Kapitel 17

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Ich renne durch einen Wald vor irgendjemandem weg. Ich weiß nicht wer. Ich erkenne nur eine dunkle Gestalt. Sie ist direkt hinter mir. Sie faselt etwas und lacht krankhaft, was mich sofort zusammen zucken lässt. Ich laufe immer tiefer und tiefer in den Wald, höre Schritte und Äste unter mir knacken. Nach einer Zeit höre ich auf zu rennen und lasse mich an einen Baum herunterrutschen. Ich sitze am Baum angelehnt und weine. Ich weiß, dass ich gleich sterben werde. Es dauert nicht mehr lang. Die Gestalt taucht zwischen den Bäumen auf und ich schaue direkt in ihr Gesicht. Es ist schwarz. Als stecke nichts hinter diesem dunkel braunen Umhang. Es scheint fast so, als will diese Gestalt in meine Seele schauen. Plötzlich erschreckt sie sich und läuft auf mich zu. Direkt auf mich zu, ohne anzuhalten oder mich auch nur anzusehen. Ich halte meine Hände vor meinem Gesicht und warte auf einen zusammen stoß. Aber nichts passiert. Ich nehme meine Hände runter und plötzlich tauche ich in vollkomener Dunkelheit ein.

"Wach auf!", brüllt mich jemand an und schüttelt mich sanft. "Cat!", brüllt diese Stimme nun lauter und schüttelt mich grober. Langsam öffne ich meine Augen. "Du bist wach.", sagt diese Stimme froh und umarmt mich. "Was ist passiert?", frage ich verschlafen und geistesabwesend. "Du hast auf einmal geschrien und getreten und geschlagen. Ich hatte angst.", sagt Drake, "Du bist im Wohnzimmer in Ohnmacht gefallen, mein Engel.". Ich sehe ihn verwirrt an. "Ja, aber jetzt ist ja wieder alles gut.", sagt er heiter.

Ich versuche aufzustehen, aber es funktioniert nicht, weil meine Knochen einfach zu müde sind. "Was brauchst du?", fragt er besorgt. "Ich habe großen Durst.", sage ich mit trockenem Mund. Er springt auf und geht hinaus.

'Ich vermisse Liam irgendwie. Er war immer für mich da und gab mir Kraft. Und jetzt? Jetzt ist er weg und ich habe ihn einfach weg geschmissen, wie ein benutztes Taschentuch. Ich habe ihn dazu noch verletzt. Aber er wollte Jake UND Drake tot sehen. Bei Jake kann ich es verstehen, aber bei Drake? Bei ihm nicht. Er hatte mit all dem, was Liam angetan wurde, nichts zu tun. Stand nur immer da. Aber auch der, der nur daneben steht, ist involviert. Scheiße! Ich hätte von all dem nichts tun sollen. Ich muss Drake hassen für das, was er tat. Ich hasse aber dennoch nur Jake.'.

Ich versuche erneut aufzustehen und dieses mal gelingt es mir auch. Ich laufe so schnell wie meine Knochen es mir erlauben. Was, wahrscheinlich, Zeitlupe sein könnte. Ich gehe ins Badezimmer und suche nach einer Zahnbürste. Schon zu lang habe ich einen komischen Geschmack in meinem Mund. Ich schrubbe mir vier Minuten lang meine Zähne und benutze anschließend die Toilette. Ich wasche meine Hände und lege mich ins Bett.

"Wo bleibt Drake?", fluche ich leise.

Auf einmal geht die Tür auf und ein leises Schreien entweicht mir. Ich blicke ihn an und sowohl Freude als auch Angst machen sich in mir breit. "Hallo, 'beste Freundin'.", begrüßt mich Liam. "L-Liam? Wie hast du ... uns gefunden?", frage ich erstaunt, aber dennoch ängstlich. "Ich habe meine Connections. Sagen wir mal so. Komm mal mit.", sagt er und deutet mit einer Geste, dass ich ihn begleiten soll. "Ich weiß nicht, ob mein Körper das aufstehen mit macht, L-Liam.", sage ich sanft. Er kommt zur mir, hebt mich hoch und trägt mich runter ins Wohnzimmer, um mich dort auf die Couch zu setzen.

Ein Fernseher erscheint aus dem Kamin und zeigt Jake und Drake. Sie sitzen beide in einem Keller. Angespannt schaue ich auf den Bildschirm.

'Der Schrecken hat also doch noch kein Ende. Bitte, Gott, kannst du mich nicht einfach von meinem Leid erlösen? Mich zu meinen Eltern bringen? Endlich dafür Sorgen, dass ich Ruhe habe? Bitte. Ich will, dass das alles ein Ende hat und ich niemanden mehr leiden sehen muss. Ich will nicht wissen, was die beiden Brüder tun müssen. Lass es nichts schlimmes sein. Bitte!'.

Ich merke langsam, wie ich den Tränen immer näher komme. Ich kann sie bald nicht mehr zurück halten. Bald fließen sie einfach los.

"Bist du schon gespannt, was dort bei ihnen passiert?", fragt Liam, welcher seine Hände auf meine Schultern platziert. Ich zucke dabei zusammen. Er flüstert mir ins Ohr:"Es wird viel schlimmer sein, was da drinnen passiert. Physisch werde ich dir nicht wehtun, aber Psychisch schon.". "Lass sie in Ruhe! Bitte.", bettel ich leise. "Keine Sorge. Jemand wird dort rauskommen. Aber wer es sein wird, werden wir sehen, wenn es soweit ist.", er lacht böse. "Wieso Liam?", frage ich mit Tränen in den Augen. "Du tust mir weh und ich dir. Ich dachte ich könnte die vertrauen. Dass das nicht so ist hast du mir ja bewiesen indem du das Messer in meinem Unterleib gestoßen hast. Du leidest jetzt so wie ich. Nur schlimmer. Es war eine Qual für mich mitanzusehen wie sie dir weh tun, aber du bist auf ihrer Seite. Ihr habt alles geplant!", er wird immer lauter und lauter. "Das ist eine Lüge! Ich wusste davon nichts!", brülle ich zurück. "Halt die Klappe! Jetzt! Sofort!", schreit er mich an. Aber ich brülle nur:"Nein! Du glaubst mir ja nicht! Denkst du, dass es mir Spaß gemacht hat dir weh zu tun!? Nein hat es nicht! Gar nichts von dem hier hat mir nur in geringster Weise spaß gemacht! Gar nichts! Ich wollte einzig und allein Drake schützen! Er hat dir nie etwas getan! Warum tust du ihm das an!?". "Ich hab gesagt halt die Klappe!", schreit er und gibt mir eine Ohrfeige. Sofort verstumme ich und fang an zu wimmern. "Geht doch.", sagt er nun etwas leiser, "Also, was denkst du wird passieren, Catherine. Was immer da drin passieren wird, ich hoffe es geht nicht gut für dich aus.". Ich schaue ihn mitleidig an. Er schaut nur kalt.

'Was ist mit ihm passiert? So kenne ich ihn nicht. Ob ich ihn wieder auf die richtige Bahn leiten kann? Wird er mir je wieder vertrauen?'.

Eine Stimme ertönt durch den Fernseher und ich warte gespannt, dass deren Aufgabe ausgesprochen wird. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, aus Angst vor der Aufgabe.

Liam legt einen Arm um mich und zieht mich zu sich. Ich wehre mich nicht. Ich bin völlig konzentriert auf den Bildschirm. Die Stimme ertönt erneut und teilt uns deren Aufgabe mit.

Entführt, verprügelt, missbraucht?Where stories live. Discover now