung zu stürzen. Bitte versteh das." erwidere ich traurig. Obi nickt und schaut dann ebenfalls zur Sonne. Wir sitzen eine Weile schweigend da und genießen die Ruhe, bis mir etwas einfällt. „Wann fahrt ihr eigentlich zurück?" Obi schaut auf ihr Handy. „Scheiße, Ich hab übel die Zeit vergessen. In einer Stunde fahren wir los. Zum Frühstück werde ich es auch nicht mehr schaffen." sagt sie panisch und steht auf. Sie hält ihr Handy ans Ohr und läuft auf und ab. „Wen rufst du an?" „Ich rufe mir ein Taxi. Bin auch mit einem hergekommen." sagt sie. Ich gehe auf sie zu und nehme ihr das Handy aus der Hand. Ich lege auf und schiebe es in ihre Hosentasche. „Was machst du denn?" fragt sie mich verzweifelt. „Du brauchst kein Taxi. Ich fahr dich, also komm." antworte ich ihr und gehe zu meinem Motorrad. „Bist du dir sicher?" fragt sie und folgt mir. „Ja." antworte ich knapp und hole einen zweiten Helm aus meinem Stauraum hervor. Innerlich danke ich mir dafür, dass ich immer einen weiteren Helm dabei habe. Es kam nämlich schon so oft vor, dass ich spontan irgendwen mitgenommen habe. Ich reiche ihr diesen und setze mich dann auf meine Maschine. Obi nimmt hinter mir Platz und setzt sich den Helm auf. Ich setze mir meinen ebenfalls auf und schaue über meine Schulter zu ihr. „Bereit?" frage ich sie. „Bereit." versichert sie mir und umklammert meinen Bauch mit ihren Armen. „Halt dich gut fest." sage ich noch, bevor ich losfahre. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir nichts ausmacht, dass sie so eng an mir geschmiegt sitzt und sich an mir festhält. Aber darüber darf ich nicht nachdenken, wenn ich uns beide sicher zum Hotel bringen will. Ich genieße einfach ihre Nähe, solange ich es noch kann und fahre über die A2 wieder zurück nach Wolfsburg.
Die Fahrt vergeht leider schneller als gedacht und wir befinden uns nun vor dem Hotel, wo der Bus steht und die anderen Mädels von Bayern schon auf Obi warten. Ich parke neben dem Bus und wir steigen beide ab. Lea kommt direkt auf uns zu. „Da bist du ja endlich! Wir fahren jetzt gleich los. Deinen Koffer habe ich schon mit runter gebracht." „Danke Lea, ich komme sofort." antwortet Obi, nachdem sie den Helm abgenommen hat. Sie reicht mir diesen und ich verstaue ihn wieder. „Danke fürs fahren." sagt sie zu mir. „Gerne." erwidere ich. Obi zieht mich in eine Umarmung, die ich sofort erwidere. Wir stehen eine Weile so da, bis Lea uns unterbricht. „Obi! Wir müssen jetzt!" Ruft sie uns zu, weshalb wir uns voneinander lösen. „Wir sehen uns." sagt Obi. „Wir sehen uns." gebe ich zurück und setze mir meinen Helm wieder auf. Ich winke Obi und den restlichen Münchenerinnen noch zu, bevor ich mich auf den Heimweg mache.

Zuhause angekommen habe ich gehofft, dass Merle und Jule noch schlafen, aber dem ist leider nicht so. Meine Schwester steht nämlich schon im Flur, als ich mir grade mal die Schuhe ausgezogen habe. „Wo warst du die ganze Nacht?" fragt sie mich. „Muss ich dir jetzt immer Bescheid geben, wo ich bin?" frage ich genervt zurück und gehe schon Richtung Treppe. Ich will einfach nur in mein Bett. „Was ist denn mit dir schon wieder los?" „Gar nichts. Ich bin müde und gehe jetzt schlafen." antworte ich und mache mich schnell auf den Weg dorthin. Meine Klamotten ziehe ich mir aus und werfe sie achtlos auf den Boden. Dann falle ich ins Bett und schlafe fast augenblicklich ein.

Gegen 15 Uhr werde ich wieder wach und strecke mich erstmal ausgiebig. Am liebsten würde ich einfach den restlichen Tag auch noch im Bett verbringen, aber mein Magen macht mir da einen Strich durch die Rechnung. Schließlich habe ich heute noch nichts gegessen. Ich ziehe mir erstmal frische Sachen an und gehe dann runter in die Küche. So wirklich Lust auf kochen habe ich heute nicht, weshalb ich mir eine Pizza aus dem Tiefkühlschrank hole. Einen Timer stelle ich mir auch noch und dann setze ich mich auf die Küchentheke und nehme mir mein Handy. Auf WhatsApp beantworte ich ein paar Nachrichten, währenddessen betreten Merle und Jule grade die Küche mit Einkaufstüten. „Na, ausgeschlafen?" werde ich direkt von Jule begrüßt. „Joa." antworte ich knapp. „Hast du jetzt bessere Laune?" fragt Merle. „Ich hatte keine schlechte Laune, ich war einfach nur müde." versuche ich ihr zu erklären. „Okay. Darf ich dich trotzdem fragen, was du heute Nacht so getrieben hast?" Der Timer klingelt und ich springe von der Theke runter, um meine Pizza aus dem Ofen zu holen. So verschaffe ich mir auch gleich etwas Bedenkzeit, um auf Merles Frage antworten zu können.
„Ich war mit einer Freundin unterwegs. Hab ich dir doch gestern schon gesagt." antworte ich und schneide meine Pizza. Dann setze ich mich an den Tisch und fange an mit essen. Merle gesellt sich zu mir und scheint mit ihrem Fragen-Hagel noch nicht aufhören zu wollen. „Und wer war diese Freundin?" „Kennst du nicht." antworte ich schnell. „Ich weiß zwar nicht warum du mich anlügst, aber vielleicht solltest du nächstes Mal vorher Instagram checken." sagt sie seufzend und steht auf. Stirnrunzelnd schaue ich ihr hinterher, als sie die Küche verlässt. Was meint sie denn damit? Ich nehme mir mein Handy und öffne Insta. Als erstes wird mir eine Story von Obi angezeigt, die ich mir sofort anschaue.

 Als erstes wird mir eine Story von Obi angezeigt, die ich mir sofort anschaue

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Na toll, sie hat also eine Story vorhin gepostet und Merle hat diese gesehen... Zugegebenermaßen habe ich nicht mal mitbekommen, dass Obi vorhin ein Bild gemacht hat. Aber das ändert jetzt auch nichts an der Gesamtsituation. Ich muss das mit Merle auf jeden Fall noch klären. Aber erstmal gucke ich mir die Story nochmal an. Das Bild ist echt mega schön. Aber warum muss sie alles nur noch komplizierter machen?
Mir schießen ein paar Tränen in die Augen. Obi ist einfach so süß und ich weise sie immer wieder ab, obwohl ich selber nur zu gut weiß, wie sehr ich sie liebe. Warum kann ich sie nicht einfach hassen? Das würde alles so viel einfacher machen...

Morgen ist es endlich soweit!🤩
Wer ist auch alles dabei?🙈

finding back to us - Part IIWhere stories live. Discover now