Schmerzen.

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Für einen Moment waren die Stimmen Still.
Die Gedanken verstummten.
Es fühlte sich so normal an, das ich es wagte zu denken, es würde bleiben.
Doch unmittelbar danach kam es wie ein Schlag über mich.
In dem Moment als Rewi die Tür hinter sich schloss fühlte ich mich leer.
Außen war alles Still, aber in meinem Kopf begann es zu schreien.
Ich fühlte mich wie gefangen in meinem Kopf.
Ich wollte schreien, aber mein Mund blieb zu.
Auch wenn Rewi nur kurz zu Dner hoch ging um eine Speicherkarte zu holen, fühlte es sich plötzlich so leer an.
Und ich wollte nicht daran denken, aber war es nicht offensichtlich?

Ich bin verloren.

Egal wir sehr man mich ablenkte, sobald die Ablenkung aufhörte, sobald ich allein war, starb ich.
Es gab keinen Ausweg mehr.
Am liebsten wollte ich schreien, komm zurück, setzt dich neben mich, bring mich zum lachen.
Ich will mich nicht so fühlen.
Aber ich konnte nicht.
Ich saß auf dem Stuhl vor Rewis Schreibtisch und ich hatte Angst.
Angst das dieses Gefühl, dieser Zustand für immer bleiben würde.
Selbst wenn mein Vater nie wieder kommen würde, die Vergangenheit steht hinter mir, sie verfolgt mich.
In der Nacht und am Tag.
Mein Leben ist geschrieben und ich kann nichts mehr ändern.
Sobald ich allein bin, ich Zeit für Gedanken habe, hüllt die Dunkelheit mich ein.
Sie zieht mich zurück in ein Loch.
Naja vielleicht bin ich auch schon seit 7 Jahren in diesem Loch, und manchmal kommt so eine Art Licht, welches mir Hoffnung gibt, mich ablenkt und dann in die Fresse schlägt.
Ich komme aus diesem Loch nicht mehr raus.
Es ist zu tief.
Ich sollte mir keine Hoffnung mehr machen, nicht mehr auf das Licht warten, nicht mehr auf das Licht hören.
Im Endeffekt schmerzt es sobald es dunkel wird mehr.
Und diesen Schmerz will ich mir nicht antun.
Ich sollte allein sterben, am besten sofort.
Ich will nicht mit Schmerzen leben.
Mit Schmerzen, in einem Loch, allein, mit Erinnerungen an die Vergangenheit.
Jede Erinnerung schmerzt.
Ich will keine Flashbacks haben.
Die mir jedes mal wieder zeigen wie nutzlos, Scheiße und allein ich bin.
Die mir zeigen wie gut man mich anschreien, schlagen und quälen kann.
Ich will keine Flashbacks von Selbstmord versuchen.
Die mir zeigen das es nicht geklappt hat diesem unendlichen Loch, dieser Dunkelheit zu entfliehen.
Die mir zeigen wie sehr ich es versuchte, aber es nicht klappte.
Die mir zeigen wie groß der Schmerz war, als ich erkennen musste das ich noch lebe.
Oh mein Gott dieser Schmerz.
Dieser Schmerz ist so unvorstellbar.
Die Erkenntnis dass der Versuch sich das Leben zu nehmen, der Versuch nur einmal Kontrolle zu haben, der einzige Ausweg, nicht funktionierte.
Die Augen nach einem Selbstmord Versuch zu öffnen, fühlt sich so surreal an.
Man hat seine letzte Kraft da hineingesteckt, seine letzte Hoffnung dem ganzen zu entfliehen, den letzten Wunsch dort hinein investiert, um dann die Augen zu öffnen und zu hören,

Du kommst hier nicht raus, du bist gefangen in diesem Loch, du hast keine Kontrolle.

Der Schmerz ist so unvorstellbar.

Ich kauerte mich auf dem Stuhl zusammen.

Wenn ich hier raus will,
dann ohne Risiko wieder aufzuwachen.

Ich will sterben.
Bitte verhindere es nicht.

Rewi kam ins Zimmer und setzte sich neben mich an den Schreibtisch.
,,Alles okay?",fragte er.
Ich nickte kurz.

Wenn ich nicht allein bin muss ich normal wirken, eine glückliche Fassade zeigen.
Ich will nicht das sie mich retten.
Ich will doch nur raus aus diesem Loch.
Ich will meine Augen danach nicht mehr öffnen.
Sie dürfen nichts ahnen.
Es schmerzt zu wissen dass ich mich nicht verabschieden darf.

Besser so.

Fassade | Felix HardyWhere stories live. Discover now