Kates Geheimnis

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Es war gerade Mittag und ich beschloss mir auf dem Marktplatz meine Mittagsration abzuholen. Wieder gab es nur eine Art Grießbrei zu essen. Eine Mahlzeit die den Magen füllte und schnell herzustellen war. Ich setzte mich mit meiner Holzschale unter einen Kirschbaum durch dessen Blätter die Sonne auf mich herabschien. Mein kleiner Hund saß neben mir und hoffte auch etwas von meinem Brei abzubekommen. In Gedanken an das Gespräch des Kommandanten versunken löffelte ich die Schüssel fast leer, den Rest stellte ich meinem Hund hin, damit sie die Schüssel auslecken konnte. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.
Irgendwas kommt auf uns zu. Nur was?
Mein Blick richtete sich zum Osttor. Ein Tor das schon seit über einem Jahr nicht mehr geöffnet wurde, da die Gegend dahinter für zu Gefährlich eingestuft wurde. Der Kommandant wollte schon mehrmals eine Expedition in diese Richtung starten, doch wurde ihm das vom Bürgermeister jedes Mal untersagt. Aktuell war dort auch eine Baustelle, denn nach einem schweren Sturm wo Baume auf die Mauer gestürzt waren, wurde die Mauerwand beschädigt. Die Handwerker arbeiteten schon seit Monaten daran und als ich das Gerüst sah, wusste ich genau zu wem ich jetzt gehen musste.

Ich brachte den Hund zurück nach Hause und holte meinen Rucksack den ich in der Hütte in unserem Garten versteckt hatte, dann lief direkt zum Osttor. Von weitem sah ich Jamie der gerade vor dem Gerüst stand und seinem Vater Werkzeuge nach oben reichte.
„Hallo Jamie!" rief ich ihm zu. Er drehte sich um und sagte seinem Vater gleich Bescheid das er kurz weg sei.
„Was machst du denn hier?" fragte er gleich, als würde er schon etwas ahnen.
„Ich wollte nur meinen Kumpel besuchen" druckste ich, aber er durchschaute mich sofort.
„Verarsch mich nicht. Du willst doch nicht wieder da rausgehen"
„Ich muss das machen"
„Wir haben einen Trainingsplatz. Geh doch dort hin" forderte er mich auf, doch ich schüttelte nur den Kopf.
„Ich will nicht riskieren, dass der Kommandant mich sieht. Er plant irgendwas, das weiß ich"
„Du bist paranoid Kate"
„Nein du verstehst das nicht Jamie. Ich habe ein Gespräch mitgehört, er plant etwas und zwar etwas was der Bevölkerung gar nicht gefallen wird" erklärte ich während ich mich hektisch umsah.
„Ach und was soll das sein?" ich merkte das Jamie mich kein bisschen ernst nahm.
„Das weiß ich nicht, ich habe nicht alles gehört" jetzt verdrehte er die Augen.
„Und das soll reichen um dich wieder in Gefahr zu bringen?"
„Bisher ist doch noch nie was passiert, außerdem werde ich immer besser" protestierte ich, aber Jamie gab sich auch damit nicht zufrieden.
„Du sagst es. Bisher ist nichts passiert"
„Komm schon Jamie. Ihr macht doch sicher gleich Pause. Keiner wird was merken" bettelte ich und ich wusste was für einen Blick aufsetzen musste um ihn doch noch zu überreden.
„Du und dein blöder Dackelblick.... Na gut, in zehn Minuten machen wir Pause" gab er nach und ging zurück zu den anderen. Für mich hieß es jetzt nur noch abwarten.

Ich kannte Jamie noch nicht so lange, er kam mit seinem Vater ungefähr ein Jahr nach beginn der Apokalypse zu uns. Eigentlich hatte er noch eine Mutter und eine Schwester, von ihnen wurde er aber getrennt. Ob sie noch lebten wusste niemand und darüber sprechen wollte er nie. Sobald man auch nur versuchte in diese Richtung zu gehen, lenkte er sofort ab. Er war ein lustiger Spaßvogel mit dem man jeden Blödsinn anstellen konnte und das Leben hier wurde weniger Öde nachdem ich ihn kennengelernt hatte. Unsere Freundschaft war eigentlich nur ein Zufall, da ich gefühlt nicht dazu in der Lage war männliche Individuen anzusprechen. Er hatte mich einmal nur nach dem Weg gefragt und so kamen wir in ein Gespräch, seitdem quatschten wir immer mal wieder, bis sich eine enge Freundschaft entwickelte. Es gab immer wieder Gerüchte im Dorf wir seinen ein Pärchen, aber bei keinem von uns waren irgendwelche Romantischen Gefühle im Spiel. Für mich war Jamie mehr wie ein nerviger großer Bruder geworden. Ich setzte mich auf eine Bank etwas Abseits der Baustelle und wartete dort bis die Handwerker zu ihrer Pause auf den Marktplatz gingen. Als es dann soweit war, schlich ich mich zum Gerüst um darüber auf die andere Seite der Mauer zu klettern.

The Survivors - Kampf gegen den Tod [Neuauflage] Where stories live. Discover now