Ich dachte ich hätte ihn gesehen

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(Hannahs Sicht)
An Schlafen war nicht zu denken. Ich lag die ganze Zeit wach und konnte einfach nicht aufhören an diesen Zettel zu denken. Das Stück Papier hielt ich die ganze Zeit in der Hand. Als ob ich Angst hätte es zu verlieren. Ab und zu drehte ich mich zu dem Frischling und zu Theo um. Warum genau zu dem Neuem konnte ich mir selber nicht erklären, er kam mir irgendwie so vertraut vor. Aber ich musste mir dringend einen Spitznamen für ihn überlegen, soviel stand fest. Schließlich konnte ich ihn nicht die ganze Zeit Frischling nennen. Als er mir den Zettel gegeben hatte konnte ich mir nicht ganz sicher sein ob es nicht vielleicht doch ein Scherz war und Gally ihn nicht vielleicht angestiftet hatte ihn mir zu geben oder sonst irgendwas. Ich war mit ihm zu Minho gegangen weil ich nicht wusste, was ich davon halten sollte. Zum Glück hatte er nicht den ganzen Zettel wiedergegeben. Das ging die anderen Lichter nichts an! Ich machte mir noch ein weiteres mal Gedanken über die Zeilen.

Dort hatte gestanden:
Herzlichen Glückwunsch zum siebzehnten Geburtstag.
Ich kann dir leider kein richtiges Geschenk machen aber eines kann ich dir sagen. Vergiss ihn nie! Sonst bist du und er tot!
Alles Liebe dein Bruder.

Alles Liebe dein Bruder. Ich hatte also einen mich liebenden Bruder der mich beobachtete und ausspionierte. Was für ein Idiot von Bruder war das bitte? Schickt seine eigene Schwester ins Labyrinth. Und das waren echt nette Worte von ihm. Sonst bist du tot. War das eine Drohung oder eine Warnung? Und wen meinte er überhaupt? Newt konnte er nicht meinen, der war schon längst vor die Hunde gegangen. Autsch. Ein ziehen machte sich in meinem Herzen bemerkbar. Ich seufzte. Die Schöpfer planen doch bestimmt alles. Vielleicht war das etwas für die Zukunft? Ach komm, dass bringt doch nichts. Wenn ich mich nicht täusche gehen gleich die Tore auf dann muss ich eh aufstehen. Also schwang ich meine Beine galant über die Matte und lief einfach ein bisschen über die Lichtung. Ein paar mal stolperte ich und landete mit dem Gesicht voraus auf dem Boden. Jedes mal klopfte ich mich ab und lief einfach weiter. Bis ich das nächste Mal stürzte. Naja zu meiner Verteidigung es war auch ziemlich dunkel.
Als ich dann an der Mauer ankam war es schon etwas heller geworden und ich konnte alles klar sehen. Jetzt konnte ich aber auch einen blutigen Kratzer an meiner Hand erkennen. Als ich zu Boden gestürzt war hatte ich mich offensichtlich irgendwo geschnitten oder weiß der Geier was. Ich setzte mich vor die Tore und wartete, bis ich ein Scheppern dahinter hörte. Ich sprang auf und dachte natürlich nur an eines. Griever! Da erklang auch schon das gewaltige Dröhnen der Tore. Oh nein das darf nicht sein! Der Griever würde hier einfach reinspazieren und uns alle umbringen! Gespannt warte ich darauf das ich etwas sehen konnte. Aber da war nichts. Stattdessen sah ich hinter einer Ecke ein wehendes weißes Tuch verschwinden. Und verdammt, dass sah genauso aus wie Newts Shirt! Ich konnte mich einfach nicht zurück halten und überlegen sonst wäre er über alle Berge gewesen.
Bevor ich nach denken konnte war ich schon hinter der ersten Ecke verschwunden. Da war es wider. Ich stürmte um Ecken und Kurven. Endlich würde ich meinen Newt wider haben. Aber Moment, das war ja garnicht mein Newt. Er würde mich umbringen. Er war schließlich immer noch am Grieverstich erkrankt. Drei Wochen war er weg und ich hatte keine Ahnung wie er das überlebt haben konnte. Aber das war mir egal! Ich bog wider ab und rannte schon bei nahe in eine verdammte Wand rein. Eine Sackgasse. ,,Ah Klonk! Ich hab doch gesehen wie er hier abgebogen ist!", schimpfte ich, enttäuscht über meine fehlende Orientierung. Na schön, dann halt nicht. Wäre auch zu schön gewesen. Traurig, mit gesenktem Kopf verließ ich die dunklen Gänge. Zum Glück hatte ich mir gemerkt wo ich lang gerannt war und fand deshalb problemlos wieder raus. Doch als ich ankam starrte mich ein sehr wütender Minho an. ,,Was machst du denn schon wider da?" Ich zuckte bloß mit den Schulten und lief einfach an ihm vorbei. ,,Ich dachte ich hätte ihn gesehen", schluchzte ich und ging zum Sani Haus um Jeff und Clint zu fragen ob sie mir heute frei geben würden. Ein Glück taten sie es und ich verkroch mich wieder einmal in das stillgelegte Zimmer von Newt und weinte mir die Seele aus dem Leib.
Jetzt wurde ich also vollkommen verrückt! Oder vielleicht... Mein Bruder hatte mir ja geschrieben ich soll weiter an ihn denken. Vielleicht hatte sie eine Halluzination hervorgerufen damit ich wieder an ihn dachte oder so. Wer weiß schon was diesen Neppdeppen schon durch ihre beklonkten Hirne ging. Sie hatte ihn umgebracht, bereuten es und übernahmen jetzt mein Gehirn damit ich an ihn dachte, warum auch immer das wichtig war. Sie würden mich komplett infizieren und ich würde ein Zombie meiner selbst werden! Und ich konnte nichts dagegen machen. Ok jetzt übertreib mal nicht gleich! Der einzige Grund warum du verrückt werden könntest, ist wegen dir selbst! Da klopfte es an die Tür und ich schrak so heftig zusammen das ich mir meinen Kopf am Bett stieß. Ich schrie auf. ,,Kleines? Alles ok?", hörte ich die panische Stimme von Theo. ,,Ja, ich werd schon nicht sterben." Dann wurde die Tür aufgerissen und mein bester Freund stand in der Tür. ,,Na, bei dir wäre ich mir da nicht so sicher." ,,Haha ich lach mich tot." ,,Bitte nicht sonst hab ich doch noch recht." Ich verdrehte nur die Augen, was war er doch für ein Strunk. Er kam zu mir auf's Bett und umarmte mich. ,,Entschuldigen kleines."
