Kapitel 16

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Lily

Die Tatsache, dass Lily Evans James Potter auf dem Ball geküsst hatte, schien, wieder erwarten, niemandem aufgefallen zu sein. Zumindest dachte ich das, bis ich nach dem Frühstück am Sonntagmorgen die große Halle verlies. James hatten uns hin und wieder verstohlene Blicke zu geworfen und immer wieder ein Lachen unterdrückt, da unsere Freunde am Abend zuvor wohl viel zu sehr mit sich selbst (oder viel mehr ihren Tanzpartnern) beschäftigt gewesen waren, um mit zu bekommen, was sonst noch im Raum der Wünsche geschehen war.

Ich lief gerade eine Treppe im dritten Stock nach oben, als ich gerufen wurde. Die stimme von Severus hallte hart, ja, fast schon kalt von den Steinwänden wieder. Ich drehte mich nicht um, sondern beschleunigte meine Schritte etwas. "Warte!", rief er schneident, ich hörte, dass er rannte, dann spürte ich wie er meinen linken Oberarm umklammerte und mich umdrehte. Er war wütend, das sah ich sofort.

"Du hast mir gesagt, du hasst ihn", zischte er. "Wenn du von James redest: man kann seine Meinung auch ändern. Außerdem geht es dich nichts an, wen ich hasse und wen nicht."  

Ich wollte mich wieder umdrehen und weiter laufen, aber Severus hielt mich fest. "Lass- mich- los", zischte ich. "Bist du mit ihm zusammen? Mit diesem eingebildeten Idioten?", fragte mein ehemals bester Freund weiter. "Was hat dich das zu interessieren?! Außerdem ist James kein Idiot!" "Ach? Und seit wann nennst du ihn James und nicht mehr Potter?" Langsam wurde meine Hand taub, Severus ließ meinen Arm allerdings immer noch nicht los. "Severus las mich los!", sagte ich so laut, dass ich schon fast schrie. Plötzlich konnte ich Schritte hören, die immer lauter und schneller wurden. Keine zwei Sekunden später, stand James hinter Severus. "Du hast sie gehört, Schniefelus. Las sie los", knirschte er.

Snape krallte seine Finger noch fester in meinen Arm, so fest, dass ich vor Schmerz kurz das Gesicht verzog. An James Kinn zuckte ein Muskel. "Na los", zischte James. Severus lies meinen Arm los, aber anstatt ihn sinken zu lassen, holte er aus und schlug James ins Gesicht. Für zwei oder drei Sekunden schien die Zeit ganz langsam weiter zu laufen, dann ging alles so schnell, dass ich kaum reagieren konnte. Auch James holte mit seiner Hand aus und traf Severus so hart an der Nase, dass sie sofort zu bluten anfing.

"Hört auf!", kreischte ich. Innerlich tat es mir weh mit anzusehen wie die beiden sich prügelten. Es war eine Kurzschlussreaktion, ich hielt James am Ärmel fest und wollte ihn weg ziehen, als mich etwas hartes am Kopf traf und ich viel in tiefe Dunkelheit.

Ich war nicht richtig bewusstlos... es war eher eine Art- Halbschlaf. Ich bekam schleierhaft mit, wie zwei Leute mit einander Stritten, ich hörte Schritte und sah durch meine geschlossenen Augenlider wie Lichter an mir vorbei zogen. Kurze Zeit später spürte ich, dass ich auf etwas weichem lag. Ich wollte meine Augen öffnen, aber meine Lider waren zu schwer.


"James! Was ist passiert?" "Keine Ahnung. Wollte in den Gemeinschaftsraum, hab gesehen wie sie mit Snape streitet, er hat sie am arm festgehalten, hab ihm nur gesagt, er soll sie gefälligst los lassen.  Dann hat er mich geschlagen... Lily wollte mich weg ziehen, er hat sie an der Schläfe getroffen. Ich hab sie dann her gebracht, und dieser Idiot ist uns hinter her gelaufen."


Endlich blinzelte ich gegen das Licht der Sonnte, die den Raum in dem ich war durchflutete. Erst sah ich alles sehr unscharf, als währe ich Unterwasser. Ich schloss die Augen wieder kurz und öffnete sie wieder, langsam wurde meine Sicht klarer. Das erste, was ich sah, war ein paar rehbrauner Augen die mich durch eine Brille anstarrten. James lächelte, als er sah, dass ich wach war.


"Lily! Merlin sei dank!", quitschte Alicia, als ich meinen Kopf nach links drehte, sah ich dort meine grinsende beste Freundin auf einem Stuhl sitzen. "Wie geht's dir?", fragte James etwas besorgt. Erst jetzt bemerkte ich die starken Schmerzen, die von meiner rechten Wange ausgingen. "Autsch", murmelte ich und tastete vorsichtig meine angeschwollene Wange ab. "Hast ganz schön was abgekriegt..." James hatte ein Pflaster auf seiner Nase, auch das fiel mir erst jetzt auf. "Du anscheinend auch", meinte ich. "Wo ist Severus?", fragte ich, sah ich um, mit einer Mischung aus Besorgnis und Wut. Besorgnis, weil ich Angst hatte ihm wieder zu begegnen und Wut, weil ich wusste, das es seine Faust war, die mich im Gesicht getroffen hatte. "Sitzt da hinten in der Ecke", James deutete mit dem Daumen über seine Schulter. Alicia tippte mich an, mein Kopf schnellte herum. "Hättest du sehen müssen. James wollte ihn nicht näher als drei Meter an dich ran lassen. Hätte sich fast wieder mit ihm geprügelt, als Snape sich da an Bettende gestellt hat. James wär's glaub ich am liebsten, er würde ganz verschwinden", flüsterte Alicia mir ins Ohr. Unwillkürlich musste ich grinsen, was meinen Wangenknochen wieder schmerzen lies.

"Mal was ganz anderes", meinte Alicia wieder in normaler Lautstärke. "Ich brauch doch den Aufsatz für Geschichte der Zauberei. Darf ich mich von deinem- ähm- inspirieren lassen?" "Klar doch", meinte ich. "Danke. Bis später Lily." Alicia verlies den Krankenflügel.

Eine halbe Stunde später hatte Madam Pomfrey sich meine Verletzung angesehen und mir die Erlaubnis gegeben den Krankensaal zu verlassen. Severus saß immer noch auf einem Stuhl neben der Tür, er sprang auf, als James und ich auf den Ausgang zu gingen. "Lily-", sagte er mit einem Schritt auf mich zu. "Lass sie bloß in Ruhe", zischte James und stellte sich vor mich. "Lass gut sein, James", sagte ich so ruhig wie möglich und zog ihn an seinem Jackenärmel aus dem Saal.

"Danke, für vorhin", meinte ich lächelnd. "Gerne doch." Dann schwiegen wir, eine ganze Weile. "Ähm... Lily?" "Hm?" "Meinst du, wir sollten den anderen davon erzählen?" "Was genau meinst du?", mittlerweile waren wir stehen geblieben. "Davon." Ganz sanft legte er seine Lippen auf meine. Irgendwo, ganz weit weg, so schien es mir, klirrte etwas, aber es war nebensächlich.

"Ja, ja ich denke davon sollten wir ihnen erzählen", schmunzelte ich. James nickte lächelnd. Als wir den Korridor entlang liefen, sah ich, was geklirrt hatte: es war eine riesige Blumenvase, die anscheinend von ihrem Podest gefallen war. "Kann ich dich noch was fragen?", meinte James, als wir fast am Bild der fetten Dame angekommen waren. "Was du willst", meinte ich leise.

***

James



"Also... würdest du- ich meine... hättest du vielleicht Lust nächstes Wochenende... mit mir... nach Hogwasmead zu gehen?" Merlin, das waren einige der schwierigsten Worte, die ich je über die Lippen gebracht hatte. Lily lächelte. Ihre wunderschönen Augen leuchteten. "Du kannst sowas ja auch fragen, ohne es quer durch den Raum zu schreien", sagte sie. "Mit dieser Technik hatte ich die ganzen letzten Jahre ziemlich wenig Erfolg", erwiderte ich mit trockenem Unterton.

"Nun, mit dieser Technik hast du welchen. Meine Antwort ist nämlich ja." Dann sagte sie das Passwort (Sonnenschein) und verschwand durch das Loch in der Wand.

Ich starrte ihr ungläubig lächelnd nach. Sie hatte 'ja' gesagt. Lily Evans ging mit mir nach Hogsmead. Ich hatte sie sechs Jahre lang fast Täglich gefragt und jetzt hatte sie wirklich ja gesagt. Ich folgte ihr in den Gemeinschaftsraum und wünschte mir, dass schon jetzt der nächste Samstag währe.

*****

   









Jily FanfiktionWhere stories live. Discover now