13. Ich fühlte mich verraten...

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,,Tief durchatmen. Sie finden mich nicht, sie finden mich nie. Ich muss mich nur verstecken und mal wieder für eine Gewisse Zeit mein Aussehen ändern." Leise redete ich mit mir selbst, presste mich gegen die Mauer hinter mir und wartete. Es war schon eine weile her, seit ich in so einer Situation war. Zum einen, da ich mich sonst schnell genug aus dem Staub machte und zum anderen, da ich schon lange niemand mehr so sehr verletzt hatte. Erst jetzt wurde es mir bewusst, zu lange war ich nicht mehr ich selbst gewesen und es fühlte sich gut an. Das Adrenalin wurde durch mein Blut gepumpt, es gab mir genau das, was mir fehlte. Es fühlte sich gut an. Für andere reichten Achterbahnen, doch für mich wäre das nur etwas, wenn es sich um die gefährlichste Achterbahn der Welt handelte und das dann auch nur ohne Sicherheitsbügel - unglaublich Lebensgefährlich und ich würde mit großer Wahrscheinlichkeit drauf gehen, aber niemand anderes würde es machen.

Die Sirenen der Polizeiautos wurden lauter, dann fuhren sie an der Gasse vorbei, in der ich mich befand. Kurz darauf verstummten die Geräusche der Autos und die Geräusche von aussteigenden Personen waren da. Autotüren wurden zu geschlagen und Polizisten gingen in Richtung Schulgebäude. Heimlich beobachtete ich sie aus meinem Versteck, mit wild klopfendem Herzen. Schließlich waren sie aber alle im Gebäude verschwunden und ich konnte mich aus der Gasse trauen. Leise schlich ich raus, sah mich nochmal um und mischte mich dann unter die Leute. Sie achteten nicht auf mich und so lange ich mich nicht wie eine Kriminelle verhielt - die ich trotz allem noch war und immer sein werde - würden sie nicht auf mich achten. Ich könnte mich in Sicherheit bringen, bevor man nur mit der Suche beginnen könnte.

Ich war schon eine ganze weile unterwegs, fühlte mich schon sicher, doch da kamen sie. Laut waren ihre Sirenen hinter mir zu hören, die Menschen um mich herum machten Platz um sie durch zu lassen und ich tat es ihnen gleich, wie man es in meinem Fall tun sollte. Eigentlich müsste ich unauffällig sein, wie eine Nadel im Heuhaufen, doch sie sahen mich. Einer der Polizisten entdeckte mich und sie hielten an. Direkt vor mir stiegen sie aus, kamen auf mich zu und kreisten mich ein. In all der Zeit, hätte ich noch abhauen können, doch ich nutzte meine Chance nicht. Stattdessen war ich unter Schock, unfähig mich zu bewegen. ,,Freya Bond, kommen sie bitte mit uns!" Einer der Polizisten sprach zu mir. Seine Stimme war rau und gleichzeitig auch unglaublich charmant. Es kam mir bekannt vor und als ich den Blick hob, um zu sehen, zu ob ich den Polizist auch wirklich kannte, blieb mir fast das Herz stehen. Ich fühlte mich verraten, niemand würde mir glauben, wenn ich ihnen davon erzählen würde. Grace, Dana, Anton, Max und Leon - meine Gang - würden mir nicht glauben, dass David uns verraten hatte. Er ging zum Feind über, ohne mich darüber zu informieren und nun behandelte er mich, als würde er mich nicht kennen. Er war ein Feigling! Es ließ sich nicht anders beschreiben. Hasserfüllt sah ich den braunhaarigen vor mir an. Auch wenn er sich die Haare geschnitten hatte und wie so einer dieser schleimigen Verräter zurück gelte, waren seine Augen die selben, niemals würde ich sie vergessen!

,,Verräter!", zischte ich. Verachtung war in meiner Stimme zu hören, tonnenweise Verachtung. Noch nie hatte ich jemanden so sehr gehasst, wie ihn gerade. Es gab so viele Menschen, die ich verachtete, doch keiner von ihnen kam auch nur im entferntesten an David ran. Er hatte sich mein Vertrauen erschlichen um mir dann hinterhältig das Messer in den Rücken zu stechen. ,,Sie haben das Recht zu schweigen.", meinte die Frau in der Runde, kam auf mich zu und begann mich abzutasten, nach Waffen und sonstigen Dingen, mit denen ich jemand verletzen konnte. Währenddessen verschwanden die umstehenden Personen. Manche schüttelten angeekelt ihre Köpfe, vor allem ältere Leute. Vermutlich würden sie sich bald über die heutige Jugend beschweren, die ja alle so unglaublich schlimm wären und nichts außer saufen, Party machen und Drogen im Sinn hätten. Bei mir hätten sie ja recht, aber wenn sie schon über so etwas redeten, sollten sie nicht über alle so denken, sonst verspotteten sie die wahren Übeltäter.

Nachdem man mir das Messer, das Handy, einen Stift und meine Schlüsseln abgenommen hatte, wurde ich in eines der Autos gedrängt. David hatte mir die Handschellen angelegt und zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er mich kannte. So verlief die Fahrt im Polizeiauto auch schweigsam, deshalb und weil noch eine Polizistin im Auto saß. Ich starrte einfach nur aus dem Fenster, mit den Händen hinter meinem Rücken gefesselt. Dabei achtete ich nur auf die vorbei ziehenden Bäume, Autos und Passanten, die größtenteils interessiert zu mir ins Auto sahen. Ihre Blicke interessierten mich nicht, denn sie waren alle unwichtig, uninteressant und passten sich so unglaublich seltsam dieser selbstlosen Gesellschaft an, so sollte sie zumindest sein. Im Grunde dachte doch jeder an sich und das Prinzip der Welt hatte sich geändert. Zumindest würde ich es so bezeichnen und wenn man von mir erwartete, dass ich mich an so etwas anpasste, dann hatten sie unrecht! Sie hatten womöglich recht damit, dass Töten falsch war und auch Diebstahl, aber wenn ich Arbeiten ginge und die Schule besuchen würde, wie jeder andere, dann wäre es der erste Schritt, um sich an die Gesellschaft anzupassen und sie würden mich mit ihren Methoden für sich gewinnen. Das machten sie mit jedem und jeder der sich darauf einließ war dumm, den entweder merkten sie es nicht, oder sie hielten es für das beste und da wäre die zweite Möglichkeit noch die schlimmste von ihnen.

Am Polizeirevier angekommen wurde ich aus dem Wagen begleitet. Sie mussten aber auch immer auf mich achten und konnten mich keinen Moment allein lassen. Damit hatten sie zwar nicht unrecht, doch es erschwerte mir das entkommen sehr und seien wir mal ehrlich: Ich würde es versuchen, auch wenn es mir nur noch mehr Ärger einbringen würde.

Hier ist wieder ein neues Kapitel. Gerade, wenn ich das hier schreibe, ist es 02:09 Uhr Nachts. Immer in den Ferien Nachts wach und Tagsüber schlafen, vermutlich machen das viele. Naja, wie auch immer. Voten und Kommentieren wäre super.






Runaway GirlWhere stories live. Discover now