Teil 5

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Kann ich endlich aufwachen? Beschwerte ich mich in Gedanken, als das Ticken der Uhr unaushaltbar laut wurde.

Weitere Tage sind ins Land - oder eher Himmel - gezogen. Weitere Tage, an denen Adam ununterbrochen an meiner Seite wachte, aber keine solche Aktion nochmals abzog. Was hatte sich Adam eigentlich dabei gedacht? Er konnte jede im Himmel sein nennen, wenn er nur wollte, und doch verweilte der Braunhaarige an meinem Krankenbett.

Er war nie wirklich ein Mann der poetischen Worte - zumindest seit ich ihn über die Jahrtausende hin kannte - und doch sprach er über mich mit so viel Gefühl, mit so viel Sorge. Ich war verwirrt.

Verwirrt von ihm.

Verwirrt von mir.

Verwirrt von meinem plötzlichen Eingeständnis meiner Gefühle.

Verwirrt von einfach allem.

Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich aufwache - falls ich aufwachen sollte? Wäre es eine kluge Entscheidung, ihn darauf anzusprechen? Sollte ich schweigen?

Vielleicht würde Adam alles Gesagte ansprechen und ich könnte anhand seiner Reaktionen meine Antworten darauf ausrichten. Doch wollte ich das? Wollte ich wirklich weiterhin in Unwissenheit leben, was in ihm vorging? Wenn in ihm das gleiche Gefühlschaos herrschte wie in mir, dann wäre es äußerst töricht, nicht darauf einzugehen.

Weiterhin alles wie gewohnt handhaben - denn konnten wir das?

Könnte ich das? Nachdem ich das alles wusste, was er sagte? Konnte ich je wieder normal an seiner Seite dienen und alles, wirklich alles, überspielen?

Ich dachte nach und kam zu einem Entschluss: Nein, ich konnte und wollte es nicht!

Ich hatte es geschafft, dass ich meine Gefühle für ihn vor tausenden Jahren wegsperrte und nun war dieses fein säuberlich geschmiedete Siegel nun einmal gebrochen. Es gab keinen Weg, es wieder zu der alten Stärke zu bringen oder gar einen, um es zu reparieren.

Wenn ich ehrlich mit mir selbst war, begann das Schloss bereits vor Jahren zu bröckeln, bis es nun letztlich gänzlich zerfiel.

Über die Zeit hinweg suchte ich immer mehr die Nähe zu Adam. Es begann als schleichender Prozess und wandelte sich immer mehr zu einer Naturgewalt. Anfangs traf man sich zufällig auf den Gängen, bis aus dem zufällig ein getimtes Treffen wurde - nicht auf die gruselige Art und Weise. Nein, schließlich mussten wir beide zum Training und falls ich nun ein paar Minuten später die Wohnung verließ oder nicht, tat niemanden weh. Und niemals wäre mir eingefallen, dass ich ihm hinterherlaufe und meinen Tagesablauf gänzlich nach ihm ausrichtete. Ein paar Minuten am Morgen, in denen wir uns auf dem Weg zum Trainingsraum unterhalten konnten, erfüllte meinen Tag. Ein einfaches Gespräch war alles was ich wollte.

Schließlich wollte ich nur mit ihm befreundet sein, nicht wahr?

Eines Tages, nach dem Training fragte er mich, ob ich nicht noch etwas mit ihm trainieren wollte. Meine Haltung wäre noch verbesserungswürdig war seine Begründung. Ich würde lügen, wenn ich heute behauptete, dass es mir nicht etwas weh tat, dass er meine Kampfart kritisierte, doch gleichzeitig zeigte es mir, dass er mich gesehen hatte. Dass er dazu bereit war, mir zu helfen besser zu werden. Dies nahm ich als Motivation und stimmte bereitwillig zu, mit ihm nach dem eigentlichen Training weiterzumachen.

Nach dem Zusatztraining wurden immer häufiger eine Gesprächsrunde angehängt, in denen wir über belangloses quatschten. Naja, meistens redete Adam über irgendwelche Frauen, die er ins Bett bekommen hatte, beschwerte sich über Eve oder Lucifer, dass er ihm beide Geliebte gestohlen hatte und das obwohl die beiden einst Freunde waren. Beste Freunde.

Unconscious Love (AdamxLute)Where stories live. Discover now