Kapitel 45

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Katelyn P.O.V.
Ich stehe wie angewurzelt da und bewege mich keinen Centimeter. Ich habe unglaubliche Angst, was gleich geschehen wird. Es scheint so als sei er tausende von Metern von mir entfernt, aber das stimmt nicht. Er ist mir näher als ich denke. Mit jedem Schritt, den er macht, kommt er näher auf mich zu. Ich bin wie paralisiert vor Panik, Schock und Angst. Meine Atmung wird immer unregelmäßiger und, wenn das so weiter geht, hyperventiliere ich noch. Mein ganzer Körper bebt und zittert vor Angst. Ich beobachte Jakes Bewegungen genau und lasse ihn nicht aus meinen Augen.

'Ich weiß nicht, was er vorhat, habe aber Angst davor, denn es wird nichts gutes sein. Ich habe Angst davor, was er mir antun wird. Davor, was er Catherine antun wird. Sie hat schon so viel erlebt und wird dennoch immer wieder bestraft. Wofür nur? Sie tut nur gutes. Sie hat mir geholfen. Zweimal schon. Mich zweimal vor dem Tod gerettet. Sie hat mich aus meinen alten Leben herausgeholt und in ein neues Leben befördert. Ich bin ihr Dankbar dafür. Ich brauche sie. Egal, was gleich passieren wird, ich hoffe Catherine kommt hier lebend raus und diese Männer kommen ins Gefängnis. Ich möchte nicht wissen wie vielen Frauen er schon schlechtes oder gar böses angetan hat. Wie viele Frauen er ermordet hat.'

Ein stechender Schmerz in meinem Unterleib lässt meine Gedanken komplett verstummen. Ich schaue an mir herunter.

Ein Messer steckt auf der rechten Seite meines Unterleibes in meinem Fleisch. Ohne zu überlegen wandert meine Hand dorthin, umklammert das Messer fest und zieht es mit einem Ruck heraus.

Die Augen der Männer beobachten alles. Sie starren mich förmlich an.

Vor Schmerzen laufen Tränen meine Wangen herunter.

Als ich das Messer schnell herausgezogen habe halte ich schnell meine rechte Hand auf die blutende Wunde.

Das Blut läuft an meinem Bein entlang und bildet auf dem Boden eine kleine Pfütze. Die Wunde ist nicht tief, aber trotzdem pocht sie und tut unglaublich weh. Ich lasse mich auf meine Knie fallen und presse meine Augen zusammen.

'Ich werde hier sterben. Sterben, das was ich schon so lange will. Aber dank Catherine hat sich dies geändert. Catherine. Sie muss hier rauskommen und ich kann ihr dabei behilflich sein'.

Ich drehe mich zu ihr um und sehe wie sie mich beobachtet. Sie scheint wieder etwas bei Kräften zu sein und hoffentlich rennen zu können. Sie schaut mich mitleidig und ängstlich an. Ich nehme mir unauffälig das Messer und gehe zu Catherine. Ich schneide sie los. Sie bemerken es nicht. 'Wieso unterhalten sie sich? Sehen sie das nicht? Ich vertraue der ganzen Sache nicht. Da ist doch etwas faul.'.

"Lauf weg und hol Hilfe. Sofort. Viel Glück und schaue nicht zurück, egal was du hören wirst.", flüster ich in Catherines Richtung. Langsam und schwach steht sie auf und rennt dann plötzlich los. Ich lasse mich auf den Stuhl fallen, auf den sie vorher noch gesessen hatte, und schließe meine Augen. 'Ich hoffe so sehr, dass sie entkommt und Hilfe holen kann.'

Nach wenigen Sekunden höre ich Jake schreien:"Scheiße, wo ist sie? Sie konnte fliehen!? Fuck!.". Ich höre Schritte, die auf mich zukommen.

"Du kleines Miststück! Wegen dir konnte sie entkommen! Ich mach dich kalt, du Hure!", brüllt er mich an und auf einmal spühre ich seinen festen Griff an meinem zierlichen Hals. Ich ringe leise nach Luft und umgreife seine Arme mit meinen Händen. Ich versuche mich von seinem starken Griff loszureißen, aber leider vergebens. Meine Augen weiten sich immer mehr und ich werde immer panischer. Er drückt immer fester und fester zu. Er scheint es zu genießen. Meine Kehle schnürt sich zu. Meine Sicht verschwimmt und langsam frisst die Dunkelheit mein Umfeld. Ich sehe noch ein letztes mal in Jakes braune Augen, die voller Hass böse auffunkeln.

Danach falle ich in einen Schlaf, der vielleicht endlos andauern wird.

