Der Schein trügt

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-Luana-

Ich konnte kaum glauben, was da auf dem kurzen Brief stand. Mehrmals las ich die Zeilen durch. Ich meine Katniss und Peeta hatten zwar versprochen, dass sie uns hier raus holen würden, aber daran geglaubt hatte ich nicht. Auch die anderen schienen geschockt und erleichtert. „Das heißt, dass ich euch nicht umbringen muss?" fragte Helena. „Als ob du uns umgebracht hättest! Eher hätte ich dich umgebracht!" witzelte Alex und wir mussten das erste Mal seit wir hier waren richtig lachen. Es war seltsamerweise ein schönes Gefühl mit den anderen hier zu sitzen, im Sand, in der Wüste, in der Arena. Wenn wir es alle hier raus schaffen würden, dann würden wir nach der Arena keine getrennten Wege gehen. Caleb würde Alex und Uriel lieben und auch mit Fabiu würde er zurechtkommen. Und Kitty und Taynara erst – sie würden mich anflehen, dass ich sie mit Alex verkuppelte. Bei dem Gedanken musste ich grinsen. „Was ist los, Kleine?" fragte Uriel. „Nichts, ich bin glücklich." antwortete ich schulterzuckend und lehnte mich an ihn.

Wir verbrachten die restliche Nacht draußen, starrten in den Sternenhimmel, der heute mal keine Toten zeigte. Wir vergaßen sogar die eisige Kälte um uns herum. Als dann die Sonne aufging und die Temperaturen anstiegen, machten wir uns wieder auf den Weg. Während des Laufens teilten wir uns die verbliebenen Stücke vom Kaktus und ließen uns schließlich in der Nähe der Höhle auf einem Felsenvorsprung nieder. Es gab nur eine Sache, die diese Idylle zerstörte – die Kanone. Und leider ertönte diese genau jetzt, kurz nachdem wir wegen eines kurzen Schreis aufgeschreckt wurden. „Was denkt ihr, wer das war?" fragte ich und versuchte meine Gänsehaut loszuwerden, doch schon ertönte die nächste. „Ich habe keine Ahnung, aber warum sollte jemand von den Tributen jetzt mit morden anfangen, wenn sie doch wissen, dass wir gerettet werden?" antwortete Helena und schaute sich suchend um. „Vielleicht war es kein Tribut, sondern irgendein Trick der Spielmacher." „Das passt auch nicht. Sie würden uns nicht töten, wenn sie uns hier raus holen wollen." „Das stimmt auch wieder." gab Raphael zu. Wie auf Kohlen saßen wir auf unserem Felsen und blickten uns andauernd um. Anscheinend würde der letzte Tag in der Arena doch nicht so einfach werden.

-Katniss-

„Oh mein Gott!" rief Cressida und trat noch näher an den Bildschirm. Auch ich war entsetzt. Eigentlich wollten wir unsere Tribute am Leben halten. Darüber war auch Plutarch informiert, aber wir hatten den Plan ohne die Tribute an sich und die schon freigelassenen Tiere gemacht. Nun waren Baldur und Wotan, die Zwillinge, tot und das nur, weil sie die schillernden, wirklich wunderschön aussehende, Skorpione auf ihre Hand nehmen und näher betrachten mussten. Scarlett hatte die vier Skorpione als erstes gesehen und klug, wie sie war, hatte sie Abstand gehalten. Allerdings traf dies nicht für die Zwillinge zu. Die beiden Tierliebhaber hatten sich praktisch auf die giftigen Tiere gestürzt. Wotan hatte den ersten hochgehoben und ihn seinem Bruder auf den Arm gesetzt, wo er sofort zugestochen hatte – das Gift hatte fast augenblicklich gewirkt. Baldur war schreiend zu Boden gegangen und unter wildzuckenden Bewegungen gestorben. Fassungslos hatte sich Wotan neben seinen Bruder gekniet und sich tausend Mal entschuldigt, da er ja schließlich den Skorpion auf den Arm gesetzt hatte. Doch als Wotan sich hingekniet hatte, hatte er die Skorpione unter seinen Beinen missachtet und war auch mit Krämpfen gestorben.

Nun irrte die zwölfjährige Scarlett allein durch die Wüste und sie musste noch zehn Stunden durchhalten. „Cressida, hey, wir können nichts tun." meinte Gale plötzlich hinter uns und ging mit großen Schritten auf seine Co-Mentorin zu, um sie zu umarmen. „Können wir die Tiere nicht irgendwie da raus holen? Ich meine es sind immer noch mindestens vierzehn tödliche Schlangen und Skorpione da drin!" schlug ich vor, aber Gale schüttelte nur den Kopf. „Wie schon gesagt, es gibt drei Eingänge. Keine Chance, dass wir an die Viecher rankommen." „Das kann doch nicht wahr sein!" schnaubte ich und schlug wütend auf die Couch ein. Vierzehn giftige Tiere gegen achtzehn Tribute. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie aufeinander trafen? Hoffentlich waren Uriel, Luana und der Rest so schlau und hielten sich fern von Tieren.

Panem heute Panem morgen Panem für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt