wenn

9 1 3
                                    

Ich wache auf. Letzte Nacht hatte ich wieder einen Traum. Den einen Traum. Den Traum.

Wenn die Morgenmüdigkeit sich nicht an ihm festklammerte, könnte ich ihn direkt wieder an seinen ordnungsgemäßen Platz verweisen. Dann müsste ich ihn nicht so tief in mir einschließen, dass er mir niemals über die Lippen kommen wird. Ich müsste mir nicht auf die Zunge beißen, um das Schweigen aufrechtzuerhalten, weil es in erster Linie nichts gäbe, das sich einen Weg ans Tageslicht kämpfen will.

Wenn ich ihn vergessen könnte.

Wenn die tägliche Konfrontation mich nicht quälen würde. Weil ich mir einen Stromschock verpasse, weil ich keine Stille ertragen kann, weil diese auch wehtut.

Wenn er doch niemals entstanden wäre.

Wenn mein Unterbewusstsein ihn ausgespuckt hätte in die Tiefen der geistigen Abgründe, um dort für immer zu verrotten, oder in die Tiefen der geistlichen Abgründe, um dort vom ewigen Feuer verzehrt zu werden.

Wenn er doch

wenigstens

Wirklichkeit wäre



3. Mai 2024

captive in my mindWhere stories live. Discover now