Scherben - 22.12.

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Lautes Fluchen weckt mich auf. Es kommt aus dem Badezimmer. Erschrocken schnappe ich mir meinen Zauberstab und springe aus dem Bett. Seit dem letzten Jahr bin ich sehr schreckhaft geworden. Ich gehe ins Badezimmer. George steht vor dem Badezimmerspiegel und zertrümmert ihn mit der bloßen Hand. Sie ist blutig geschlagen. Mir wird übel, aber ich reiße mich zusammen. Für George.

Erneut schlägt er auf den Spiegel ein. „Was tust du da, George?", frage ich leise, kaum hörbar.

Er scheint überrascht zu sein, meine Stimme zu hören. Vielleicht hat er schon vergessen, dass ich da bin. Doch er sieht in meine Richtung und lässt von dem Spiegel ab.

„Komm her, Megan", sagt er. Langsam und mit wackeligen Schritten trete ich neben ihn. Ja, ich habe Angst.

„Hab ich nicht gesagt, du sollst ihn abdecken?!", fragt er mich wütend und blickt mich finster an.

„Das habe ich, George. Wirklich", sage ich verwirrt.

„Anscheinend ja nicht", entgegnet er kalt.

Mir treten Tränen in die Augen. „Vielleicht ist die Decke runtergefallen."

„Gib doch zu, dass du ihn nicht abgedeckt hast!", sagt er daraufhin nur.

„Aber das habe ich verdammt nochmal."

„Du verstehst es nicht, oder?" Wieso beharrt er darauf, dass ich es nicht getan habe? ... Was soll das Ganze? Ich verstehe das nicht.

„Was verstehe ich nicht?", frage ich verwirrt und gereizt.

„Wieso es mir so wichtig ist", entgegnet er.

„Natürlich verstehe ich das", sage ich leise und blicke ihn fest an.

Er sieht mich noch kälter und finsterer an und sagt: „Hör auf zu lügen, Megan. Du verstehst gar nichts!" Er holt aus und ohne, dass ich auch nur zucken kann, landet seine Hand in meinem Gesicht. Sprachlos sehe ich ihn an. Meine Wange ist heiß, rot und brennt. Ich bin wie gelähmt. Es verstreicht eine kleine Ewigkeit, bis ich verstehe, was gerade passiert ist. Stille Tränen fließen aus meinen Augen. Aber ich darf nicht weinen, ich darf ihm nicht böse sein... Ich... Ich habe ihm versprochen, dass ich ihm helfe. Ich werde jetzt nicht aufhören. Aufgeben.

Ich ergreife seine Hand. „Die muss verarztet werden",murmele ich objektiv und blicke ihn leer an. Mit roboterartigen Bewegungen wende ich mich ab. In den Schränken krame ich nach Verbandszeug, dann trete ich wieder zu ihm heran und verbinde ihm die Hand.

Er schweigt, die ganze Zeit über.

„Ich..."

„Halt die Klappe, George", schneide ich ihm kalt das Wort ab.

Ich gehe und lasse ihm in dem Bad stehen. Ich mache da weiter, wo ich gestern beim Aufräumen aufgehört hatte und staube das Regal ab, in dem früher Süßigkeiten standen.

Plötzlich stoße ich an jemanden hinter mir. Schnell wirble ich herum. George steht vor mir, mit Tränen in den Augen.

„Du musst gehen, Megan", sagt er.

„Das Thema hatten wir schon, du kennst die Antwort: Nein!", sage ich klar und deutlich.

„Ich schreibe Angelina, sie kann mir wahrscheinlich mehr helfen als du", sagt er kalt.

Was? Okay...

„Dann schreib ihr... Ich bleibe solange hier und schreibe einen Brief nach Hogwarts, dass man den Hogwartsexpress herschickt... Oder, dass mich wer mit dem Auto oder so abholt", antworte ich leise, während sich mein Inneres zerreißt.

Er will mich hier wirklich nicht. Will lieber Angelina. Nicht mich. Das hätte ich wissen müssen. Natürlich erinnere ich mich daran, was Fred gesagt hat, aber er entspricht nur meinem Unterbewusstsein, oder? Das habe ich nur zu mir selbst gesagt, damit ich mich besser fühle.

„Ich meine, sie kennt dich eh viel länger und sie versteht, was du durchmachst. Ich habe ja keine Ahnung."

„Genau so ist es. Außerdem konnte ich mit dir eh noch nichts anfangen. Du hast alles nur schlimmer gemacht, Megan. Es ist gut, dass du jetzt gehst", sagt er sachlich, als ob er die ganze Zeit so gedacht hätte, „Es tut mir auch nicht leid, dass ich dich angeschrieen habe und dich geschlagen habe. Kein bisschen."

Ich bin kurz davor, dass ich zusammenbreche. Ich kann ihn nicht anblicken und bringe gerade so heraus: „Ich gehe dann mal." Und damit stürme ich aus der Tür des Ladens und breche in Tränen aus.

Weil wir noch leben (Harry Potter / George Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt