Kapitel 12

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Ein greller Schmerz in meinem Kopf zwang mich dazu, die Augen aufzuschlagen. Noch immer lag ich auf dem Waldboden, aber von den anderen keine Spur. Stöhnend hielt ich mir den Kopf und sass auf. Um mich herum lagen einige tote Spinnen, hatten wir gesiegt, aber wo waren die übrigen? Gerade wollte ich die Hand von meinem Kopf lösen, doch sie blieb kleben, als ich etwas fester daran zog, erkannte ich Spinnweben an meiner Hand. Auch sonst hatte es an einigen Stellen meines Körpers weitere, besonders an den Beinen. Am Oberkörper jedoch nur ganz wenige. So entfernte ich zunächst einmal all diese, weil ich ratlos war, was ich sonst tun sollte. Etwas wackelig stand ich auf und sah blinzelnd um mich. Mein Blick blieb an einer Spinne hängen, aus der drei Pfeile ragten und ging darauf zu.

Wusste ich doch, dass das elbische Pfeile waren, da war nur die Frage, was passiert war, seit ich das Bewusstsein verlor. Hatte eine dieser Spinnen mich betäubt und einzuwickeln begonnen, bis die Elben den Zwergen zu Hilfe kamen? Und dann führten die Waldelben meine Gefährten aus dem Wald? Aber wieso liess man mich zurück, Fíli hätte das nie zugelassen. Der Gedanke an ihn liess mich aufschrecken, was wenn ihm etwas passiert war? Verzweifelt rief ich seinen Namen, dann noch einmal etwas lauter. Nacheinander rief ich nach den restlichen Mitgliedern der Gemeinschaft, irgendwer würde mir schon antworten. Doch alles blieb so still wie vorhin und ich überlegte unschlüssig, was ich tun sollte. Dann dachte ich mir, dass ich nach den anderen suchen sollte, doch wie? Zuerst musste ich wissen wo ich war. Genau, ich würde wieder einen Baum hinaufklettern und mich von dort aus orientieren, wohin ich musste um möglichst schnell aus dem Wald zu kommen. Das einzige, was mich beunruhigte, war die Tatsache, dass Elben hier waren und ich zurückgelassen wurde. Nicht nur, weil ich so verloren war, sondern weil Fíli niemals zugelassen hätte, mich hierzulassen, wie ich ihn kannte hätte er mich schlimmstenfalls getragen. Das war ziemlich seltsam und verdächtig.

Kaum streckte ich meinen Kopf über das Blätterdach, atmete ich erleichtert ein, die Luft hier oben war viel angenehmer als unten. In der Nähe entdeckte ich einen Fluss und einen See, wenn ich mich nicht täuschte gar den Erebor. Im schlimmsten Fall würde ich dort auf die Gemeinschaft warten. Zunächst beschloss ich aber, nach dem Fluss zu suchen und diesem aus dem Wald zu folgen. Ein letztes Mal merkte ich mir die Richtung.

Nach einiger Zeit erreichte ich schliesslich das tosende Flusswasser und an einer etwas ruhigeren Stelle reinigte ich mich, da praktisch überall Dreck und Spinnwebenreste klebten, zudem waren mir mehrere Male kleinere Zweige ins Gesicht geflogen und hinterliessen dort sicher ihre Schrammen. Schmerz spürte ich keinen, doch das Gefühl, wieder sauber zu sein, tat gut. Sogleich trank ich auch ein wenig des Wassers. Gestärkt nahm ich wieder Tempo auf und folgte dem Fluss, es ging nicht sehr lange und ich hatte das Ende des Waldes erreicht. Kurzerhand entschied ich mich, dem Wasser noch länger zu folgen, da ich wusste dass dieses im See enden würde, welchen ich überqueren musste um zum einsamen Berg zu kommen, daher konnte es sein, dass ich auf die Zwerge traf. Ich wagte mich nicht zu fragen, wie lange ich wohl alleine in diesem Wald war und welcher Tag heute überhaupt war. Wie lange dieses Spinnengift wohl wirkte? Plötzlich kam eine Gruppe von drei Orks auf mich zu, die ich aber recht schnell besiegt hatte, tot war nur einer, die anderen verletzte ich bloss und stiess sie dann ins Wasser. Auf dem weiteren Weg entdeckte ich ständig tote Orks oder auch wenige Elben, was geschah hier? Mit der Zeit wurde der Fluss immer breiter, woraus ich schloss, dass ich mich dem See näherte. Die Frage war bloss, wie ich diesen überqueren wollte. Zwar konnte ich gut schwimmen aber für diese Strecke reichte es niemals.

Dann hörte ich auf einmal Stimmen in der Nähe, da war jemand, den ich um Hilfe bitten konnte. Vielleicht konnte ich auch gleich fragen, ob man meine Gefährten gesehen hat und wo diese dann seien. Augenblicklich war ich überzeugt, dass alles gut gehen würde. Für ein weiteres Mal würde das Glück sicher wieder auf meiner Seite sein, dachte ich mir gerade noch, bevor ich die Gruppe sah. Beinah wäre mir ein Freudenschrei entwichen, zu viel Glück wohl. Es waren meine Gefährten die dort durchnässt und nur noch in Unterwäsche herumstanden und sassen. Bevor ich auf mich aufmerksam machen wollte, versicherte ich mich, dass alle dort waren und es ihnen gut zu gehen schien. Mein Herz spielte verrückt als ich Fíli neben seinem Bruder erkannte, ich fürchtete, dass ihm etwas passiert war. Dann bemerkte ich auf einmal jemanden vor mir, einen Bogenschützen, der auf die Zwerge zielte.

Durins ErbeWhere stories live. Discover now