Kapitel 55

595 35 23
                                    

Mehrere Wochen vergingen und Aragorn behielt Recht, da meine Einstellung umgestellt war, verbesserte sich mein Zustand immer mehr, trotzdem wich Fíli nicht von meiner Seite, bis ich wieder normal aufstehen und dem Alltag nachgehen konnte. Das war auch der Zeitpunkt, als mein Bruder sich wieder auf den Nachhauseweg machte. Noch viele Monate nach diesen Vorfällen sah und merkte man Fíli die Freude, dass ich bei ihm bleiben würde an. Die ganzen Gefahren und Ängste der Reise und danach stärkten unsere Beziehung ungeheuer, so war sie noch nie, zumindest während wir zu Hause waren. Egal was wir taten, er wollte mich immer um sich haben, es gab keine Momente, die die beiden Brüder alleine verbrachten, das wollten sie auch gar nicht.

Natürlich reisten wir alle nach Gondor für die Hochzeiten von Aragorn mit Arwen und Faramir mit Éowyn, sie hatten sie so geplant, dass sie nur wenige Wochen auseinander waren, so mussten wir nicht zweimal anreisen. Auf den Festen traf ich auch Gandalf wieder, von welchem ich Genaueres über Sarumans Chroniken, oder Informationen um die Prophezeiung haben wollte. So erfuhr ich, dass Thranduil, der König des Waldlandreiches, offenbar wusste wie die Prophezeiung zu deuten war. Doch bat mich der Zauberer Fíli davon nichts zu erzählen, diesen einen Elben konnte der Zwerg einfach noch nie leiden. Seinen Sohn aber schon, was ich ein wenig widersprüchlich fand. Es war mir eine Freude, zu verkünden, dass ich doch nicht sterben würde und Gimli und Legolas wieder treffen konnte. Aber im Nachhinein wünschte ich mir, dass Gandalf nicht am Fest gewesen wäre. Kurz vor unserer Abreise nämlich erzählte er mir etwas, was meine gerade noch heile Welt erneut komplett zerstörte. So entschloss ich mich, diese Idee einfach zu ignorieren, auch Fíli nichts zu sagen. Aber ein Jahr nach den Festen fand sich Gandalf ein weiteres Mal im einsamen Berg ein und stellte die Idee ein weiteres Mal vor, nur leider dieses Mal auch Fíli. Er war zunächst auch dagegen, doch dann fand er sich damit ab, ich wusste nicht, wieso. Er überredete mich regelrecht dazu, das Angebot anzunehmen, die Versprechung sei besser als alles was er mir hier bieten könne. Irgendwann, wieso überhaupt war selbst mir unklar, stimmte ich trotzdem zu, vielleicht mehr, dass er Ruhe gab und es ihn glücklich machte, wenn er mich für immer wohlbehalten wusste.

Dann stand der Tag der Abreise vor der Tür, es wäre meine letzte Reise durch Mittelerde, was danach war, wollte ich überhaupt nicht wissen und nicht daran denken. Auf einmal kamen in mir wieder Zweifel auf und versuchte mich herauszureden, aber ich hatte bereits zugestimmt, ausserdem liess Fíli nicht mit sich reden. Der Abschied fiel mir unglaublich schwer, ich konnte nicht glauben, dass ich sie alle nie wieder sähe, das einzige was alles ein wenig besser machte, dass Fíli und Kíli mich bis zuletzt begleiten wollten, soweit sie konnten; zu den Grauen Anfurten. Von da aus müsste ich meine letzte Reise alleine fortsetzen. Ehe wir das Nebelgebirge überqueren wollten, bestand ich auf einen Besuch in Gondor, um auch meinem Bruder und meinen Freunden Lebwohl zu sagen. Darauf machten wir uns auf, mit einem Zwischenstopp bei Beorn, dies auf Fílis Wunsch. Zuerst wusste ich nicht wieso, aber als er mich nach hinten in die Ställe zog, wo wir vor Jahren auf der Reise zum Erebor schliefen, wurde mir alles klar. Hier war der Ort, an dem wir offiziell zusammen waren, ich endlich meine Zweifel und Ängste gegenüber der Beziehung besiegte. Ich wusste, wie sehr es Fíli wehtat, mich ziehen zu lassen, dennoch drängte er mich dazu, wenn ich ein unsterbliches Leben führen könne, war es ihm das wert. Meine einzige Angst war es ehrlich gesagt, dass wir einfach nie wieder zueinander finden könnten, wenn er nach seinem Tod nicht ebenfalls eine Möglichkeit hätte nach Valinor zu gelangen. Oder wenn ich meine Eltern und alle Freunde, die bereits tot waren, nie wieder sähe aus diesem Grund. Am Abend bei Beorn lagen wir einfach so auf den Stroh, Kíli einige Meter entfernt. Er hatte den grössten Inneren Zwiespalt, er fand beide Möglichkeiten richtig und falsch zugleich, ausserdem wusste er nicht, ob er lieber die verbleibende Zeit gemeinsam mit uns verbringen sollte, oder ob er sie uns beiden alleine liess.

Durins ErbeWhere stories live. Discover now