,,Es sei dir vergeben", grinste ich ihn frech an. Jetzt lächelte er und drückte mich noch fester. Ich seufzte frustriert auf und ließ mich theatralisch nach hinten fallen. ,,Hey, was ist den los?" ,,Ich bin frustriert." Theo fragte geduldig weiter. ,,Und wieso bist du so frustriert?" Ich machte die Augen zu und verkniff mir eine Träne. ,,Weil ich dachte, dass ich ihn gesehen hätte. Ich hatte endlich Hoffnung. Wenn auch nur für zehn Sekunden, sie war da. Und dann, anstatt auf ihn zu treffen bin ich gegen eine Wand gelaufen." Ich hatte extra aufgepasst, dass ich nicht seinen Namen nannte damit, ich weiß nicht ich wollte seinen Namen einfach nicht sagen aber es hat nichts gebracht. Eine Träne rollte mir über die Wange, dann noch eine und noch eine bis ich mal wieder Theos Hemd durchnässte. Das tat mir alles so leid. Ich wollte ihn damit nicht belasten. Überhaupt mit einem Jungen über einen Jungen reden. Wie gerne hätte ich doch endlich eine Freundin. Ein Mädchen mit dem ich so etwas bereden konnte. Sicher Theo gab sich unglaubliche Mühe aber er konnte mich nicht richtig trösten, weil er nicht wusste wie ich mich füllte. Sowas konnten einfach nur Mädchen. Sich in andere hinein versetzten und Trost spenden. Das ging von Theo aus garnicht. Das würde ich auch nicht annehmen, glaube ich. So nah ich Theo auch stand, ich würde ihm nicht, ganz offen, mein Herz ausschütten.
,,Kleines? Tut mir leid aber ich muss zurück zur Arbeit. Ist das ok für dich?" Ich nickte und wischte mir noch einmal eine Träne weg. ,,Klar ich will ja nicht das Gally dich einen Kopf kürzer macht, dann bin ich nämlich nicht mehr deine kleine." ,,Na wenn das deine einziehe Sorge ist." Ich schloss meine Augen, atmete tief ein und wartete darauf das er aufstand und meine Hand aus seiner glitt. Dann schloss sich die Tür zwischen uns und erneut war ich alleine. Ich entließ meine Luft meinen Lungen mit einem lautem schluchz-Seufzer. Wenn man das so nennen kann. Toll und was mach ich jetzt? Jetzt war ich wider einsam und verlassen. Trauernd im Bett eines Toten, einem Toten den ich geliebt hatte und der es nicht einmal wusste. Einem Toten dessen letzte Worte an mich waren: Ich hasse dich. Noch immer rollten mir die Tränen bei diesen Worten. Ich musste nur daran denken und schon kamen sie einfach. ,,Bist du jetzt zu frieden?", schrie ich die Decke an. ,,Ich danke dir mein lieber Bruder ich denke an ihn. Aber ich wäre lieber tot als ständig darüber nachzudenken ob der Junge den ich geliebt hatte zerstückelt, zerfleischt, gefressen oder elendig an einem Stich gestorben ist." Wütend jetzt auf meinen mich ,,liebenden,, Bruder, rannte ich in den Wald. Ich rannte einfach los und wusste nicht wohin. Einfach raus aus dieser Situation aber das war nunmal unmöglich. Ich war gefangen. Ich war gefangen in einem Labyrinth aus Beton aus dem es kein Entkommen zu geben schien. Ich war gefangen in mir selbst. Wurde kontrolliert und wusste nicht was ich als nächstes tun würde. Vielleicht benutzten sie mich ja irgendwann um Theo oder sogar Minho zu töten. Ich war eine Gefahr. Jeder von uns war das. Egal wie sehr ich jemandem vertraute, sie konnten ihn übernehmen und mich töten. Ich war verzweifelt und rannte einfach weiter. Ich wollte bloß hier raus! Dann war ich an der Wand mit meinem krustigem, vertrocknetem altem Blut angekommen. Wahrscheinlich dachten sich die Schöpfer dass da neues Blut ran gehörte. Ich sprintete vor und schlug auf die Wand ein. Ich spürte wie die alten Wunden Aufrissen und erneut das Blut floss. Ich wollte aufhören aber ich konnte es nicht. Ich wurde kontrolliert aber nicht von den Schöpfern, es war mein eigener Körper der sich das antat und ich war machtlos dagegen. Verzweifelt ließ ich mich an der Wand hinunter gleiten. Ich schlang meine Arme um meine Knie und weinte. Ich weinte bis ich das Bewusstsein vor Erschöpfung verlor. Alles was ich erkennen konnte war eine Schemenhafte Gestallt mit einem weißen, lockerem Shirt auf mich zu kommen.

Kurzzeitig wurde ich wach.
Was ich merkte war, dass ich durch den Wald getragen wurde. Die Bäume schauten finster auf mich hinab. Es war bereits Abend und ich konnte wegen der Dunkelheit nicht wirklich viel erkennen. Hinzu kam noch, dass der Junge der mich trug rannte und noch meine mit Tränen gefüllten Augen, die ich aber nicht wegwischen konnte weil ich meine Arme nicht anheben konnte und mein Benebelter Zustand. Ich hatte gerade noch genug Kraft um meinen Kopf zu drehen. Ich schaute den Jungen an. Aber ich brauchte einige Zeit um ihn zu erkennen.
,,Newt", wisperte ich kaum hörbar. ,,Du lebst. Du bist hier." Jetzt schien er bemerkt zu haben das ich wach war. Sein blick war sanft aber auch mit Trauer gefüllt. Ich erkannte eine zweite Person. Der Frischling. Auf einmal, war er es der mich trug und nicht Newt. Dann wurde erneut alles schwarz.

Skorpions-beginning of the run✔️Where stories live. Discover now