80. Für Frodo!

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Míriel pov.

Aragorns Rede motivierte die Handvoll der Krieger die wir hatten, zwar, doch ich wusste nicht wirklich, ob es reichen würde. Er redete vom noch nicht endenden Zeitalter der Menschen. Und es klappte, zumindest ein wenig, denn die Krieger die uns in einen schier aussichtslose Situation begleitet hatten, schöpften neuen Mut und Tatendrang und stimmten in lautes Kampfgebrüll zusammen ein. Währenddessen schaffte ich es nicht meine Lippen von Legolas' zu trennen. Ein letzter Kuss, ohne Worte. Denn Worte waren in diesem Moment nicht nötig. Sagten doch der Kuss und unsere Blicke mehr als tausend Worte es je könnten.

„Zusammen." Verkündete Legolas flüsternd und ich erwiderte den Druck seiner Hand leicht und schenkte ihm ein Lächeln. „Zusammen." Erwiderte ich flüsternd.

Vor uns rückten die Streitkräfte Saurons näher. Aberhunderte Diener der Dunkelheit, die brüllend und grunzend die Zähne bleckten und darauf warteten uns zu vernichten. Es schien aussichtslos und doch standen wir hier, bereit Mittelerde bis zum bitteren Ende zu verteidigen und Frodo und Sam mit unserem Handeln die letzte Chance auf einen Sieg zu geben.

„Ich hätte nie gedacht das ich Mal Seite an Seite mit zwei Elben sterbe." Durchbrach da die tiefe Stimme Gimlis meine chaotischen und von Dunkelheit gefluteten Gedanken. Auf meine Lippen schlich sich ein trauriges Lächeln bei den Worten des Zwerges. Auch Legolas neben mir lächelte, schmal und blickte auf Gimli hinab, bevor er mit gehobener Augenbraue fragte: „Wie wäre es Seite an Seite, mit zwei Freunden?"

Gimli lächelte auf diese Worte hin gerührt und auch ich spürte einen Kloß in meinem Hals wachsen, während meine Sicht glasig wurde und mein Auge vor aufsteigender Tränen brannte. Schwer nickte Gimli und ich konnte doch tatsächlich ein verräterisches Funkeln in den Augen des taffen Zwerges erkennen.

„Ja ..." Sagte er, langsam und mit belegter Stimme. „Das wäre schön."

Wir drei lächelten uns erneut an, wohlwissend das es auch das Letzte Mal sein könnte. Das wir komplett an dieser Mission scheitern könnten ... Dennoch bereit es, um jeden Preis zu versuchen.

Der Boden bebte, der Feind hatte uns umzingelt und rückte immer näher. Unsere Blicke glitten zu Aragorn, an der Spitze unserer Armee. Mit hocherhobener Klinge und blauen Augen gleichermaßen gefüllt von Traurigkeit, wie auch Entschlossenheit.

„Für Frodo." Verkündete er flüsternd, dann wandte er sich ab und rannte los.

„Für Frodo!" Hallten die Schreie von Merry und Pippin über den Platz, dann folgten die beiden Hobbits dem rechtmäßigen König Gondors in die letzte Schlacht und auch wir anderen folgten, ohne zu zögern und stürzten uns in den Kampf.

Laut klirrend traf meine Klinge gegen die eines kleinen Orks, mit einer hässlichen krummen Hackennase und bösartig funkelnden roten Augen. Einmal parierte er meinen Schlag, dann parierte ich den seinen, ohne meine Umgebung für eine Sekunde aus dem Auge zu verlieren. Denn inmitten dieses Chaos könnte dies mein Ende bedeuten, hatte ich doch schon längst all meine Freunde aus den Augen verloren und war umzingelt von Feinden, die schon mit ihren Schwertspitzen in meine Richtungen stießen. Ungeduldig und von Adrenalin und Angst getrieben schlug ich dem Ork vor mir die Schwerthand ab, holte aus und durchtrennte seine Kehle mit einem zielsicheren Schnitt. Röchelnd fiel er zu Boden, während sein schwarzes Blut Fontänenartig durch die Luft spritzte und er starb. Aber ich hatte keine Zeit ihm mehr Beachtung zu schenken, griff mich doch schon der nächste Feind erbarmungslos an und versuchte mich mit seiner krummen Machete zu zerhacken.

Meine geschärften Sinne halfen mir hier leider kaum, war das Gebrüll, Geschrei und die letzten Atemzüge aller um mich herum doch so laut, dass es in meinen Ohren nur noch rauschte. Die Luft erfüllt von Blut, Schweiß und Tod das ich hätte würgen müssen, hätte ich mich nicht so darauf konzentriert es nicht zu tun. Und mein Auge rotierte sowieso von einem Zielobjekt zum anderen, um nichts zu verpassen das mir schließlich schaden könnte.

Eine geschickte Drehung und zwei weitere Orks fielen meiner Klinge zum Opfer, doch es wurden nicht weniger. Für jeden Feind der durch meine Klinge fiel, schienen gleich zehn neue an dessen Stelle zu treten, um mich zu vernichten und langsam spannten und rissen all meine Muskeln. Meine Armen und Beine waren schwer wie Blei und taten mit jeder Bewegung mehr weh, doch es war kein Ende in Aussicht und deswegen musste ich mich unbedingt weiter konzentrieren. Schlag um Schlag parierte ich, teilte aus, tötete und griff den nächsten Ork an.

Höhlentrolle, Orks, Uruk-hai, vereinzelt sogar ein paar Menschen die auf die dunkle Seite übergewichen waren – es war vollkommen egal. Sie waren Feinde und nur hier, um uns alle zu töten.

Ein gleißender Schmerz der meinen linken Arm durchzuckte, riss mich schmerzhaft aus meinen Gedanken. Über meine vollen Lippen kam ein Wimmern und ich fuhr für einen Moment blind vor Schmerz herum und stach einfach zu. Ein Zischen und meine Klinge schnitt tief in Fleisch, woraufhin ein Brüllen erklang das meine Ohren klingeln ließ, während heißes, dunkles Blut meinen linken Arm hinab lief, über mein Handgelenk und dann über meine Finger hinab, wo es scheinbar lautlos auf den zertrampelten Boden tropfte.

Grunzend starb der mir gegenüberstehende Feind und fiel zu Boden, doch der Schmerz in meinen Arm ließ deswegen nicht nach und jede Bewegung schmerzte plötzlich noch mehr. Ich konnte meinen Arm im Moment gar nicht mehr richtig bewegen und dabei sah ich keine richtige Verletzung, nein, da war nur überall Blut. Der verdammte Ork musste irgendeine Sehne, oder einen Muskel getroffen haben und nun war mein Arm so gut wie taub.

Schwer dröhnte mein eigener Atem in meinen Ohren wieder und mein Herz schlug so heftig in meinem Brustkorb, dass es weh tat. Ich erlaubte mir einen winzigen Atemzug um meinen Blick über die Umgebung schweifen zu lassen, nur um die nicht sinkende Übermacht an Feinden zu bemerken, die egal was wir taten nicht sank. Verzweiflung keimte in mir auf und ich spürte Tränen in meinem Auge brennen, während mein Blick auf den Schicksalsberg fiel.

Waren Frodo und Sam dort? Nahe dran wenigstens?

Waren sie überhaupt noch am Leben und hatte all das hier überhaupt noch einen Sinn? Oder waren wir geradewegs in unseren Tod gerannt? Sinnlos. Statt die letzten Tage die uns vielleicht geblieben wären, mit jenen zu verbringen die wir liebten? Wo war der Sinn hinter all dem hier?

„Míriel Achtung!"


Wolfsmädchen || LegolasWhere stories live. Discover now