Kapitel 5

95 4 0
                                    

Es ist Sonntag und John nimmt mich mal wieder mit zum Tennisspielen. Eines seiner Hobbys.

Ich trage einen weißen kurzen Rock, einen grauen Sport-BH und eine weiße Tennis-Kappe. Diese ist sehr hilfreich, weil ich, immer wenn Johnny mich ansieht, den Kopf senken kann und mich hinter ihr verstecken kann.

Jedes mal wenn ich an gestern Nacht denke, werde ich knallrot. Ich bin so beschämt, darüber was ich getan habe. Klar, ich dachte, es wäre ein Traum. Ich würde nie jemanden ohne seine Zustimmung anfassen. Und Johnny hat Recht. Er ist viel stärker als ich. Er hätte mich ganz leicht von sich runter schieben können. Also warum hat er es nicht gemacht?

„Hey, Lili, bist du bereit?", ruft Johnny von der anderen Seite des Platzes, Schläger und Ball bereit zum Aufschlag.

„Ja!", rufe ich und versuche, die Gedanken an die letzte Nacht zu verdrängen.

Er macht den Aufschlag und wir beginnen, zu spielen. Es macht Spaß, mit Johnny Tennis zu spielen. Alles mit Johnny macht Spaß.

Wir haben uns vor zwei Jahren bei meiner Arbeit kennengelernt. Er hat einen Kaffee getrunken und ein Buch gelesen. Ich bin ehrlich, wäre ich damals nicht schon mit Q zusammen gewesen, hätte ich John gut gefunden. Er ist groß, breit gebaut, blond und jeder Mensch muss ihn einfach attraktiv finden. Aber wenn ich eins bin, dann loyal. So hat sich stattdessen eine Freundschaft entwickelt. Er war gerade in seinem letzten Semester des BWL-Studiums. Er ist jetzt Vierundzwanzig und arbeitet in irgendeiner Business-Firma. Frag mich nicht. Aber seit wir uns kennengelernt haben, sind wir die besten Freunde.

Nach dem Spiel sitzen wir draußen an einem Tisch des kleinen Bistros der Tennisanlage. Ich habe ein Apfelschorle und John hat einen Kaffee. Ich checke mein Handy und ich habe eine neue Nachricht von Quinn. Die Nachrichten und Anrufe haben in der vergangenen Woche nachgelassen, aber haben nicht aufgehört. Ich bin ehrlich, ich wäre auch enttäuscht, wenn er mich so einfach aufgeben würde.

Können wir reden?

Schlicht und einfach. Das steht in der Nachricht.

Ich schüttle den Kopf und schalte mein Smartphone aus.

„Was ist los?"

Ich schüttle erneut den Kopf. „Nichts."

„Hat er dir wieder geschrieben?", fragt John.

Ich nicke.

Er seufzt und murmelt etwas.

„Was?"

„Nichts.", antwortet er, aber sieht irgendwie sauer aus. Ist er sauer, dass ich immer noch bei ihm wohne?

„Ich bin bald aus deiner Wohnung raus, keine Sorge."

Er starrt mich an. „Denkst du, deswegen bin ich sauer? Weil ich dich aus meiner Wohnung haben will?" Er schnaubt. „Ich will nicht, dass du zu ihm zurückgehst, Lil. Es ist das letzte, was ich will."

Ich nicke.

Er schaut mich weiter intensiv an. Ich senke nervös den Blick auf meine Hände. „Wie läuft's beim Arbeiten?"

Er lässt sich sein Missfallen über meinen Themenwechsel nicht anmerken. „Gut. Ich glaube, ich werde bald befördert."

Ich lächle. „Wow, Glückwunsch. Dann verdienst du noch mehr Geld als jetzt."

Er lacht. „Ja."

„Und was machst du mit dem Geld?"

„Ich spare."

„Worauf?"

Er schaut mich nachdenklich mit einem Glitzern in den Augen an. „Ein Haus mit einem eigenen Tennisplatz für meine Frau und meine fünf Kinder."

Meine Augen werden groß. „Fünf? Deine arme Frau."

„Wir können auch adoptieren. Und könnte ich die Kinder austragen, würde ich es machen."

Ich lache.

„Was?", fragt er grinsend.

„Ich stelle mir...ich stelle mir dich mit Babybauch vor.", lache ich.

Er lacht ebenfalls. Tief wie immer. So schön.

Ich nehme einen Schluck von meinem Getränk, als mein Handy klingelt. Q.

„Sorry, ich muss da kurz rangehen.", sage ich.

Johnny sieht nicht begeistert aus. „Ist es er?"

„Entschuldige, nur ganz kurz."

Er nickt.

Ich gehe in Richtung der Grünanlagen und nehme den Anruf an. Ich vermisse meinen Freund einfach.

„Hey, Baby."

„Hey, Q."

Ich höre ein Lächeln in seiner Stimme, als er fragt: „Wie geht es dir?"

Ich lächle ebenfalls. „Besser."

„Das freut mich." Eine Pause. „Können wir uns treffen...und reden?"

Ich seufze. „Ich weiß nicht, Q."

„Bitte. Ich weiß, ich hab Scheiße gebaut, aber ich vermisse dich so."

Ich vermisse ihn auch. Jeden Tag denke ich an ihn. „Ich vermisse dich auch."

„Baby, bitte komm zurück."

Und wieder mal knicke ich fast ein bei seinen Worten, aber ich weiß, dass ich dieses mal stark bleiben muss, ich weiß nur nicht, wie lange ich noch kann.

„Das geht nicht.", sage ich.

„Lass uns wenigstens reden."

„Okay. Morgen Abend?", gebe ich nach.

„Okay, Baby. Ich liebe dich."

Ich beende den Anruf und gehe zurück zu John.

„Was hat er gesagt?", fragt er, als ich den Tisch erreiche.

„Er will reden."

„Was gibt es da zu reden? Er hat Scheiße gebaut. Fertig."

„Ich treffe mich morgen mit ihm."

Johnny verdreht seine Augen.

„Nur, um zu reden."

„Was immer dich glücklich macht, Lil.", sagt er. „Aber erzähl ihm lieber nicht, wer dich gestern Nacht zum Orgasmus gebracht hat."

Ich senke meinen hochroten Kopf und kicke ihn unter dem Tisch. „Johnny!"

ToxicTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon