38. "Fluchttier"

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Das war doch total albern! Was er gesagt hatte konnte einfach nicht stimmen! Das klang einfach so seltsam, so absurd... so seltsam, dass es sich kaum ein Mensch einfach nur ausdenken konnte. Was war nur passiert, dass alles so außer Kontrolle geraten konnte? Ich fühle mich einfach nur leer, als hätte ich gerade alles verloren. Als wäre der Zug meines Lebens mit Vollgas entgleist und gegen irgendeine Brücke, Mauer oder was auch immer gefahren.

Komplettschaden - keine Überlebenden.

So lautete der Bericht in meinem Kopf. Vielleicht ähnelte es auch eher einem Chaos in meinem Kopf. Verzweifelt versuchten die kleinen Männchen darin die Erinnerungen an früher zu finden, oder irgendeine Möglichkeit das alles logisch zu sehen. Sie zogen wahllos Schubladen auf, schütteten Kisten aus und schmissen alles herum. Einer entfachte aus versehen in dem ganzen durcheinander ein Feuer, dass sich immer weiter ausbreitete. Die Männchen rannten noch mehr herum und versuchten zu retten, was noch zu retten war, doch es war schon zu spät und mein Gehirn schien komplett den Geist aufzugeben.

Langsam lehnte ich mich zurück. Ich spürte das weiche Polster des Sofas in meinem Rücken. Die Couch schien sich perfekt an meinen Körper anzupassen. Genau das brauchte ich jetzt. Ich schloss die Augen, um dieser seltsamen und viel zu komplizierten Welt zu entkommen. Tief durch atmen. Meine Atemzüge wirkten so ungleichmäßig, viel zu gehetzt. Ich versuchte gleichmäßiger zu atmen, doch es ging einfach nicht. Immer wenn ich versuchte langsamer zu atmen, dann schien meinen Lungen der Sauerstoff zu fehlen. Bildete ich mir das mit meiner Atmung womöglich nur ein?

Am liebsten würde ich wieder einmal weg rennen. Wenn wunderte das noch? Es sollte schon ziemlich bekannt sein, dass ich weg rennen ziemlich gut konnte. Also wenn es eines war, was ich in meinem Leben gelernt hatte, dann war es vor Problemen weg zu rennen. Diesmal stellten sich mir jedoch meine eigenen Füße in den Weg. Ich konnte schlecht rennen, wenn ich vor kurzem noch in Scherben stand. Tja, vielleicht musste das jetzt so sein. Mein Leben mochte mich einfach nicht, zumindest sah ich gerade nichts gutes daran nicht weg zu kommen. Womöglich würde sich noch etwas Gutes zeigen, doch ich war so eine Art "Fluchttier" und wenn mir die Möglichkeit der Flucht genommen wurde, dann fühlte ich mich einfach nur hilflos, als würde mich niemand mehr brauchen (was sowieso nie der Fall zu sein schien, aber könnte ja auch mal sein, es soll ja noch Wunder geben).

Ich merkte, wie die Blicke auf mir lagen. Konnten sie jetzt nicht einfach weg gehen? Konnten sie mich nicht einfach in ruhe lassen? Merkten sie den wirklich nicht, dass ich jetzt in ruhe gelassen werden wollte? Scheinbar nicht, denn das Gefühl angestarrt zu werden ging einfach nicht weg. Sie schienen darauf zu warten, dass ich etwas sagte. Ein einziges Wort würde womöglich reichen, doch ich sagte einfach nichts. Ich wollte, dass sie alleine merkten, dass sie störten, auch wenn es wohl ziemlich dumm war. Meine Logik musste man nicht verstehen.

Ich versuchte irgendwie weg zu driften, in eine andere Welt. Ich versuchte wirklich alles um mich herum auszublenden, doch es ging nicht. Das lag nicht einmal daran, dass mein Bruder und Simon mich weiter anstarrten. Es lag eher daran, dass mir Simons Gesicht nicht aus dem Kopf gehen wollte und ich wusste, dass ich ihn sehen würde, wenn ich einfach nur die Augen öffnen würde. Ich hatte schon immer so einen seltsamen Drang danach Jungs durch die Haare zu wuscheln, wenn sie lange Haare hatten und seine sahen so unglaublich flauschig aus. Zumindest diese Flauschigkeit musste ich sehen. Auch wenn das ganze nicht zu dem passte, was ich eigentlich über ihn dachte, konnte ich einfach nicht leugnen, dass seine Haare wirklich toll waren.

Irgendwann öffnete ich dann doch wieder die Augen. Langsam wurde es wirklich unangenehm, vor allem, da ich einfach nicht einschlafen konnte und wow, sie saßen immer noch da. Irgendwie wunderte es mich ja nicht, schließlich hatte ich auch damit gerechnet. Gleichzeitig wäre ich, wäre ich an ihrer Stelle, vermutlich einfach gegangen. Oder ich behauptete hier Dinge über mich, die ich dann doch nicht getan hätte. Nicht mal ich selbst konnte das so genau sagen, ich wusste einfach selbst nicht mehr, wer ich nun wirklich war.

Nun auch endlich wieder ein Kapitel und ja, der Part mit den Haaren musste einfach sein XD Hoffentlich gefällt euch der Kapitel und der seltsame Teil hat euch nicht abgeschreckt. Wie auch immer. Votes und Kommentare würden mich wie immer sehr freuen und damit bis zum nächsten Kapitel.

Runaway GirlWhere stories live. Discover now