Dodici.

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„Flames they licked the walls.

Tenderly they turned to dust all that I adored." –Things we lost in the fire

***

Draußen wehte mir ein kalter Wind entgegen. Wenigstens hatte ich an meinen dicken Schal von Zara gedacht. Ich liebte solche Schals über alles und dann habe ich mich irgendwann dazu entschlossen, mir einen dickeren zu holen, von dem ich im Winter mehr habe. Im Moment hatten wir aber noch Ende Oktober, die Bäume fingen schon an die bunten Blätter fallen zu lassen. Prinzipiell war der Herbst eine schöne Jahreszeit, allerdings konnte ich auf den ständigen Regen auch verzichten.

Ich holte mein Handy heraus und suchte in Google Maps nach der nächsten Haltestelle, die auch nicht so weit weg war, weshalb ich diese nach 5 Minuten suchen gefunden hatte. Auf dem Plan stand, dass der Bus in 7 Minuten hier halten würde, also setze ich mich auf die braune Parkbank an der Haltestelle. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, da mir dann doch noch etwas kalt war. Notiz an mich: Beim nächsten Mal einen dickeren Pullover anziehen.

Es stellte sich heraus, dass der Bus zwei Minuten zu früh kam, also musste ich gar nicht so lange in der Kälte stehen. Ich hatte mir vorher schon ein 2-Tage Ticket für alle Sightseeing Busse gekauft, welches ich jetzt zum ersten Mal benutze. Das gute an solchen Bussen war, dass man einfach an irgendeiner Haltestelle aussteigen konnte, um sich die Gegend oder auch die Sehenswürdigkeit noch mal von nahem anzusehen und dann 'ne Stunde später wieder in den nächsten Bus steigen konnte. Zumal solche Busse alle 10 Minuten an den jeweiligen Haltestellen hielten.

Ich wollte am liebsten ganz vorne sitzen, um wirklich alles zu sehen. Also stieg ich die Treppen in dem Bus nach oben in den „1. Stock" und lief geradewegs auf die Plätze ganz vorne zu. Von etwas weiter weg konnte ich schon erkennen, dass auf der von mir aus linken Seite ein altes Ehepaar saß, auf der rechten Seite war vorne aber noch ein Platz frei.

Ich wurde langsamer und kam schlussendlich vorne an. Auf dem Platz auf der rechten Seite, der am Fenster war, saß schon ein Junge, der ungefähr in meinem Alter sein musste. Er hatte braune, leicht wellige Haare und ebenfalls einen dicken, grauen Schal um. Außerdem trug er einen schwarzen Mantel und war gerade dabei, das „Radio" vorne richtig einzustellen. Ich hatte den Bus gebucht, wo es keinen Live-Kommentar von einer Person gab, sondern wo einem auf diesem „Radio" etwas zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten erzählt wurde.

Der Junge bemerkte mich nicht, aber da ich nicht unhöflich sein wollte versuchte ich ihn mit Winken und einem lauteren „Hallo?" auf mich aufmerksam zu machen, was, wie es sich herausstellte, auch funktioniert hatte. Er sah zu mir herauf und ich grinste ihn blöd an.

„Ist neben dir noch frei?", sagte ich nun. Der Junge nickte ohne Zögern und fügte ein „Ja, ist es. Du kannst dich ruhig setzen." hinzu, was ich dann auch tat. Ich nahm meine Tasche auf meinen Schoß und kramte die Kopfhörer für das Radio heraus, welche wir beim Kauf der Tickets bekommen haben. Dabei fühlte ich mich etwas beobachtet, denn sowohl das Ehepaar neben uns auf den Sitzen als auch der Junge beobachteten mein Handeln genau. Ist es so spannend jemandem dabei zuzusehen, wie er seine Kopfhörer versucht zu entwirren?

Als ich es geschafft hatte die kleinen Knoten zu lösen, steckte ich das Ende des Kopfhörers in meine Seite vom Radio. Der Junge hatte die Sprache schon auf Deutsch gestellt, also musste ich nur noch die Lautstärke richtig einstellen. Nachdem ich fertig war drehte ich meinen Kopf nach rechts zu dem Braunhaarigen, der mich immer noch ansah. Er lächelte und meinte, dass er Leon hieß, woraufhin ich ihm auch meinen Namen verriet. Danach fuhr der Bus weiter und wir saßen schweigend nebeneinander, um dem Radio zuhören zu können.

Die Sightseeing-Tour war echt interessanter, als ich sie erwartet hatte. Man bekam viele Hintergrundinfo zu Berlin und den Sehenswürdigkeiten, außerdem konnte man hier ganz vorne alles perfekt sehen. Ich glaube, dass ich auch relativ gute Fotos geschossen hatte.

Zwischendurch guckte ich auf mein Handy und sah, dass ich zwei Nachrichten auf WhatsApp bekommen hatte. Die eine Nachricht war von meiner Freundin Isabel, die mir ein Foto von sich und Caterina, einer anderen Freundin, geschickt hatte. Die beiden waren im Moment für zwei Tage in Hamburg und auf dem Foto standen sie gerade an der Reeper Bahn. Ich antwortete ihr schnell und ging dann auf den Chatverlauf mit Tim. Von ihm hatte ich eine längere Nachricht bekommen, welche ich mir erst mal aufmerksam durchlas. Und dann gleich nochmal und nochmal, um sicher zu gehen, dass ich mich wirklich nicht verlesen hatte. Ich hatte jetzt erwartet, dass er mir etwas zu den Fußballergebnissen schreiben würde, aber nein.

Ich konnte einfach nicht glauben, was er da für einen Unsinn schrieb.

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A|N

Jetzt geht's loos. Hoffe euch gefällt das Kapitel, die nächsten Teile werden jetzt vom Inhalt her um einiges spannender. Hach, ich freue mich selber voll c:





FLAWS  [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt