Momente.

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,,..Und wir sehen uns dann nächstes mal, tschüüüüss!",sagte ich und beendete die Aufnahme.
,,Oke kommst du später noch?",fragte Rewi.
,,Ne heute nicht mehr.",sagte ich.
,,Komm schon, du warst voll lange nicht mehr hier.",sagte er.
,,Nee ich..",fing ich an.
,,Kooomm.",flehte er mich an.
,,Ja, ich guck mal ob ich noch vorbei komme, bin müde.",sagte ich.
,,Okaaay! Tschüss!",rief er.
,,Tschüss.",rief ich ebenfalls.

Dann legte ich auf.

Ich legte mir die Hände auf mein Gesicht und ging mir durch die Haare.
Dann stand ich auf und setzte mich auf mein Sofa.
Ich war zwar wirklich müde, aber nicht Einschlaf müde, sondern einfach müde,erschöpft.

Ich guckte zu meiner Zimmer Tür, davor lagen noch die Scherben eines Glases, welches ich bevor Rewi mich anrief, dagegen geschmissen hatte.
Es gab Momente am Tag an denen ich einfach irgendwas umwarf,zertrat oder gegen die Wand warf.
Ich weiß nicht genau wieso ich das mache, es gibt einfach Momente in denen ich das muss.
Wie ich mich auch manchmal selbst verletzte, ich habe plötzlich den Drang meine Hand gegen die Wand zu schlagen, mir auf den Arm zu schlagen, meine Finger in meinen Arm zu bohren und manchmal habe ich auch das Verlangen Rasierklingen über meinen Arm zu ziehen, manchmal auch mit Druck.

Ich bin in dem Moment in dem ich diese Dinge tue nicht komplett da, ich mache es einfach, oft lange und viele Dinge nacheinander.
Danach setze ich mich oft auf mein Bett und verzweifle daran.

Meine Freunde wissen nicht das ich diese 'Momente' habe, sie wissen eigentlich nichts.
Klar, manchmal haben Sie gefragt was ich für blaue Flecken an der Hand hatte, aber ich sagte dann oft einfach 'longboard'.
Bei meinen Freunden versuchte ich einfach nur Normal zu sein und nicht der Psycho der ich eigentlich war.

Ich stand von meinem Sofa auf und nahm das zerbrochene Glas in meine Hand. Ich sammelte die einzelnen Scherben auf und sah mir die einzelnen Teile wenige Sekunden an.

Ich hab versucht hier in Köln nochmal ganz von vorne zu beginnen, diese scheiß Vergangenheit hinter mir zu lassen und einfach ein normales Leben zu führen.

Wow Felix, wie normal dein Leben geworden ist.

Ich hasse es, jeden Tag die selbe scheiße.
Gedanken, Gedanken, Bilder und Gedanken!
Immer wieder die selben Gedanken und Bilder!
Szenarien, Wörter und stimmen die nach mir schreien, die mich anschreien.
Immer das selbe.
Jeden Tag, jede Minute Gedanken, Szenarien, Bilder, Wörter und Stimmen.
Scheiß Wut,Angst und Verzweiflung.
Scheiß Verzweiflung in dieser Welt.
Wie oft hab ich mich gefragt ob ich mich nicht einfach umbringen sollte um diese dauerhaft wiederholenden Bilder und Gedanken zu vergessen!
Ich kann das nicht mehr!
Ich Kanns nicht mehr!

Ich stand auf,öffnete meine krampfhaft zu Fäusten geballte Hand und ließ die roten Scherben fallen, die sich zuvor in meine Haut gebohrt hatten und tiefe blutende Schnitte hinterließen und schlug mit voller Kraft gegen die Tür.

,,Ich Kanns nicht mehr!",schrie ich.
,,Verpiss dich! Verpiss dich einfach!",schrie ich.
Ich schlug nochmal mit so stark ich konnte gegen die Tür.
,,Hör auf verdammte scheiße lass mich in Ruhe!",schrie ich.
,,Lass mich hier raus!",schrie ich.
Wieder schlug ich gegen die Tür.
,,Hör auf!",meine Stimme brach beim letzten Wort ab.
,,Verdammt.",sagte ich leise.
Ich setzte mich auf den Boden, zog meine Beine an und weinte.

Verdammt wie ich dieses Leben hasse.

Und ja, das war einer dieser Momente die sich 1000 mal am Tag abspielten.

Nach einiger Zeit öffnete ich meine Hand, die komplett voller Blut war.
Ich stand auf und ging ins Bad.
Wusch meine Hände, die das Wasser rot färbten. Wusch mein Gesicht, welches rote Stellen von meiner Hand hatten.
Die eine Hand war von schmerzvollen tiefen schnitten übersähet, welche nicht aufhörten zu bluten. Die andere tat unglaublich weh, ich konnte sie nicht richtig öffnen und schließen, konnte sie eigentlich gar nicht mehr bewegen.
Vielleicht hatte ich sie mir geprellt.

Ich machte einen Verband um meine linke Hand um das bluten zu stoppen, auch wenn es für mich okay wäre daran zu verbluten.
Die andere ließ ich einfach so, keine Lust auf fragen.
Besser bleib ich ein paar Tage hier.
Besser schließ ich mich hier ein, schalte mein Handy aus und isoliere mich von der Welt.
Auch wenn ich es nicht ohne hin schon bin.

Plötzlich wurde mir schlecht und ich bückte mich übe die Toilette.
Ich würgte einige Male bis ich mich übergab.
Auch das passierte manchmal.

Ich spülte ab und wusch meinen Mund aus.
Meine rechte Hand zu bewegen war fast unmöglich, sie tat bei jeder Bewegung weh. Was sollte ich machen wenn sie gebrochen war.
Ich kann damit nicht zum Arzt.
Aber ich konnte sie einfach nicht mehr richtig bewegen.
Ich legte meine Hand in meine Pullover Tasche und hoffte es wäre nicht langfristig.

Ich hörte mein Handy aus meinem Zimmer klingeln.
Ich nahm es mit der linken Hand, auch wenn die Schnitte darin brannten.
'Rewi' stand auf dem Display.
Sollte ich ran gehen?

,,Hey..",ich versuchte sicher zu klingen.
,,Halloo Felix! Kommst du jetzt noch oder nicht?",fragte er.
,, ich weiß nicht.",sagte ich.
,,Ist alles okay?",fragte er besorgt.
,,jaja, kannst du zu mir kommen? Keine Lust zu fahren.",log ich,
,,Ja kann ich machen.",lachte er.
,,Ok dann bis gleich.",sagte ich.
,,Jaa.",sagte er.

Dann legte ich auf.

Ich stand auf und versuchte mit einer Hand die Scherben ein zweites Mal aufzuheben.
Nach ein paar Minuten hatte ich sie dann weggeschmissen.
Ich verstaute die kleine Schachtel mit den Rasierklingen, die auf meinem Bett lag, in meinem Schrank und versteckte die Schlaftabletten, die ich nahm wenn es mir besonders scheiße ging, unter dem Kissen.

Fassade | Felix HardyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora