22. Kapitel

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Einen Hund zu haben war toll

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Einen Hund zu haben war toll.

Es machte Spaß mit ihm zu spielen, ihn zu kraulen, zu versuchen ihm Tricks beizubringen, Leckerlies geben.

Aber einen Hund zu haben war teilweise auch NICHT so toll.

Wenn er nachts anfing zu bellen. Oder rauswollte. An den Türen kratzte.

Ich hatte ihn jetzt seit vier Tagen. Smilla hatte bisher gehalten, was sie versprochen hatte. Sie war nach der Schule vorbeigekommen und mit ihm spazieren gegangen. Wenn ich losgemusst hatte, hatte sie hier gelernt und wenn ich wieder gekommen war, waren wir zwei Mal gemeinsam gegangen.

>> Clifford Friedenheit, bitte schlaf <<, murmelte ich und rieb mir müde über die Augen.

Doch ich konnte daraufhin nur hören, wie sein Schwanz freudig gegen meine Möbel schlug. Ich seufzte.

Ich hatte mir den Namen Clifford ausgesucht, während Smilla glücklich verkündet hatte, dass sie sich für Friedenheit entschieden hatte. Mir war nicht einmal bewusst gewesen, dass dies ein Name gewesen war.

>> Das klingt putzig. Bitte Rick <<, hatte sie mich angebettelt und dabei noch süßer ausgesehen, als der Hund selbst. Und ich wusste, dass ich ihr sowieso nichts ausschlagen konnte.

Also hieß unser Hund jetzt Clifford Friedenheit der Erste.

Ich starrte an die Zimmerdecke und lauschte dem Fußgetapse von Clifford. >> Na komm <<, ergab ich mich schließlich und hob den Hund ins Bett. Während der kleine Hund sich freuend auf der Matratze zusammenrollte und sich streicheln ließ, griff ich nach meinem Handy.

Ich zögerte und kaute in Gedanken auf meiner Unterlippe herum. Dann gab ich mir einen Ruck und verdrängte das schlechte Gewissen Lasse gegenüber.

Dein Hund raubt mir meinen Schlaf…

Als ich die Nachricht abgeschickt hatte, legte ich das Handy weg und hörte meinen Herzschlag in den Ohren. Ich schrieb ihr lediglich eine Nachricht und mein Körper reagierte, wie er es immer tat, wenn es um Smilla ging.

Ich ließ eine Minute verstreichen, dann griff ich sofort wieder danach. Mir war klar, dass Smilla vermutlich schlief. Es war nach zwölf und es war Donnerstagnacht. Sie musste morgen zur Schule. Doch als ich auf den Display sah, hatte sie geantwortet.

UNSER Hund…

Und eine weitere Nachricht lautete: Muss er vielleicht raus?

Ich lächelte, während ich Clifford streichelte und ihr zeitgleich antwortete. Ich war gerade erst mit ihm draußen. Und gegessen hat er auch. Er braucht bestimmt seine Mum.

Smilla war einer der Menschen, die unfassbar viele Smileys beim Schreiben benutzte. Es folgte eine Nachricht mit sechs Lachsmileys und vier weinende. Eine weitere mit zwei Totenköpfen.

Genau, antwortete ich und es folgten erneut Lachsmileys.

Sag ihm Mum ist unterwegs.

Warte was? Ich setzte mich auf. Meinte sie damit ernsthaft, dass sie herkam? Jetzt gerade?

Smilla es ist dunkel. Du kommst jetzt nicht allein nachts hier her.

Doch es kam keine Antwort mehr. Scheiße. Schnell schälte ich mich aus meiner Bettdecke. Smilla hatte keinen Führerschein. Sie war zwei Mal durch die Prüfung gefallen und es danach aufgegeben. Vorerst.

Sie fuhr also jetzt gerade mit Rad zu mir. Smilla wohnte nicht weit. Sie war vermutlich keine zehn Minuten unterwegs. Still stand ich im Zimmer. Unsicher, ob ich ihr entgegen fahren sollte oder versuchen schnell noch zu duschen.

Aber manchmal, wenn ich mich zwischen zwei Dingen entscheiden musste, passierte genau das. Ich war wie eingefroren und tat gar nichts.

Als ich mich endlich dafür entschieden hatte, mir wenigstens ein Oberteil drüber zu ziehen, klopfte es an der Haustür.

UUUND Clifford begann zu bellen. Scheiße. Er weckte alle anderen in diesem Haus. Schnell griff ich nach dem Hund und hob ihn hoch, versuchte meinen Hoodie vom Schreibtischstuhl zu greifen und gab auf. Der Hund bellte noch immer.

Es klopfte erneut.

Und ich stolperte etwas unbeholfen zur Tür und riss sie unüberlegt auf. Smilla stand vor der Tür, den Mund geöffnet, um mich zu begrüßen, hielt aber in der Bewegung inne.

Mit geöffnetem Mund starrte sie zu mir hoch. Sie Augen groß. Und obwohl es dunkel war, sah ich, dass ihr die Röte in die Wangen schoss. Ich sah an mir runter. Ich stand in einer dunklen Jogginghose und freiem Oberkörper in der Türschwelle. Sie saß etwas tiefer auf den Hüften, durch die Hektik und das herum gestolperte durch die Wohnung zuvor.

Mein Hoodie hing über der Schulter und Clifford hatte ich in einem Arm an mich gedrückt. Clifford wedelte mit dem Schwanz und Smilla schwieg und ich… ich wusste selbst nicht, was mit mir war.

Das Smilla mich SO ansah, brachte mein Blut in Wallung.

Mein Körper reagierte auf ihren, wie immer. Auch jetzt, wo sie in einer hellblauen Pyjamahose und einem weiten dunklen Hoodie vor mir stand. Ihre Chucks trug. Die offenen Haare des Windes durcheinander. Einen Rucksack zwischen den Schultern.

Smilla erwachte zuerst aus der Starre. Sie schüttelte leicht den Kopf und wand ihre Aufmerksamkeit hastig dem Hund zu.

>> Hey, Friedenheit, was machst du denn? Gönnst du dem armen Rick keine Verschnaufpause? <<

Sie trat mit gesenktem Blick zu mir und streckte die Hand nach dem Dackel aus. Als sie ihn streichelte, begann Clifford vor Freunde zu winselt. In dem Moment streifte Smillas Handrücken meinen freien Bauch. Strich dabei komplett über meine Seite, bevor sie zeitgleich mit mir zurückzuckte.

Ich stieß die Luft aus, streckte ihr den Hund entgegen, den sie sofort annahm und trat zur Seite, damit sie eintreten konnte.

Ich drehte noch durch. Ihre Berührung auf meiner nackten Haut, war so ziemlich das, wovon ich jede Nacht träumte. Und jetzt war sie hier bei mir, nachts, in meiner Wohnung.

>> Deinetwegen bekomm ich keinen Schlaf mehr. Weil du diesen Jungen in unser Leben gebracht hast <<, presste ich hervor, um mich davon abzulenken.

Sie lachte und es klang noch immer atemlos. >> Du bist sein Vater, du bist genauso für ihn Verantwortlich wie ich. <<

Ich liebte es, wenn wir darüber sprachen, dass wir die Eltern von diesem Hund waren. Weil es sich dann so anfühlte, als wären wir zusammen. Es ließ mein Herz schneller schlagen und die Schmetterlinge in meinem Bauch drehten durch.

Ich grinste, als sie mit Clifford in mein Schlafzimmer ging. Mein blick fiel auf den Rucksack, den sie im Flur abgestellt hatte.

>> Was hast du denn alles mitgebracht? <<, rief ich ihr zu, als ich ihr folgte. Lenkte mich davon ab, dass sie nachts allein mit mir in meinem Schlafzimmer war.

>> Meine Schulsachen. Und Klamotten. Dann kann ich morgen von hier zur Schule fahren. <<

Ich blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Smilla würde bei mir schlafen.

Oh mein Gott.

Rick und Smilla - brothers bestfriendWhere stories live. Discover now