Ich bin ein Monster

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-Katniss-

Peeta stand tatsächlich noch vor dem Minenfeld. Er hatte sich keinen Meter gerührt. Als er uns sah erhellte sich sein Gesicht: „Katniss! Johanna! Da seid ihr ja endlich! Was habt ihr euch dabei gedacht, Katniss, denkst du ich mach mir keine Sorgen?" Peeta umarmte mich fest und sah mich böse an. „Wenn Blicke töten könnten..." lachte Johanna im Hintergrund. „Tut mir leid...aber ich brauchte etwas Aufregung. Du glaubst nicht, wie meine Lungen stechen. Ich muss wieder öfter in den Wald." „Katniss, du hast einen Krieg angeführt, glaubst du nicht, dass das genug Aufregung war? Außerdem hast du dir bei deinem letzten Waldspaziergang den Knöchel verstaucht." „Peeta, ganz ehrlich, ich mag dich. Ich hab dich echt ins Herz geschlossen, aber hör auf so ein Spielverderber zu sein! Das Leben muss doch auch mal Spaß machen!" Peeta sagte nichts mehr und ich wusste nicht, was ich von Johannas Ansage halten sollte. Natürlich gab ich ihr Recht, aber sie hatte Peeta gekränkt. „Lass uns zurückgehen." schlug ich vor. „War das zu viel?" flüsterte Johanna mir zu. „Weiß ich nicht. Nett war es jedenfalls nicht."

Der Weg zurück ins Dorf der Sieger verlief weitestgehend schweigend. Ab und zu wurden ein paar Blicke gewechselt.

-Haymitch-

Als ich mich abends auf dem Sofa niederließ, schmerzte mein ganzer Körper. Effie hatte mich das gesamte Haus auf Vordermann bringen lassen. Effies Zimmer war aufgeräumt, gewischt und durchlüftet. Außerdem hatte sie die Betten neu bezogen und mir erklärt, wie man die Toilette reinigte. Das Ergebnis davon war, dass sich die Klobürste verhakt hatte und sich nur mit Gewalt wieder lösen ließ. Also blieb das Bad so, wie es war. Trotzdem hatte sich der Putzeinsatz laut Effie gelohnt und sie hatte strahlend in jedem Zimmer Blumenduft versprüht.

„Haymitch? Ach hier bist du! Was essen wir zum Abendbrot?" Ich wandte mich zu ihr: „Mein Abendbrot wird aus ein paar Bier bestehen, ich geh doch zu Greasy's!" Effie verdrehte nur die Augen und ging zurück in die Küche. Gegen 21 Uhr verließ ich das Haus. Effie hatte es sich schon auf der Couch gemütlich gemacht und würdigte mich keines Blickes, als ich nach draußen ging.

Die Kneipe war schnell zu finden. Viel los war nicht, so fand ich schnell die Discounterdame. „Haymitch!" grinste sie und umarmte mich stürmisch. „Hallo." murmelte ich. Sie hatte schon viel Alkohol intus und auch ich überlegte, ob ich mich später richtig betrinken sollte. Diese Entscheidung nahm mir die Frau jedoch schon ab, als sie uns einen Whisky bestellte. Ohne nachzudenken stürzte ich ihn runter. Und sofort gab es eine zweite Runde. Als ich merkte, wie mir heiß wurde, zog ich meine Verabredung auf die Tanzfläche.

„Jennifer. Mein Name ist Jennifer!" schrie sie mir entgegen und ich grinste. „Ich bin Haymitch." „Weiß ich doch. Haymitch heißer Sieger Abernathy." Ich fing an zu feixen. Irgendwie war die Welt schon lustig. Ich war mal Alkoholiker und jetzt dreht sich nach ein paar Runden schon alles. „Heißer Sieger klingt gut." meinte ich albern und umarmte Jennifer.

Gegen halb zwei hatte ich Jennys Zunge in meinem Mund und sie saß auf meinem Schoß. Ich fühlte mich wie vor zwanzig Jahren mit meiner Freundin, Hanna. Trotzdem war das hier anders. Viel anders. Irgendwie so bunt und verschwommen und... Mit einem Mal landete mein gesamter Mageninhalt auf Jennifer. Schreiend sprang sie von mir weg und rannte zum Klo. Erschrocken sah ich mich um. „Haymitch, ernsthaft? Du wirst alt!" lachte Greasy hinter dem Tresen. Ich starrte sie nur kurz an, bis ich wankend aufstand und nach draußen ging. Die frische Luft war der Wahnsinn. Mir ging es augenblicklich wieder gut, nur traute ich mich nicht mehr hinein zu Jennifer. Langsam lief ich nach Hause.

Dort angelangt, warf ich die Schlüssel auf die Kommode und ging ins Bad. Ich sah grauenvoll aus. Unter meinem Mund klebten noch Teile vom Mittagessen und sonstiges Zeug. Schnell wusch ich alles ab, zog mich aus und ging unter die Dusche. Nur mit einem Bademantel bekleidet stiefelte ich ins Wohnzimmer. „Schon zurück?" Erschrocken blieb ich stehen. „Effie? Warum bist du noch auf?" „Ich habe auch geschlafen. Ich bin bei der Dokumentation eingenickt, aber ich wurde wach, als ich die Tür gehört hab. Alles in Ordnung?" Effie musterte mich kritisch. „Ja alles bestens. Ich habe mein erstes Date, seit was weiß ich wann, vollgekotzt." „Wie bitte?" Effie fing an zu grinsen. „Ja, hab wohl zu viel getrunken. Wir haben uns geküsst und dann gings los." „Die Ärmste." „Vergessen wir es. Warum schaust du eigentlich so eine blöde Doku, wenn es dich eh nicht interessiert?" Ich nahm die Fernbedienung vom Tisch und zappte durch die Kanäle. Seid Snows Tod waren es immer mehr geworden. Mit leichten Kopfschmerzen lehnte ich mich zurück. „Haymitch!" quiekte Effie plötzlich. „Was ist denn?" „Der Bademantel. Setz dich bitte anders hin!" Selbst durch die schwache Beleuchtung konnte ich sehen, wie sie rot wurde. Auch ich merkte, wie mein Gesicht heiß wurde. „Tut mir leid. Ich glaub ich geh ins Bett." Peinlich berührt stand ich auf und ging nach oben.

Panem heute Panem morgen Panem für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt