Der Jäger

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Ruzu tastete die Wände im Tunnel um ihn herum ab und hoffte so, irgendeinen Schalter zu betätigen, der die Tür wieder öffnen würde. Doch er konnte gar nichts erkennen, für ihn schien alles hoffnungslos. Er stolperte tiefer in den Tunnel hinein und suchte alles nach einem Fackelständer ab, den er entzünden konnte, doch er fand nichts dergleichen. Schliesslich murmelte er ein paar Worte und auf seiner Handfläche entzündete sich eine kleine Flamme, die er anschliessend in den weiterführenden Gang warf. Die Flamme flackerte einen Moment auf und er sah, dass der Tunnel noch viel tiefer hineinging. Die Wände waren matt und ohne irgendeine Möglichkeit, eine Fackel entzünden zu können. Ruzu konzentrierte sich auf seine Magie und noch einmal erschien eine Flamme auf seiner Handfläche. Sie war diesmal um vieles grösser und leuchtete hell auf.

Mehrere Stunden waren vergangen und Ruzu ging immer noch tiefer und tiefer in den Stollen hinunter. Trotz seiner Flamme auf der Handfläche war ihm kalt. Das einzige Geräusch, das er zu hören bekam, waren seine eigenen Schritte, die ihm wegen der Stille äusserst laut wirkten. Ruzu ging noch weitere Stunden und er wurde müde. Die Magika, die er brauchte, um die grosse Flamme zu erhalten, war fast aufgebraucht. Er musste sich erholen.

Erschöpft liess er sich nieder und lehnte sich an die Wand. Er blickte einmal hin und zurück, um sicherzustellen, dass er alleine war, dann ging die Flamme aus.

Wir haben keine Zeit für solche Pausen, sagte eine Stimme plötzlich. Ruzu neigte den Kopf und grinste, als hätte er diese Worte erwartet.

Ich kann nicht endlos lange mit einer Flamme in der blossen Hand hier herumirren. Das weisst du doch. Auch will ich nicht im Dunkeln weiter gehen. Es ist gefährlich.

Wir müssen aber trotzdem weiter. Wenn du so schlapp machst, finden wir den Kristall nie. Manchmal zweifle ich wirklich daran, dass du wirklich der Auserwählte bist.

Ruzu erhob sich langsam und schnallte sich das Schwert enger zu. Er lächelte müde.

Dir ist ja selber klar, dass es keinen Besseren gibt als ich. Anstatt zu warten, könntest du mir doch helfen, oder nicht? Niemand kann ewig lang ununterbrochen Magie anwenden.

Die Stimme in seiner Seele murrte.

Du bist jetzt zu erschöpft, um mich rufen zu können, meinte Shaydoren.

Nicht ganz, sagte Ruzu. Shay, gib mir deine Augen!, forderte er. Ruzu wartete gespannt. Ein Schweigen trat ein.

Nicht wenn du so unhöflich fragst, sagte er stur. Ruzu verdrehte die Augen.

Shay, du hast gesagt du würdest sie mir leihen, in Notfällen!

Ruzu wartete gebannt auf eine Antwort, doch nichts kam. Er hielt die Arme verschränkt und tappte ungeduldig mit seinem Fuss auf dem Boden. Schliesslich sagte er: Shaydoren, bitte leihe mir deine Sicht. Bitte...

Auf einmal wurde alles hell um ihn herum und es war alles klar und deutlich zu erkennen. Erstaunt schweiften Ruzus rot leuchtende Augen den Tunnel entlang und tief im Inneren erkannte Ruzu ein grosses Tor. Die Wand war glatt und an der Decke waren viele Muster, Zeichen und Schriften zu erkennen. Ruzu erwartete, irgendwelche Nagetiere oder Insekten und Spinnen zu sehen, die am Boden umherhuschten, doch da waren keine. Es gab auch einen guten Grund, wieso. Ruzu kam zum Tor an, und hatte sich inzwischen schon erholt. Das Tor war mit goldenen Mustern und Statuen umrahmt. Alles in allem war es ein prächtiger Anblick. Hinter dem Eingang befand sich eine grosse Halle, die aber weniger geschmückt war. Es gab viel mehr Schriftzeichen, die Ruzu nicht verstand, als goldene Statuen. Riesige Säulen ragten bis zur hohen Decke empor. In der Mitte der Halle befand sich ein grosser, runder Tisch. Er war aus grauem und mattem Gestein. Vorsichtig trat Ruzu herein. Seine Schritte hallten im ganzen Saal. Ruzu hörte ein leises Bröckeln und hielt inne. Das Geräusch verstummte, doch Ruzu rührte sich nicht vom Fleck. Er wusste, er war nun bei seinem Zielort angelangt. Das Bröckeln wurde lauter und es war noch ein lautes Kratzen zu hören. Ohne zu zögern, zog Ruzu sein Schwert. Beim Herausziehen glänzte es magisch auf, auch wenn Ruzu sich im Dunkeln befand. Ruzu trat einen Schritt vor und sein Fuss berührte eine schwere Platte, die tiefer in den Boden hineingedrückt wurde. Eine grosse Steinwand fiel mit einem lauten Knall herab und blockierte den Eingang. Ruzu fluchte leise. Schon wieder war eine Tür unerwartet hinter ihm zugegangen.

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⏰ Last updated: Jan 16, 2016 ⏰

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