81. Die Adler

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Míriel pov.

Nur Zentimeter neben meinem Kopf schnitt eine Schwertklinge durch die Luft und zerriss die Starre in die ich verfallen war. Keuchend drehte ich mich von einem weiteren Hieb des stämmigen Uruk-hai weg und riss meine eigene Klinge hoch, wobei ich krampfhaft den Schmerz meines linken Armes ignorierte und stattdessen weiter um mein Überleben kämpfte. Klirrend krachte meine Klinge mit der des Uruk-hai zusammen. Einmal, zweimal, dreimal. Mein Arm zitterte vor Anstrengung und der langsam einkehrenden Kraftlosigkeit. Nur noch schwach schaffte ich es die Schläge meines kräftigen Feindes zu parieren, doch gerade als mir meine Klinge aus den vor Anstrengung schmerzenden Fingern zu gleiten drohte, blitzte hinter dem breiten Uruk-hai Kopf ein goldblonder Haarschopf auf und noch ehe ich einen weiteren Schlag parieren musste, durchbohrte plötzlich eine Klinge den Oberkörper des Uruk-hai, von hinten. Seine schwarzen Augen weiteten sich, dann keuchte er schockiert und noch bevor die Klinge wieder aus seinem Körper gezogen wurde, hustete er mir einen Schwall schwarzen Blutes entgegen und starb.

Zitternd atmete ich aus und sammelte meine letzten Kräfte zusammen, um meine Klinge weiterhin festzuhalten, während ich dankbar aufblickte, in ein paar Eisblauer Augen in denen ich sofort zu versinken drohte.

Legolas stand direkt vor mir. Unverletzt. Der Druck der bei dieser Erkenntnis von meinem Herzen fiel, war riesig und ließ mich sofort ein wenig leichter atmen.

Dahingegen schien es ihm ein wenig anders zu ergehen, denn sein Blick fiel sofort auf meinen verletzten linken Arm und sofort bildete sich auf seiner Stirn eine große Falte der Sorge.

Für einen winzigen Augenblick gab es da nur uns. Der Kampf um uns herum war vergessen. Die Sterbenden wurden ausgeblendet. Ich sah, wie er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, doch noch bevor es dazu kam, ertönte ein lauter Knall und plötzlich bebte die Erde. Schwankend ruderte ich mit den Armen, um mein Gleichgewicht wieder zu bekommen. Kaum hatte ich es zurück, schnellten unserer beider Blicke in die Richtung des Vulkans.

Des Schicksalsberges.

Der jetzige Anblick verriet uns die Herkunft des Knalls – der Vulkan war explodiert.

Feuer und dicker schwarzer Rauch wallten in den Himmel auf. Dann knallte es erneut. Ohrenbetäubend stürzte der schwarze Turm in abertausende Einzelteile zusammen. Das feurige Auge vor dem wir alle uns gefürchtet hatten, erlosch und verschwand. Für immer.

Sauron war weg.

Frodo und Sam hatten es geschafft. Der Ring war vernichtet worden.

Ich fühlte mich taub von all den aufeinander einprasselnden Geschehen und dem Schmerz, der Erleichterung die meinen Körper durchzuckte wie eine Welle. Wir hatten es geschafft. Doch zu welchem Preis? Noch müssten Frodo und Sam sich auf dem Schicksalsberg befinden. Dem Berg der gerade explodierte und in Flammen aufging. Zusammen mit den beiden mutigsten kleinen Hobbits, die ich je kennengelernt hatte. Mit zwei Helden. Die unser aller Leben gerettet hatten. Die ganz Mittelerde gerettet hatten!

Tränen brannten in meinem Auge und ich zögerte auch nicht ihnen freien Lauf zu lassen, während ich meine Klinge fallen ließ, herumwirbelte und Legolas in die ausgebreiteten Arme sprang. Auch er zitterte, während er mich sanft an seine kräftige Brust drückte und mich festhielt.

Meine Sicht verschwamm und mein Herz schmerzte plötzlich doch wieder vor Trauer, während ich mein Gesicht an Legolas' Halsbeuge versteckte und meiner Trauer freien Lauf ließ.

Frodo und Sam beweinte, die so mutig uns alle gerettet hatten.

„Míriel! Schnell. Sieh." Legolas' Stimme klang aufgeregt und erfreut zugleich. Verwirrt davon zögerte ich einen kurzen Moment, doch tat schließlich, was er sagte, und löste mich ein kleines Stück von ihm, um meinen Blick gen Himmel zu richten, an dem in genau diesem Moment die Adler auftauchten und mit kräftigen Flügelschlägen Richtung Schicksalsberg flogen.

Um Frodo und Sam zu retten.

Erleichtert atmete ich auf. Jetzt war es wirklich geschafft. Denn auch um die verbliebenden Feinde um uns herum brauchten wir uns keine Sorgen mehr zu machen, denn wieder bebte der Boden und plötzlich spaltete sich die Erde, ausgehend vom zerfallenen schwarzen Turm auf und verschluckte all unsere Feinde in einer schier endlos erscheinenden schwarzen Kluft.

„Die Adler! Die Adler kommen." Schrie da auf einmal die kindliche Stimme von Pippin über das Feld und nun breitete sich auf meinen Lippen wirklich ein Lächeln aus.

Es war geschafft.


Wolfsmädchen || LegolasWhere stories live. Discover now