"Spätzchen, kommst du jetzt mal runter?", höre ich meine Mutter rufen. "Jaa, Mami!", ruft mein damaliges 12-jähriges-Ich zurück. "Ich will los, Spätzchen.". Als ich endlich unten bin, steigen wir ins Auto. Wir sind auf dem Weg zu meiner Tante. Sie hat heute nämlich Geburtstag. Sie ist meine Lieblingstante und gibt mir immer Geschenke. "Wann sind wir da?", frage ich meine Mutter als wir auf der hälfte des Weges sind. "Gleich.", antwortet sie. Es geht alles so schnell. Plötzlich kommt uns ein anderes Auto, ohne Licht, entgegen. Meine Mutter weicht aus und fährt mit einem hohen Tempo gegen einen Baum. Mir wird ein wenig schwarz vor Augen. Ich blicke rüber zu meiner Mutter. Ihr komplettes Gesicht ist voller Blut. Ihre Gesichtsseite lehnt am Vorderfenster. Ihre Augen sind offen und sie schaut starr an mir vorbei. "M-Mami?", stottere ich nur. Ich fange heftig an zu weinen. Ich schluchze und wimmere. Meine Augen voller Tränen und gerötet. "MAMI!", schreie ich plötzlich und will sie umarmen, aber das Auto ist in der Mitte zu schmal. Ich komme nicht durch und kann mich auch nicht hindurch quetschen. Ich bekomme meine Beine nicht raus. Plötzlich spühre ich ein Brecheisen an meinem Bein. Jemand bekommt das Metall des Autos auseinander und zieht mich raus. "NEIN! MEINE MAMA!", schreie ich diese Person an. "Nein!", wimmere ich nun ganz leise und falle auf meine Knie. "Bitte. Nein. Das geht nicht. Sie darf nicht tot sein. Bitte. Lieber Gott, ich brauche meine Mami mehr als du. Mein Vater wird ausrasten und er wird alles an mir rauslassen. Böse sein. Ich kann noch nicht von zuhause weg, weil ich noch zu Jung bin. Bitte. Ich brauche sie. Es tut mir leid, Mom. Ich liebe dich!", flüster ich leise und fange wieder an zu weinen. Dann höre ich die Sirenen der Polizei und des Krankenwagens. Ich bekomme nichts mehr mit. Mein Kopf ist völlig leer und meine Seele nicht hier. Sie ist bei meiner Mutter und verabschiedet sich von ihr. Ein letztes mal habe ich meine Mutter vor meinen Augen, danach schließe ich sie und schlafe vor Erschöpfung ein. Ich träume von ihr. Wie sie mich liebt. Mich umarmt. Mir einen Kuss auf die Stirn gibt und mir sagt, wie sehr sie mich liebt. Ich liege auf der Couch in ihren Armen und entspanne mich vollkommen. Ich falle dabei in einen ruhigen Schlaf.

Catherine P.O.V.
Ich renne immer noch durch den Wald in der Hoffnung eine Straße zu finden oder einem Menschen zu begegnen.

Nach endlosen Metern merke ich langsam wie müde meine Beine sind. Wie müde Ich bin. Gleich werde ich aufhören zu rennen und einfach zusammen sacken. 'Was sie wohl gerade mit Katelyn machen? Ich hätte nicht wegrennen sollen. Das war Feige.'.

Plötzlich stolpere ich über eine Wurzel und ratsche mit meinem Arm an einen Baum entlang. Sofort beiße ich meine Zähne fest aufeinander, um nicht gleich loszuschreien.

Ich schaue mir mein Arm an. Eine große Schürfwunde verziert diesen nun. Ich atme einmal ein und aus und renne dann weiter.

"Catherine! Wo bist du!?", höre ich eine mir nur zu bekannte Stimme wütend schreien. "Ich hätte nicht stehen bleiben sollen.", flüster ich leise.

Ich gehe langsam weiter, da ich nicht mehr rennen kann. Meine Beine tun weh. Sowie der Rest meines Körpers.

Ich werde immer langsamer und langsamer bis ich mich letztendlich an einem Baum abstütze. Ich Atme unregelmäßig und schnell. Mein Herz springt gleich aus meiner Brust. Genauso fühlt es sich an.

"Ich. Werde. Dich. Finden!", Jakes Stimme kommt mir immer näher, aber ich kann nicht mehr rennen. Mein Körper protestiert dagegen. Er ist zu schwach.

Und so lasse ich mich langsam am Baum herunterrutschen, winkle meine Beine an und vergrabe mein Gesich in meinen Händen. Ich warte hier bis Jake mich endlich findet und umbringt. Ich Will einfach sterben. Schon so lange. Nur wegen Katelyn war ich am Leben, aber sie ist wahrscheinlich schon tot.

"Ahh, da bist du ja!", sagt Jake glücklich. Ich höre knackende Äste und rauschende Blätter. Jake kommt näher.

Entführt, verprügelt, missbraucht?Où les histoires vivent. Découvrez maintenant