Ein Teil seiner Seele

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Ziemlich kurz aber ich brauchte etwas black brothers fluff

* * *

Regulus war der Einzige, der Sirius so kannte.

Er kannte ihn nicht wie einen Freund, er kannte ihn wie einen Bruder, seinen Bruder. Er kannte ihn wie ein Teil von sich selbst, wie sein eigenes Spiegelbild, kannte ihn besser, als seine eigene Handfläche. Und obwohl diese an ihm dran war und er sie täglich anschauen konnte, würde er Sirius immer besser kennen, als die Linien auf ihr.

Sirius war ein Stück seines Herzens, seines Blutes. Sie teilten die Gene, teilten eine Hintergrundgeschichte, teilten Trauma und Schmerz und Freude, so viel Freude. Regulus kannte ihn besser als sich selbst. Er kannte ihn wie die Sterne am Nachthimmel, zu denen er sprach und wusste, sie würden ihn nicht besser verstehen, als Sirius.

Wenn er in den Spiegel sah, wenn die Selbstzweifel angekrochen kamen, dann erinnerte er sich an Sirius und wollte sich in einen Ball rollen und weinen, denn Sirius war nicht hässlich also konnte er es auch nicht sein. Er sah Sirius in sich selbst, in der Art wie er sprach, wie er lachte, wie er ständig an ihre gemeinsamen Witze denken musste, die niemand sonst kannte. Er hielt Sirius nicht nur nah bei seinem Herzen, Sirius war sein Herz. Ein Teil seiner Seele. Sein großer Bruder.

Es überraschte ihn also nicht, als Sirius sich outete. Irgendwie hatte Regulus sogar das Gefühl gehabt, dass er es schon gewusst hatte.

„Weißt du, Reggie", sagte Sirius eines Tages. Er lag auf Regulus' Teppich neben der Wand und hatte die Beine hochgelegt, die Waden gegen die Wand gedrückt, während er hoch starrte. Seine Haare breiteten sich über den Teppich aus, wie ein schwarzer Heiligenschein.

„Mmh?", summte Regulus zuhörend vom Bett aus. Eigentlich versuchte er einen Text für Zaubertränke zu lesen und eigentlich blätterte er bloß hin und her, während sein Kopf sich nicht konzentrieren wollte.

„Ich glaube, ich stehe nicht auf Frauen", Sirius drehte den Kopf seitlich, um zu Regulus hoch zu sehen. Seine Augen sahen besorgt aus, die Unterlippe unsicher gebissen. „Meinst du, das ist schlimm?"

Regulus schlug das Buch zu und legte es weg. Er bewegte sich, bis er auf seiner Seite lag und zu Sirius runter schauen konnte. Einen Augenblick beobachtete er ihn bloß, dann: „Genauso schlimm, wie dass ich trans bin."

Sirius blinzelte: „Also... gar nicht?"

„Nein, gar nicht. Gibt schlimmeres", Regulus zuckte mit den Schultern: „Wie ein Frauenhasser sein. Aber ich glaube, das meintest du nicht."

„Merlin, nein. Ich bin schwul."

„Cool"

„Cool"

„Kannst du mir die Haare nachschneiden?"

„Hol die Schere, Reg."

Es war das Normalste der Welt, was sie hatten. Sirius war der Erste gewesen, dem Regulus erzählt hatte, dass er ein Junge war, Regulus war der Erste, der wissen durfte, dass Sirius schwul war. Es waren ihre zwei Geheimnisse, die sie nur für sich behielten und miteinander so offen teilten, wie mit niemandem zuvor und mit niemandem jemals.

Ihre Eltern wussten von Regulus, doch Sirius war der Erste gewesen, der Einzige für fast zwei Jahre. Er hatte Regulus die Haare zum ersten Mal geschnitten, er hatte ihm einen Binder gekauft, er hatte mit ihm in Büchern geblättert und nach Namen gesucht, die zu ihm passen würden. Er hatte ihn auch dafür ausgelacht, dass er „Regulus" gewählt hatte. Und auch er hatte seinen kleinen Bruder dann umarmt, als dieser dachte, er meinte das Auslachen ernst.

Nur Sirius wusste, wenn Regulus wieder seine Tage bekam und auch nur Sirius war es dann, der ihn halten und auf die Stirn küssen durfte, während Regulus weinte und sagte, es wäre nicht fair. Regulus verabscheute Körperkontakt. Er mochte keine Umarmungen oder Händchen halten oder Küsse, doch Sirius durfte das alles. Er durfte es, weil er sein Bruder war.

drarry & wolfstar & jily oneshotsWhere stories live. Discover now