Das Leben ist ein Geschenk - Epilog - 25.12.

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Ein Gefühl, wie durch einen dünnen, schwarzen Schlauch gepresst zu werden, durchdringt meine Glieder. Ich klammere mich an die Hand meines Mitreisenden. Schwankend komme ich zum Stehen. Ich schüttele mich. Apperieren hat mir noch nie gefallen.

Doch die Person neben mir zittert noch mehr. Ich blicke nach vorne. Vor uns steht der Fuchsbau. Er ragt hell in der Dunkelheit des Abends auf. George drückt meine Hand fester. Hier ist alles mit Erinnerungen voll. Überall. Vom Busch an der Ecke bis hin zu den Dachgiebeln auf dem höchsten Dach.

George steht wie erstarrt neben mir. „Ich kann das nicht", haucht er.

„Komm schon, wir schaffen das. Ich bleibe auch die ganze Zeit bei dir. Niemand wird dir Vorwürfe machen, sie lieben dich", versuche ich ihn zu beruhigen.

Es ist der fünfundzwanzigste Dezember. In den letzten drei Wochen hat er große Fortschritte gemacht. Einen Tag haben wir sogar meine Idee mit der neuen Frisur umgesetzt. Und nun ist es soweit. Wir versuchen einen riesigen Schritt. Ich weiß nicht, wer da sein wird, aber auf jeden Fall sein Dad und seine Mum und die Erinnerung. Ginny hatte noch überlegt, ob sie kommt. Ich ziehe George leicht in die Richtung des Fuchsbaus. Er rührt sich nicht vom Fleck, als wäre er mit dem Boden verwurzelt.

Ich drehe mich zu ihm um. „Sieh mich an, George", sage ich und er richtet seinen Blick auf mich, „Immer, wenn du dich unwohl fühlst blickst du mir jetzt in die Augen, okay?"

Die Idee hatte eigentlich er, aber jetzt ist es nötig, ihn daran zu erinnern. Denn meine Augen kennt er nicht von damals, sie gehören zu einem neuen Abschnitt seines Lebens. Der Doktor im St. Mungo, der George jetzt betreut, hat gesagt, er solle immer, wenn er riskierte abzustürzen, an etwas von jetzt denken. Etwas Neues. Etwas wie mich.

Er nickt, beugt sich herunter und gibt mir einen sanften Kuss. „Danke...", murmelt er.

Nun zieht er mich hinter sich her. Vor der Tür zögert er. Mindestens fünf Minuten. „Soll ich?" Er schüttelt den Kopf und klopft. Er atmet tief durch. Wir haben uns nicht angemeldet, da wir uns unsicher waren, ob wir es durchziehen. Jetzt stehen wir hier.

Ich halte den Atem an. Die Tür wird aufgeschlossen. Ich höre Stimmen von drinnen.

„Wer kann denn das jetzt noch sein? Hast du jemanden eingeladen, Arthur? Jemand ande..." Mrs Weasley blickt nach vorne. Scheint kurz davor umzukippen. Sie lässt ihren Blick ungläubig hinauf und hinab an George wandern, dann bricht sie in Tränen aus und drückt George fest an sich. Ich halte seine Hand fest, während er die andere um seine Mutter legt. Er zittert noch immer und er weint. Wenn er weint, muss ich auch weinen. Es ist fast so, als wären unsere Gefühle ineinander verflochten.

„Was ist denn hier...", fragt jemand anderes und kommt in den Flur gestolpert, „Bei Merlins heiliger Unterhose. Ich denke ich träume", murmelt Ron. Hinter ihm taucht Hermine auf. Sie ist also auch hergekommen.

Mrs Weasley löst sich von George. „D... Das ist Megan", ist das erste, das George sagt.

Ich fühle mich ganz und gar nicht wohl. Überhaupt gar nicht, aber was soll ich machen? Ich stolpere in den Flur herein und sehe, wie nach und nach alle Familienmitglieder der Weasleys in den kleinen Flur stolpern und dann wären da noch Harry, Hermine und Fleur.

„Meine Güte, Megan, du bist groß geworden", sagt Ginny scherzhaft und umarmt mich. Sie zittert. Das spüre ich. Doch sie will ihre Gefühle nicht offenlegen. Dafür ist sie... Einfach zu Ginny.

Ich lache leise. „Jaah, lang nicht gesehen", entgegne ich, „aber ich denke, ich bin hier erstmal nicht so wichtig."

Als nächstes nickt Ginny und fängt ganz überraschend an zu weinen und fällt ihrem Bruder um die Arme. Dieser lässt meine Hand los und hält seine kleine Schwester fest.

Weil wir noch leben (Harry Potter / George Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt