Prolog

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Trotz des kalten Wetters zog es mich nach draussen, zu meinem Lieblingsplatz. Meinen kleinen Bruder, auf den ich aufpassen sollte, nahm ich ebenfalls mit. Am Fluss liess ich mich ins taufeuchte Gras fallen und versank in Tagträumen über Abenteuer, die ich in meinem späteren Leben bestehen müsste. Mein Vater betonte immer, dass aus mir und meinem Bruder einmal etwas werden würde, was er damit genau meinte, war mir damals unklar.

Wahrscheinlich spielte er darauf ab, dass einer von uns beiden später der Anführer unseres Volkes werden sollte, auch wenn ich ein wenig bezweifelte, dass diese Würde mir auferlegt würde, da ich ein Mädchen war, zudem ein uneheliches Kind. Ganz im Gegensatz zu meinem zweijährigen Bruder. Ich warf einen schnellen Blick zu ihm herüber und war irgendwie recht erleichtert, als ich sah, dass er schlief. Den Rest des Tages blieb ich am Ufer und betrachtete das rauschende Flusswasser. Zur Dämmerungszeit aber nahm ich meinen kleinen Bruder wieder auf den Arm und machte mich auf den Weg nach Hause, wenn ich noch länger geblieben wäre, hätte sich meine Mutter zu grosse Sorgen gemacht und ich womöglich Ärger bekommen, wenn ich wieder auftaucht wäre. Wahrscheinlich machte sie sich besonders Sorgen um meinen Bruder.

Zu meiner Überraschung war Vater auch bereits zu Hause und löffelte stumm seine Suppe. Freudig stürmte ich auf ihn zu und fiel ihm um den Hals, wobei ich beinah seinen Teller umkippte. Es beglückte mich, dass wir zum ersten Mal seit einiger Zeit wieder einmal ein Abendessen mit der ganzen Familie einnehmen konnten. Mein Vater sah uns ernst an und erklärte, dass er am Folgetag mit Elben losziehen würde, wie lange sie weg seien, wisse er noch nicht.

"Darf ich dich begleiten?", platzte ich sofort mit der Frage heraus, ich wollte endlich einmal wieder mit meinem Vater losziehen.

"Lhindril, meine Kleine, ich bin nicht der Meinung, dass dies eine gut Idee ist. Es ist geplant, dass wir unter Umständen in eine Schlacht ziehen werden. Doch wenn es dir recht ist, werde ich dich ins Tal von Imladris mitnehmen, meine Reisebegleiter sind Söhne des Herrn von Bruchtal, was bedeutet, dass ich ohnehin dorthin reisen muss." Begeistert nickte ich, so konnte ich Vater immerhin begleiten und ich würde Elben sehen. Auch mein Vater nickte langsam, trotzdem war ihm anzusehen, dass ihm nicht ganz wohl bei dem Ganzen war.

"Gut. Ich werde Morgen kurz nach Sonnenaufgang losziehen, solltest du nicht bereit sein, ziehe ich alleine los." Wieder bestätigte ich und war bereits richtig aufgewühlt.

Doch nichts kam so, wie ich es erwartet oder gewollt hätte

Durins ErbeWhere stories live. Discover now