Mauer.

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Lächeln.
,,Du siehst scheiße aus",sagte Rewi, was mich dazu brachte nur ein kurzes falsches lachen von mir zu geben.
Er trat an mir vorbei in die Wohnung und analysierte diese. Ich setzte mich aufs Sofa im Aufnahmezimmer, er an den Schreibtisch. ,,Sorry wegen letztens",sagte er kurze Zeit später. ,,Was meinst du?",gab ich gespielt verwundert zurück. ,,Mit den Schlaftabletten",antwortete er. ,,War übertrieben von dir",sagte ich und lachte.
Fassade aufrecht erhalten.
,,Naja. Wieso hattest du die überhaupt?",fragte er. ,,Hab ich dir doch schonmal erklärt, ich kann manchmal nicht schlafen, normal halt",erklärte ich.
,,Ja war etwas übertrieben von mir",sagte er.
Ich nickte, aber innerlich staute sich Wut auf, Wut auf mich.
,,Warte, wieso bist du hier?",fragte ich.
,,Wollte nur mal gucken was du so machst",sagte er.
,,Vertraust du mir nicht?",fragte ich.
,,Was meinst du?",fragte er.
,,Du machst es schon wieder, du übertreibst Rewi!",antwortete ich.
Rewi schaute mich perplex an.
,,Ich bin 19, ich komme allein klar. Ich brauche keinen Aufpasser ich bin vollkommen okay, ok?",zischte ich.
,,Sorry ich wollte dich fragen ob du mit zu mir willst, ne Runde Master Builders aufnehmen, aber wie du willst",sagte Rewi und stand auf.
,,Sorry aber diese Aktion mit den Schlaftabletten ging mir etwas auf den Sack",atmete ich schwer aus um meine Wut unter Kontrolle zu bringen.
,,Ich mache mir halt manchmal Sorgen um meinen Besten Freund",rechtfertigte er sich.
,,Meine Fresse du brauchst dir keine Sorgen machen!",schrie ich ihn an.
,,Brauch ich nicht?! Stimmt! Hätte ich mir keine Sorgen gemacht würdest du jetzt verprügelt in deinem Zimmer sitzen mit deinem alkoholisierten Vater hier! Sorry das ich mir Sorgen gemacht hab, dir würde es so viel besser gehen!",schrie er.
,,Ich bin dir dankbar dafür, aber jetzt reicht es! Ich bin OKAY! Es ist VORBEI!",schrie ich zurück.
,,Ja? OKAY dann kann ich ja gehen! Aber erwarte nicht das ich zurück komme!",schrie er.
,,Du brauchst ja auch nicht wieder kommen! Mir geht es GUT",schrie ich und zeigte auf die Tür.
Rewi drehte sich um und schloss mit einem lauten Knall die Tür.
Meine Augen schlossen sich und ich ließ mich auf den Boden sinken.
Er hatte es nicht verdient angeschrien zu werden. Das hatte nur ich.
Ich scheiß dummer Hurensohn. Der es nicht einmal schafft seine Fassade aufrecht zu erhalten. Die einfache Aufgabe dafür zu sorgen das sich niemand Sorgen macht. Aber nein. Alles geht in die Brüche. Die mir Sicher scheinende Mauer zerbricht, sodass mein Kopf sie sicherer bauen will. Mein Kopf will sich isolieren. Mich isolieren.
Mein Kopf hat Angst, Angst das Licht in die Dunkelheit tritt. Angst das meine Fassade zerbricht, der Jahre lange Plan nach einem normalen Leben zerbricht.
Funkelnde Tränen flossen meine leblosen Wangen herunter, tropften auf meine kalten Hände und endeten auf dem Boden. Jede Träne singt eine Melodie, so lieblich das es mir Kopfschmerzen bereitet. Die Tränen wollen lügen, doch meine Mauer bricht. Warme, brennende Tränen fließen über meine kalten Wangen, hinterlassen Narben. Jede ihre Wahrheit spricht, sodass ich mich verschließen will. Könnte mich jetzt jemand sehen, wie kraftlos ich hier sitze, gott ich würde zerbrechen.
Meine Fassade schwer wie Stein, voller Lügen, voller Lachen, mein Schutz. Meine Mauer.
Langsam zerbricht sie, langsam tritt die Schwärze nach außen, die ich Jahre in mich hinein fraß.
Ich will das nicht.

Fassade | Felix HardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt