Howl

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Es war dunkel. Lilys nackte Füße waren vom rauen Untergrund aufgeschürft und blutig.

Sie ging weiter in den Wald hinein. Zweige, Dornen und anderes Gestrüpp zerrten und rissen an ihrer Kleidung und ihrer Haut. Plötzlich ertönte ein Heulen, wie von einem gequälten Tier. Sie musste weiter, musste hier weg. Sie musste in Bewegung bleiben damit es sie nicht fand. Es durfte sie nicht kriegen. Das Heulen ertönte erneut, diesmal näher. Sie rannte los. Ihr Herzschlag trommelte mit dem gleichen wilden Rhythmus wie ihre Füße auf den Untergrund trafen. Nach einigen Minuten erreichte sie eine große Lichtung. Auf einmal knallte ihr Fuß gegen etwas hartes, eine Wurzel die sie im Dunkeln nicht gesehen hatte. Der plötzliche Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen doch sie biss die Zähne zusammen und drängte sie zurück. 

Sie hatte schon die Hälfte der Lichtung überquert als hinter ihr ein Krachen ertönte bevor das Ding aus dem Unterholz brach. Es war so groß wie ein Bär, bestand jedoch nur aus Sehnen und Knochen und besaß nur an vereinzelten Stellen Fell. Seine kleinen, pechschwarzen Augen fixierten sie hasserfüllt. Es flechte seine riesigen, gelben Fänge während es sich hinkauerte und zum Sprung bereit machte. Für mehrere Sekunden stand sie einfach nur mit vor Schreck geweiteten Augen da, dann machte sie einen Schritt rückwärts. Das Ding sprang, dann passierte es. Etwas großes krachte mit extremer Geschwindigkeit in das Ding. Die beiden landeten in einem brüllenden und heulenden Gewirr aus Fäusten, Klauen und Fängen am Boden. Vor lauter Schreck war sie gestolpert und hingefallen, nun rappelte sie sich auf Hände und Knie auf und krabbelte von den Beiden kämpfenden weg, um hinter einem alten Baumstumpf in Deckung zu gehen. Sie konnte nichts tun, fühlte sich hilflos und schwach.

Nach geraumer Zeit verstummten die Kampfgeräusche. Vorsichtig lugte sie hinter dem Baumstumpf hervor. Er stand, der Mann der sie gerettet hatte. Er war blutbedeckt, das Ding zu seinen Füßen atmete nicht mehr. Sein bernsteinfarbener Blick richtete sich auf sie.

Die Hitze und Energie die von ihm ausgingen sandte wohlige Schauer durch ihren Körper und schlugen sie in seinen Bann. Langsam ging sie auf ihn zu. Seine breite, muskelbepackte Brust hob und senkte sich schwer. Nach einer gefühlten Ewigkeit, so erschien es ihr, stand sie endlich vor ihm. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die Haut direkt über seinem Herzen. Er war gekommen um sie zu retten, sie die ihm schon so viel Kummer bereitet hatte.

Doch sie wusste das er sie immer retten würde. Weil er sie liebte.

Er, Thanatos, der Totengott.

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