61. König Theoden

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Míriel pov.

Die Menschen Edoras' starrten uns mit grimmigen Mienen an, allein schon ihre Blicke sprachen Bände für ihre Missgunst, die sie uns entgegenbrachten. Sie schienen uns zu hassen und in ihrer Stadt wollten sie uns ebenfalls nicht haben, eine Tatsache, die sofort ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend aufsteigen ließ. Es fühlte sich falsch an hier zu sein, doch Gandalf schien etwas Wichtiges mit König Theoden vorzuhaben, was auch immer es war ...

Bei den Stallungen banden wir Hasufel und Arod an, Schattenfell verweilte schnaubend ebenfalls an Ort und Stelle. Gemeinsam stiegen wir die steinernen Treppen hinauf zur Halle König Theodens. Die Stimmung war drückend, wir alle spürten es und so sprach keiner von uns ein Wort, bis uns schließlich die Wachen des Königs am Tor entgegenkamen und uns den Weg versperrten.

„Eure Waffen." War alles, was der Mann mit dem blondbraunen Haar und den von Missgunst geprägten blauen Augen sagte. Sofort wanderten unser aller Blicke zu Gandalf. Doch der Zauberer, der sich inzwischen einen grauen Mantel übergeworfen hatte, war vollkommen ruhig. Wieso er König Theoden und den Menschen Edoras' nicht verraten wollte, dass er nun Gandalf der weiße und damit noch mächtiger war, war mir bisher fraglich. Sicher jedoch hätte Gandalf einen guten Grund dafür.

„Auf Geheiß von Grima Schlangenzunge, dürft Ihr die Hallen König Theodens nur unbewaffnet betreten." Verkündete eine weitere Wache mit eiskalter Stimme. Immer noch blieb Gandalf ruhig. Als schien er all das erwartet zu haben und nichts zu befürchten.

Aragorn war der erste, der Gandalf volles Vertrauen entgegenbrachte, sein Schwert löste und einer der Wachen übergab. Darauf folgten sein Bogen, Köcher und zwei Dolche. Gimli grummelte unverständliche Zwergenflüche in seinen Bart hinein, während er seine Äxte abgab und zu meiner großen Verwirrung gab auch Legolas neben mir nun Köcher, Bogen, Kurzschwerter und Dolche ab. Auffordernd blickten die vier Männer zu mir. Was mich leise aufseufzen ließ, bevor ich mir mit einer wütenden Handbewegung den Gürtel von den Hüften riss und der Wache wütend in die Hände drückte. Auch meinen Bogen gab ich ab, dann schnallte ich mir wütend den Köcher von der Brust und reichte diesen ebenfalls der grimmig dreinschauenden Wache.

Meine versteckten Dolche und Messer blieben dabei einwandfrei an Ort und Stelle. Was definitiv auch besser so war.

„Der Stab." Forderte die Wache. Gandalf zog die Augenbrauen zusammen und musterte die drei Wachen direkt vor uns nachdenklich.

„Ihr werdet einem alten Mann doch nicht die Stütze nehmen wollen, oder?" Fragte er mit vorgetäuschter Bedrückung nach. Um seine Worte zu unterstreichen, ließ der Zauberer sich nun auch noch von Aragorn stützen. Nur schwer konnte ich mir bei diesem Anblick ein amüsiertes Schmunzeln verkneifen. So blöd konnten diese Menschen doch gar nicht sein. Ein Gehstock? Na sicher. Entweder taten sie so dumm oder sie wussten wirklich nicht das dieser „Stab" die mächtigste Waffe war, die ein Zauberer besitzen konnte.

Zu meiner großen Belustigung waren sie wirklich so blöd, denn nun ließen sie uns ein und führten uns direkt in die Halle zu König Theoden. Wobei Gandalf sich den ganzen Weg lang eine Gebrechlichkeit vortäuschend auf seinen Stab stützte und nebenbei von Aragorn unterstützt wurde.

Nur kurz tauschte ich einen Seitenblick mit Legolas aus, konnte jedoch sofort sehen das der Elbenprinz an meiner Seite genauso amüsiert über das Verhalten der Menschen wie ich selbst war.

Die Halle des Königs war eiskalt, das Feuer in der Mitte der Halle schon lange erloschen. Die Menschen hier drin wirkten noch hoffnungsloser als die, die wir auf unserem Ritt durch die Stadt angetroffen hatten. In dieser Stadt wirkte alles wie ausgestorben. Beinahe kam ich mir vor, als spazierte ich über einen verlassenen Friedhof.

„Die Freundlichkeit in Euren Hallen hat zuletzt etwas nachgelassen, Theoden König!" Rief Gandalf dem gebrechlichen, verwahrlosten Mann auf seinem Thron zu. Nur knapp schaffte ich es mein Entsetzten über das Aussehen des Königs zu verbergen. Da saß ein Mann, blass wie eine Leiche, mit faltiger Haut und verfilztem grauen Haar, seine blauen Augen waren getrübt, als läge ein Schleier auf ihnen. Beinahe wirkte er blind. Seine Kleidung schien schon seit langer Zeit nicht mehr gewechselt worden zu sein. Der Mann an seiner Seite jedoch, sah noch schäbiger aus.

Strähnen fettigen schwarzen Haares umrahmten ein spitzzulaufend, blasses Gesicht. Trügerisch blaue Augen starrten uns hasserfüllt entgegen, seine Haut wirkte weiß wie der Schnee des Caradhras und seine Zähne waren in einem widerlichen gelb-schwarzen Ton verfärbt und ließen einen großen Ekel ihm gegenüber in mir aufsteigen.

„Wieso sollte ich euch willkommen heißen, Gandalf Sturmkrähe?" Wollte der König mit schwacher, kratzender Stimme von Gandalf wissen. Der Widerling mit dem schwarzen Haar an seiner Seite nickte bestätigend und zischelte dem König mit seiner Schlangenstimme irgendetwas ins Ohr.

„Das ist eine sehr berechtigte Frage, Herr und Gebieter ..." Hörte ich ihn zischen und verengte wütend die Augen. Keine Frage, auch dieser Grima Schlangenzunge stand definitiv unter Sarumans Fittichen. Sicher war er einer der treuen Diener des weißen Zauberers und half diesem, den König Rohans zu verfluchen.

„Spät ist die Stunde, in der dieser Zauberkünstler auf den Plan tritt. Láhtspell sollte man ihn nennen, denn schlechte Kunde ist ein ungern gesehener Gast!" Verkündete der schwarzhaarige mit einer hämischen Stimme. Wütend presste ich die Lippen aufeinander, das ungute Gefühl in meiner Magengegend schwoll mit jedem verstreichenden Herzschlag an. Gleich würde hier sicher etwas passieren, irgendetwas würde ausarten und ich befürchtete es würde nichts Gutes sein.

„Schweigt! Behaltet eure gespaltene Zunge hinter euren Zähnen! Ich bin nicht durch Feuer und Tod gegangen, um jetzt einfältige Worte mit einem verlogenen Wurm zu wechseln!" Maßregelte Gandalf Grima warnend und mit einem drohenden Ausdruck auf dem Gesicht. Merklich zuckte der schwarzhaarige, verräterische Berater des Königs zusammen. Dann warf Gandalf sich den grauen Mantel von den Schultern und präsentierte dem schockierten Grima seinen Zauberstab.

Prompt weiteten sich die Augen des Menschen schockiert.

„Sein Stab! Ich hatte euch doch befohlen dem Zauberer seinen Stab abzunehmen!" Kreischte der schwarzhaarige Widerling aufgebracht. Sofort regten sich die Wachen um uns herum in der Halle, mit eiligen Schritten und wütenden Grimassen eilten sie auf uns zu. Und da war es, das, was ausartete.

Schützend stellten wir uns um Gandalf herum und wehrten mit Fausthieben und Tritten die angreifenden Wachen von Gandalf ab, während der Zauberer nach vorn auf den König zutrat und verkündete: „Hört mich an, Theoden König!"

Dabei blendete die strahlende Aura des Zauberers einen in dieser dunklen, tristen Halle beinahe. Plötzlich kam es mir so vor, als würde der Zauberer noch mehr strahlen als vor wenigen Augenblicken noch. Fast so, wie im Fangornwald als wir ihn wiedergetroffen hatten.

„Du hast hier keine Macht Gandalf der Graue!" Brüllte der König mit verzerrter Stimme los. Die definitiv nicht seine eigene, sondern die Sarumans zu sein schien. Ich verpasste gerade der Wache, die vorhin meinen Köcher genommen hatte, einen Faustschlag mitten ins Gesicht, weswegen ich nur im Augenwinkel sah, wie der König auf Gandalf zustürmen wollte, jedoch sofort wieder in seinen Thron zurück gepresst wurde.

„Ich sauge euch Saruman aus wie Gift!" Rief Gandalf und hob seinen Stab. Grelles weißes Licht flutete die Halle und ließ mich eilig die Augen ein Stück zusammenkneifen, während Gandalf den kranken Geist des Königs heilte ...

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Wolfsmädchen || LegolasWhere stories live. Discover now